Rotes Haar - Herz in Gefahr!
eine Zumutung für Molly St. Claire darstellte. Lexie war die Enkelin von Sian Thomas – von der Frau, für die der frühere Duke of Stourbridge Alexander St. Claire seine Ehefrau Molly verlassen hatte. Das alles geschah vor mehr als fünfundzwanzig Jahren, trotzdem waren bis heute nicht alle seelischen Wunden verheilt.
Kurz vor Lucans und Lexies Hochzeit hatten die beiden Frauen zwar beschlossen, die Vergangenheit soweit es irgendwie ging zu begraben, aber es war verständlich, wenn Gideons Mutter noch ihre Schwierigkeiten mit diesem Arrangement hatte.
„Das weiß ich natürlich“, sagte Joey betroffen. „Tut mir leid.“
Ein paar Sekunden blickte er sie wortlos an und nickte dann. „Lass uns an die Arbeit gehen, ja? Also, was wolltest du von mir?“
Ja, was wollte sie eigentlich von ihm …? So einiges!
„Jordan rief an, als du weg warst. Er und Steph sind sicher in L.A. gelandet.“
Gideon nickte. „Er hat mir auf die Mailbox gesprochen.“
Es fühlte sich für ihn merkwürdig an, mit Joey McKinley in diesem besonderen Verwandtschaftsverhältnis zu stehen. Aber Joey und Stephanie waren nun einmal eineiige Zwillinge, auch wenn sie entschieden hatten, äußerlich ganz unterschiedlich aufzutreten.
Gideon hielt Stephanie für eine warmherzige, charmante Person, während ihre Schwester sich meistens wie die Axt im Walde benahm. Nur heute Morgen hatte er zum ersten Mal eine völlig andere Seite an Joey kennengelernt: Sie hörte sich furchtbar einsam und verloren an, als sie davon sprach, wie sehr ihre Schwester ihr fehlte.
In seiner Mittagspause hatte er immer wieder daran denken müssen. Als seine Mutter dann auch noch Erdbeeren mit Sahne als Dessert bestellte, fiel ihm wieder ihr Gespräch über den gut aussehenden jungen Kellner im Café ein, auf den er tatsächlich etwas eifersüchtig war. Die Vorstellung, dass sie sich mit diesem Burschen in roter Seidenbettwäsche tummelte und mit Sahne auf nackter Haut herumexperimentierte, gefiel ihm ganz und gar nicht.
Das Bild von Joey, wie sie nur mit ein paar Klecksen Sahne bedeckt auf einem Bett lag und zu erotischen Spielchen einlud, führte sogar dazu, dass Gideon im Restaurant mit einer hartnäckigen Erektion zu kämpfen hatte! In Gegenwart seiner Mutter! Eine mehr als unangenehme Situation, die er mit einer geschickt platzierten Stoffservierte zu kaschieren versuchte.
„Und wie lief es für dich vorhin im Coffeeshop?“, erkundigte er sich so beiläufig wie möglich. Nur sein Ton klang eine Spur zu spitz.
Beim Gedanken an ihre eigenen verbotenen Fantasien wurde Joey wieder ganz heiß. Ihre Brüste fühlten sich voller und schwerer als sonst an, und die Brustwarzen drückten sich fest gegen den schwarzen Satin-BH.
Sie fuhr mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. „Danke, gut.“
Gideons Lächeln wirkte etwas verkniffen. „Konntest du bei deinem kleinen Verehrer landen?“
Joey hatte ihn vorhin gar nicht gesehen, obwohl sie nicht ausschließen konnte, dass er dort gewesen war. Merkwürdig, aber mit ihren Gedanken war sie die ganze Zeit nur bei Gideon gewesen.
In diesem Moment konnte sie ihm nicht einmal direkt in die Augen sehen. „Ich arbeite noch daran und bleibe am Ball.“
Joey wollte zurück in ihr Büro gehen, doch Gideon war rasch aufgestanden und kam auf sie zu. „Danke für deine Nachricht von Jordan und Stephanie“, sagte er sanft.
„Eine überflüssige Info, wie es scheint“, erwiderte sie mit erstickter Stimme und wusste nicht, wohin sie ausweichen sollte.„Aber das konntest du ja nicht wissen“, fuhr Gideon fort, und Joey kam dieses Gespräch immer irritierender und beunruhigender vor. „Ich weiß jedenfalls zu schätzen, dass du mir gleich nach der Mittagspause Bescheid geben wolltest.“
Sie lächelte verkrampft. „Auch wenn ich dafür unangemeldet in dein Büro geplatzt bin?“
„Auch dann.“ Auf diese kurze Entfernung erschien sie ihm plötzlich sehr zierlich, fast zerbrechlich. Das passte so gar nicht zu der demonstrativ spöttischen, vorlauten Art und der selbstbewussten Haltung. Ein ziemlich eklatanter Widerspruch, mit dem Gideon im Augenblick wenig anfangen konnte – außer, dass er ihn interessant fand.
Nun war ihm schon ein kurzer Einblick in ihr Seelenleben gewährt worden, und er war buchstäblich auf den Geschmack gekommen. Vermutlich hatte Joey sich im Laufe der Jahre einen Selbstschutzmechanismus aufgebaut, der ihr den Weg auf der Karriereleiter erleichterte. Und hinter dieser Fassade versteckte
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