Rotes Haar - Herz in Gefahr!
recht beeilen, um auf jeden Fall verschwunden zu sein, bevor er aus dem Lift trat.
Doch da der Reifen auf der Fahrerseite plötzlich ohne Luft war, kniete Joey auf dem ölfleckigen Betonboden und löste gerade die letzte Radmutter. Als sie zuerst das Öffnen der Lifttüren hörte und dann aus schreckgeweiteten Augen Gideon auch noch direkt auf sich zukommen sah, fluchte sie undamenhaft in sich hinein.
„Ich komme ganz gut allein zurecht“, versicherte sie ihm grimmig, ehe er überhaupt den Mund aufmachen konnte.
„Soll ich dir vielleicht nicht doch …?“
„Nein!“
Ihre Vehemenz entlockte ihm ein Grinsen, das er schnell verbarg. Es brachte schließlich nichts, sie noch mehr zu provozieren. „Aber eventuell könnte ich …“
„Steig einfach in deinen verflixten Wagen und fahr los, damit ich hier in Ruhe arbeiten kann!“ Aus gefährlich blitzenden Augen sah sie zu ihm hoch.
Er wäre ihrer Bitte auch nachgekommen, wenn er zumindest im Ansatz das Gefühl gehabt hätte, Joey könnte allein einen Ersatzreifen aufziehen. Aber wie es aussah, überschätzte sie sich total. Molly St. Claire hatte ihren drei Söhnen stets eingebläut, einer Dame in Not, ohne zu zögern aus jeder misslichen Lage zu helfen. Die drei sollten sich grundsätzlich wie Gentlemen benehmen. Und ob es Joey nun gefiel oder nicht, sie war definitiv eine Dame in Not.
Gideon würde keine Frau, deren Auto nicht mehr fahrtüchtig war, an einem Winterabend allein in einer Parkgarage zurücklassen. Ehrensache!
„Rück zur Seite“, verlangte er und hockte sich neben sie. Doch der Versuch, ihr den Schraubenschlüssel aus der Hand zu nehmen, scheiterte kläglich. Joey ließ einfach nicht locker.
„Jetzt sei nicht kindisch, und gib mir endlich das Werkzeug!“ Gereizt starrte Gideon sie an, doch Joey erwiderte ungerührt seinen Blick.
„Ich bin überhaupt nicht kindisch. Mir passt es nur nicht, wie ein kleines Weibchen behandelt zu werden, dem ein starker Mann aus der Patsche helfen muss.“
„Würde es helfen, wenn ich dir versichere, dass mir ein Panzer hilfloser vorkommt als du?“, knurrte er sarkastisch.
Um ihren Mund zuckte es verdächtig, weil er schon wieder einen militärischen Begriff benutzte, um sich als Retter in der Not anzubieten, ohne wenigstens einen Anflug von Humor zu zeigen. Doch wie bei seinem Vergleich mit den Bodentruppen klang es nur unbeholfen und nicht witzig.
„Wir befinden uns hier nicht im Krieg, Gideon“, erinnerte sie ihn etwas spitz.
„Ach nein?“
„Nein.“
„Dann zeig dich auch nicht länger stur und feindselig, und gib sofort den Schraubenschlüssel her“, wiederholte er herausfordernd.
Zögernd ließ sie das schwere Metallteil in seine offene Hand gleiten und hockte sich auf die Fersen, während er scheinbar mühelos die letzte Schraube an ihrem defekten Rad lockerte. Dann stand er auf und holte den Reservereifen aus dem Kofferraum.
„Bist du nicht schrecklich genervt, wenn dir so etwas passiert?“, versuchte sie ein Gespräch zu beginnen, das nicht wieder in einem verbalen Zweikampf enden sollte.
Gideon nahm ihre mühsam gezügelte Ungeduld stumm zur Kenntnis und lächelte in sich hinein. „Du kannst ja nichts dafür, wenn ausgerechnet die letzte Schraube völlig verrostet ist.“
Oh, ich hasse es, wenn ich meine Probleme nicht selbst geregelt bekomme! dachte sie frustriert.
„Heute Morgen war das Auto noch in Ordnung“, murmelte sie und tat so, als untersuchte sie den defekten Reifen nach Löchern. Aber aus dem Augenwinkel sah sie heimlich zu, wie Gideon konzentriert vor sich hin arbeitete. Seine Muskeln auf dem breiten Rücken spielten unter dem weißen Hemd, dessen Ärmel er lässig hochgekrempelt hatte. Zu ihrem Erstaunen gelang es ihm tatsächlich, seine makellose Kleidung sauber zu halten. Nur am Mundwinkel entdeckte Joey einen kleinen schwarzen Fleck, den er bestimmt seinen verschmutzten Händen verdankte.
„Bitte sehr.“ Sorgfältig verstaute er das Werkzeug wieder im Seitenfach ihres Kofferraums und lud auch das beschädigte Rad ein.
Joey schluckte. „Danke für die Hilfe.“
„Kein Problem.“
„Trotzdem nett von dir.“
Er verzog den Mund. „Wenn man bedenkt, wie sehr du dich anfangs gesträubt hast.“
„Weil du wie immer einfach alles in die Hand nimmst, ohne zu fragen, ob deine Hilfe überhaupt erwünscht ist.“
„So wie beim Rufmord an deiner Schwester, willst du sagen?“
Sein versöhnlicher Tonfall überraschte sie.
„Ja“, stimmte sie zögernd
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