Rotes Haar - Herz in Gefahr!
sich offenbar ein tiefgründiges Wesen, das ihr ermöglichte, so sanft und bezaubernd wie ein Engel zu singen.
Auch ihre Körpergröße hatte er überschätzt. Sie reichte ihm ja gerade mal bis zum Kinn … Halt! Heute Morgen war sie größer gewesen.
Er trat einen Schritt zurück und sah an ihr herunter. „Du hast ja gar keine Schuhe an.“
Selbst ihre Füße waren außerordentlich hübsch, fand Gideon. Schlanke wohlgeformte Fesseln, gerade schmale Zehen und pink lackierte Nägel.
„Ich habe die Angewohnheit, sie auszuziehen, sobald ich mich hinsetze“, erklärte sie.
„Das erscheint mir im Büro ein wenig … ungewöhnlich.“ Zudem erschien es ihm viel zu intim und gefährlich, wie er sich widerstrebend eingestand.
Joey schüttelte den Kopf. „Ist es dir denn noch nicht aufgefallen? Ich bin insgesamt ziemlich ungewöhnlich.“
Viel zu viele Dinge waren ihm in Bezug auf diese unkonventionelle Frau bereits aufgefallen! Ihre weichen Haare, die zarte, helle Haut, die wohlgerundeten Brüste unter ihrer Bluse. Aufreizende Kurven und einladende Lippen. Ein süßer kleiner Po …
Zwischen ihnen wuchs eine spürbare Spannung, und Joey traute sich kaum, zu atmen. Dabei hätte sie Gideon am liebsten wie selbstverständlich die Arme um den Hals gelegt und sich an seine breite Brust geschmiegt. Sie ahnte längst, wie gut sich seine Muskeln unter ihren Fingerspitzen anfühlen würden. Warm und fest, wie mit Samt überzogener Stahl.
Ihre ausschweifende Fantasie wurde immer gefährlicher! Besonders nachdem ihr Verstand ohnehin schon seit heute Morgen verrückt spielte. Aber sie konnte sich keinen Millimeter rühren, weder vor noch zurück. Die verführerische Hitze, die von ihm ausging, zog sie magisch an. Und mit seinem schönen, kantigen Gesicht und den ausdrucksstarken Augen hielt er ihren Blick gefangen. Gideon wirkte nicht mehr so barsch wie vorhin, sondern aufmerksam und zugewandt. Was wäre, wenn er sie jetzt einfach küsste?
Es klopfte an die Tür, die in der nächsten Sekunde gleich geöffnet wurde.
„Gideon, ich … Oh!“
Eine Mitarbeiterin dieser Etage, May Randall, platzte herein und blieb mit weit aufgerissenen Augen stehen. Hastig sah sie von einem zum anderen. „Ich komme später wieder“, verkündete sie mit brandroten Wangen und rauschte hinaus.
Mays unerwarteter Auftritt wirkte wie eine eiskalte Dusche.
Erschrocken stellte Gideon fest, dass er Joey McKinley um ein Haar geküsst hätte. Was um alles in der Welt …? Er mochte sie doch nicht einmal.
Frauen sollten für ihn so ähnlich sein wie der Weißwein, den er so gern trank: kalt und trocken mit nur einer Spur von Wirkung auf seine Sinne. Aber Joey besaß die explosive Qualität eines schweren Rotweins: vollmundig, fruchtig mit einem Hauch Natursüße im Geschmack. Ein fataler Angriff auf alle Sinne, der zweifelsfrei zu einem heftigen Kater am nächsten Tag führen würde!
Gideons angespannter Miene konnte Joey unschwer entnehmen, dass er diesen friedlichen Moment der Nähe mit ihr jetzt schon zutiefst bereute. Es war nicht zu übersehen, wie seine Arroganz und Verärgerung zurückkehrten.
Sie selbst war immer noch fasziniert von der Art, wie seine Augen sich gerade eben verändert hatten. Sie leuchteten wie die ihres geliebten Drachen …
4. KAPITEL
„Und was schlägst du vor, wie wir May diese kleine Szene erklären sollen?“, brauste Gideon plötzlich auf und war damit wieder ganz der Alte. Kalt, zurückweisend und starrsinnig. Die Wärme war aus seinen Augen verschwunden, so als hätte Joey sich alles nur eingebildet.
„Was gibt es da zu erklären?“, konterte sie sofort. „Wir beide haben uns doch nur miteinander unterhalten.“
„Allerdings standen wir viel zu dicht beieinander, als dass es sich um eine geschäftliche Besprechung handeln könnte.“
Missmutig stellte Gideon fest, dass er nach nur einem gemeinsamen Arbeitsmorgen mit Joey bereits drohte, den Verstand zu verlieren. Was für eine Erklärung sollte es sonst für den fast übermächtigen Impuls geben, sie zu küssen? Was für ein Gedanke! Seinen Verstand konnte er unmöglich eingeschaltet haben, als er mit hungrigen Blicken an ihren feuchten, rosafarbenen Lippen hing.
„Ach, vergessen wir das einfach“, schlug Joey vor. „Aus Erfahrung weiß ich, dass die Leute ohnehin denken, was sie wollen. Ganz egal, was du dazu sagst. Also warum sich in fadenscheinigen Erklärungen verlieren?“
Verwundert bemerkte er den unterschwelligen Zynismus in ihrer Stimme
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