Rotes Haar - Herz in Gefahr!
beleidigen, Gideon? Soweit ich mich erinnere, haben wir uns praktisch gegenseitig die Klamotten vom Leib gerissen.“
An ihre unverblümte direkte Art würde er sich wohl nie gewöhnen können. Er fand sie zwar amüsant, aber auch ein wenig beängstigend.
„Wir haben uns doch nicht die Klamotten vom Leib gerissen“, widersprach er halbherzig.
„So gut wie“, behauptete sie mit fester Stimme.
Wieder einmal zuckte es um seine Mundwinkel, obwohl er unbedingt ernst bleiben wollte. „Okay … und ein paar Knöpfe eingebüßt“, räumte er ein. „Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings klarstellen, dass ich normalerweise über sehr viel mehr Selbstkontrolle verfüge.“
„Oh, das glaube ich sofort. Du gibst dem Wort Selbstkontrolle eine völlig neue Bedeutung.“
„Daher bereue ich auch zutiefst, was heute geschehen ist“, gestand er.
Das traf Joey mehr, als sie zugeben mochte. „Sag mal, Gideon, dauern deine Beziehungen eigentlich lange?“
„Wie bitte?“, fragte er überrascht.
„Ich möchte wissen, ob deine Beziehungen lange halten“, wiederholte Joey langsam.
Auch wenn er unverschämt attraktiv war, eine umwerfende Ausstrahlung besaß und in erotischer Hinsicht ausgesprochen versiert war, konnte sie ihn sich trotzdem nicht als festen Partner einer Frau vorstellen. Wer wollte es schon mit einem Mann aufnehmen, der ständig alles zu Tode analysieren musste?
Ihm schien diese Frage nicht zu gefallen. „Ich hielt es stets für ratsam, in Bezug auf längere Bindungen absolut ehrlich zu sein.“
Seine ausweichende Erklärung stellte Joey nicht zufrieden. „Was ist denn für dich eine Beziehung ?“
„Ich würde es vielleicht eher als Interessengemeinschaft bezeichnen“, wich er aus.
Sie lachte. „Eine Interessengemeinschaft? Das klingt eher nach einer juristischen Vereinbarung als nach einer Beziehung.“
„Wahrscheinlich, weil ich es auch genauso betrachte.“
„Und wie lange dauern dann deine Interessengemeinschaften an?“, hakte sie nach.
Irritiert zog er die Stirn kraus. „Ich weiß bereits nach dem ersten Date, ob ich eine Frau wiedersehen möchte oder nicht.“
„Ob du noch mal mit ihr ins Bett willst, meinst du?“
„Genau.“
Fasziniert starrte sie ihn an. „Kein Wunder, dass du mit vierunddreißig noch Single bist.“
„Das habe ich mir so ausgesucht“, erklärte er mit zusammengebissenen Zähnen.
„Rede dir das ruhig weiter ein, Gideon“, spöttelte Joey und begann damit, das Geschirr abzuräumen und in der Spülmaschine zu verstauen. „Ich persönlich kann mir kaum vorstellen, dass eine Frau sich ein zweites Mal mit dir trifft, nachdem du ihr deinen Vortrag über gemeinsame Interessen gehalten hast.“
Ihm war schleierhaft, wie dieses Gespräch eine so unangenehme Wendung hatte nehmen können. Er hatte nicht vorgehabt, über seine Privatangelegenheiten zu reden. Aber gegen Joey McKinleys Art, die Dinge auf den Tisch zu bringen, war er scheinbar machtlos.
„Ich sollte vermutlich froh sein, dass du mir dieses merkwürdige Arrangement nicht vorgeschlagen hast.“
Jetzt war er auf der Hut. „Was hättest du denn darauf geantwortet?“
„Rate mal!“, erwiderte sie frech.
Minutenlang sahen sie sich schweigend in die Augen, und in Joey fand eine Veränderung statt. Sie wirkte irgendwie wütend, und schließlich richtete sie sich entschlossen auf. „Würdest du mich bitte zurück zum Studio fahren, damit ich mein Auto abholen kann?“, bat sie tonlos.
„Das kann ich machen, ja. Aber nur, wenn wir anschließend gemeinsam in deiner oder meiner Wohnung übernachten.“
„Gideon …“
„Darüber wird nicht verhandelt, Joey!“
Das war ihr längst bewusst, und sie war dankbar für seine Hilfe. Auch wenn sie sich kaum vorstellen konnte, dass es gut gehen würde, wenn sie nur einen Raum voneinander entfernt schliefen. Gegensätze zogen sich eben an …
„Gut“, willigte sie ein. „Dann fahren wir eben zu mir. Aber erwarte nicht, dass ich die treu sorgende Gastgeberin spiele und dir das Bett überlasse! Das wird nicht geschehen.“
Gideon grinste schief. „Etwas anderes habe ich von dir nicht erwartet.“
„Schön, dass du nicht enttäuscht bist.“
Nachdenklich schlenderte Gideon durch sein Luxusapartment und begann damit, eine Übernachtungstasche zusammenzupacken. Ohne es zu wissen, hatte Joey den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie überraschte ihn, schockierte ihn sogar manchmal, und sie entfachte eine ungeheure Leidenschaft in ihm. Aber nichts
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