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Rotes Leben (German Edition)

Rotes Leben (German Edition)

Titel: Rotes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnyb
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mich in einer riesigen Empfangshalle. So geräumig hatte ich mir das auf den ersten Blick nicht vorgestellt.
Sah das Schloss von außen baufällig und heruntergekommen aus, war ich mehr als überrascht, innen ein modern gestaltetes, minimalistisch eingerichtetes Ambiente vorzufinden. Meine Laune besserte sich erheblich, denn die Aussicht, ein Zimmer mit kalten, schimmeligen Wänden und allerlei tierischen Untermietern vorzufinden, hatte meine Stimmung ziemlich in den Keller gedrückt.
In der weitläufigen Halle befand sich in einer Ecke ein offener Kamin, in dem ein munteres Feuer prasselte. Ein Mann mittleren Alters, mit Schnauzbart, saß in einem der hohen Ohrensessel, die um den Kamin herum verteilt waren, und las in einer Tageszeitung. Er blickte kurz auf, sah mich an, und widmete sich ohne Gruß wieder seiner Lektüre. Wirklich nicht sehr höflich, aber egal, nach Konversation war mir eh nicht.

Der Bucklige forderte mich auf ihm zu folgen und ich drückte die Laptoptasche an mich, während er sich an meinem Koffer zu schaffen machte. Scheinbar mühelos hob er das schwere Gepäckstück an und ich musste mich beeilen, um ihm zu folgen.
Auf der Empfangstheke lag ein Schlüssel, und er griff sich diesen. Keine Frage, wer ich war oder sonst irgendwas. Irritiert folgte ich ihm weiter. Ein breiter Gang führte aus der Halle. Der dunkle Dielenboden knarrte unter unseren Füßen.
Die Wände wurden von Spiegeln gesäumt, die sich in ihrem Gegenüber wider fanden. Durch die präzise Ausrichtung war das ein unglaublicher Anblick. Mehrere Türen unterbrachen die Reihe der Spiegel. Ich hatte nicht gezählt aber es müssen mindestens zwanzig gewesen sein.

Der bucklige Diener bog um die Ecke. War es in dem bisherigen Gang hell und freundlich gewesen, wurde dieser nur von wenigen Lampen schummrig ausgeleuchtet.
Hier waren die Wände mit Bildern geschmückt. Alte Bilder, die auf mich wie eine Ahnengalerie wirkten.
Die Gesichter auf den Porträts waren von so reiner Schönheit, dass ich nur schwer den Blick von den abgebildeten Männern und Frauen wenden konnte. Fast elfenhaft schienen sie und der Maler hatte es geschafft ein magisches Licht festzuhalten, welches die Personen umgab.
Dass mich die Personen aus diesen Bildern ansahen und mit ihren Blicken zu verfolgen schienen, war mir aber dennoch nicht unangenehm. Die Statuen im Park dagegen hatten mir Angst eingejagt.

Eines der Bilder hatte mich besonders gefesselt. Es zeigte einen schlanken, jungen Mann. Er trug ein für die abgebildete Epoche typisches, enganliegendes Beinkleid, das sich aufregend an seine Schenkel schmiegte.
Eine schmal geschnittene schwarze Jacke und darunter ein weißes Rüschenhemd, welches für die damalige Zeit ungebührlich weit geöffnet war und eine glatte, haarlose Brust präsentierte, vervollständigten seine Bekleidung.
Schulterlanges, schwarzes Haar hing ihm ins Gesicht. Ein Gesicht, welches eben und rein wirkte und dennoch sinnlich und verwegen.
Er schien traurig und sein Blick nahm mich so gefangen, dass ich auf den Buckligen prallte, der urplötzlich stehen geblieben war. Dieser gab einen knurrenden Laut von sich und schloss umständlich die Tür auf, vor der er so abrupt angehalten hatte.
Nummer dreizehn, eine Zahl, die in jedem Hotel der Welt wie die Pest gemieden wurde. Sollte ich beunruhigt sein? Nein! Ich entschied, es einfach zu ignorieren, denn dreizehn war nicht unbedingt mit Unglück gleichzusetzen.

Die Tür schwang lautlos auf und der Diener schaltete die Deckenbeleuchtung ein.
Ein Zimmer, welches geschmackvoll und gemütlich eingerichtet war, offenbarte sich mir. Warme, männliche Erdtöne herrschten vor. Mein Blick wurde von dem großen Himmelbett förmlich angezogen. Dunkles Holz traf auf schwere, champagnerfarbene Wildseide. Das Bett war mit unzähligen Kissen bestückt, die dazu einluden, sich in ihnen zu wälzen.
Eine gemütliche Sitzgruppe und ein kleiner Kamin, in dem ebenfalls ein Feuer prasselte, verliehen diesem Zimmer ein behagliches Aussehen.
Der Diener stellte meinen Koffer mitten in den Raum und ich durchsuchte umständlich meine Hosentaschen nach dem obligatorischen Trinkgeld.
Ein kurzes Lächeln, welches irgendwie linkisch wirkte, umspielte seinen nicht hängenden Mundwinkel und schon drehte er sich um und verschwand.

Ich schloss hinter ihm die Tür, nicht ohne noch einen Blick auf das Gemälde zu werfen. Der junge Mann schien mich interessiert und neugierig zu mustern. Hatte er nicht eben noch traurig ausgesehen?

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