Rotes Leben (German Edition)
Verstand hatte keine Angst registriert.
Intensiver konnte man wirklich nicht träumen.
Meine Blase meldete sich und ich schlug das Federbett zurück. Ich dachte ich sehe nicht recht. Eingehüllt in ein weißes Nachthemd, das bis zu meinen Füßen reichte, mit Rüschen an den Handgelenken und auch am Hals, lag ich in den weichen Kissen. Unterwäsche? Fehlanzeige! Was zum Henker ging hier vor sich?
Mir wurde gerade übel und schwindelig war mir auch.
Ich wankte ins Bad und stütze mich am Waschbecken ab. Aus dem Spiegel sah mich ein ziemlich blasser, junger Mann an. Dieses lächerliche weiße Hemd verstärkte den Effekt noch. Ich öffnete den Mund und untersuchte ihn nach Wunden, aber ich konnte nichts erkennen. Zum Pinkeln musste ich mich setzen, weil meine Beine mir nicht gehorchten. Mein Magen knurrte und riesiger Hunger packte mich.
Ich begab mich zurück ins Schlafzimmer und suchte meine Kleidung, aber alles, was ich fand, waren die altertümlichen Kleidungsstücke aus meinem Traum. Wohl oder übel zog ich sie an und wusste nicht recht, was ich davon halten sollte. Was war das jetzt? Ein Traum im Traum oder war es vielleicht doch
Realität?
Blutiges Mitternachtsmahl
Mit zitternden Knien öffnete ich meine Tür. Kaum wagte ich einen Blick nach oben zum Bild. Aber natürlich konnte ich es nicht lassen. Das Bild war leer. Nur der Park war zu sehen und die Bank, auf der er sonst gesessen hatte.
Noch merkwürdiger ging es wohl nicht. Langsam schritt ich den Flur hinunter. Bei jedem Schritt hallte es unter meinen Sohlen. Ungewohnt war das Laufen darin, weil sie einen kleinen Absatz hatten.
Als ich einen Blick auf die anderen Bilder warf, waren auch diese alle leer. Nicht eine der hier eigentlich abgebildeten Personen war zu sehen. Doch halt, auf einem konnte ich gerade noch erkennen, wie sich die Dame mit ihren rauschenden Gewändern durch die Tür im Hintergrund zwängte. Musik war kurz zu hören. Ich hatte das Gefühl, als würde sie mir zuzwinkern, bevor sie die Tür hinter sich schloss und die Musik verstummte.
Ich rieb mir die Augen und immer mehr glaubte ich, dem Wahnsinn näher zu kommen. Mein Magen knurrte noch lauter und ich begab mich auf direktem Weg in den Speisesaal. Dunkel war es hier. Sicher, warum sollte auch mitten in der Nacht jemand anwesend sein.
Dann würde ich mir eben selbst was zaubern. Ich begab mich in die pieksaubere Küche und durchsuchte den Kühlschrank. So gut dieser auch gefüllt war, nichts davon traf meine Vorstellungen.
Gerade wollte ich enttäuscht die Tür wieder schließen, als mein Blick auf ein großes Stück Rindfleisch fiel. Blutig war es und der metallische Duft stieg mir verführerisch in die Nase. Ich nahm den Teller heraus und roch daran. Einen berauschenderen Duft hatte ich noch nie wahrgenommen.
Verlangend knurrte mein Magen und das Wasser lief mir im Mund zusammen. Mein Herz begann zu rasen und ich konnte nicht einmal mehr abwarten, mir Messer und Gabel zu besorgen. Ich biss einfach hinein und meine Geschmacksnerven schienen zu explodieren.
Das Blut lief köstlich aus dem Fleisch verteilte sich in meinem Mund und ich genoss diesen neuen, einzigartigen Geschmack. Wie ein hungriger Wolf schlang ich das Fleisch hinunter und fühlte mich danach besser denn je. So gestärkt wollte ich jetzt ganz gern wissen, wo alle Menschen aus den Bildern hin verschwunden waren ...
Spieglein, Spieglein an der Wand ...
Als ich den Gang mit den Spiegeln betrat, blieb ich wie angewurzelt stehen. In den reflektierenden Flächen sah ich sie, wie sie miteinander tanzten. Es schien ein rauschendes Fest zu sein. Ich stand mitten in diesem Gang, zwischen all den silbern hinterlegten Scheiben, trotzdem waren nur sie darin sichtbar. Wo war mein Abbild? Die Male davor hatte ich sehr wohl ein endloses Bildnis erzeugt.
Plötzlich, ganz hinten, durch die tanzende Menge erblickte ich ihn, Samael. Er stand da und beobachtete mich mit diesem sinnlichen Lächeln im Gesicht. Jetzt ging er weiter und verschwand aus dem Blickfeld dieses Spiegels.
Ich eilte den Gang entlang, bis ich vor einem weiteren Rahmen stand. Es war der Zweite von insgesamt zwanzig. Samael war noch nicht zu sehen, doch dann schlenderte er lasziv in mein Blickfeld.
Eine junge Schönheit in einem Traum von Ballkleid rang ihm ein paar Tanzschritte ab und ich genoss, welche Anmut er beim Tanz ausstrahlte. Dennoch schien er mich nie aus den Augen zu verlieren.
So hangelten wir uns von einer glänzenden Scheibe zur nächsten. Bei jedem
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