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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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hätte auch aus der Gegenwart stammen können. Oder aus der Zukunft. Melancholie ist zeitlos. Und gefährlich. Eigentlich gibt es keine Zeit und keinen Ort für Schwermut.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Winter.
    »Besser.«
    »Mehr von der Prostitution gehört?«
    »Nein, die ist jetzt abgetaucht.«
    »Sie ist mit den Schüssen auf Jimmy verschwunden.«
    »Scheint so.«
    »Was sagt uns das?«
    »Dass unsere Opfer damit zu tun hatten.«
    »Alle?«
    »Das ist eine sehr gute Frage.«
    »Hiwa Aziz, Jimmy Foro, Said Rezai, Shahnaz Rezai, Hama Ali Mohammad.«
    »Alle oder einige oder keiner.«
    »Plus die beiden Verschwundenen. Alan Darwish und Hussein Hussein.«
    »Zählst du Alan Darwish zu den Verschwundenen?«
    »Noch ja. Abgehauen und verschwunden.«
    »Ich komme mir richtig blöd vor, Erik.«
    »Hättest du ihn einholen können?«
    »Nein.«
    »Es war mein Fehler. Ich hab die Zentralverriegelung geöffnet. Ich hab meine Tür geöffnet.«
    »Ja, okay. Aber wer hätte voraussehen können, dass der Junge türmt?«
    »Nicht mal er selber.«
    »Nein. Aber wir sollten ihn so bald wie möglich fangen.«
    »Sonst?«
    »Genau. Was sonst?«
    »Ihm wird es auch schlecht ergehen.«
    »Vorstellbar.«
    »Wie dem jungen Hama Ali.«
    »Ist da etwas, das wir verstehen sollten, Erik?«
    »Alan führt uns zu einem Mörder.«
    »Mozaffar Kerim?«
    »Ist er ein Mörder, Bertil?«
    »Das kann ich mir schwer vorstellen.«
    »Dann hat er schlechte Karten.«
    »Wollen wir ihn einbestellen?«
    »Nein, jetzt nicht. Der Staatsanwalt hat nichts in der Hand, um ihn in Untersuchungshaft zu nehmen.«
    »Das wissen wir nicht, Erik.«
    »Ein Verhör würde nichts bringen. Noch nicht.«
    »Du wartest den Abend ab?«
    »Ja. Ein neuer Name oder ein alter.«
    »Reinholz?«
    »Der Verdacht wegen dieser vielen Minuten reicht nicht.«
    »Wir können ihn einbestellen.«
    Winter antwortete nicht. Die Musik war verstummt, und er ging in die Ecke, wo der Panasonic-Player stand, und legte eine neue Disc ein, Like Someone In Love .
    »Warum sollte Kerim zum Mörder geworden sein?« Er drehte sich um.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was für eine Beziehung hatte er zur Familie Aziz?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Haben wir versucht, das herauszufinden?«
    »Ja.«
    »Vielleicht wissen wir längst das Bisschen, das es zu wissen gibt.«
    »Vielleicht.«
    »Warum sollte Mozaffar Kerim zum Mörder geworden sein?«, wiederholte Winter. »Warum?«
    »Was gehört womit zusammen?«, sagte Ringmar.
    »Nimm die Prostitution. Wir haben wirklich alles versucht, um an die etablierten Gangs heranzukommen, aber sie sind es nicht, sie können es nicht sein. Nicht dieses Mal, nicht gerade dieser Ring. Was sagt uns das?«
    »Dass es eine andere Gang war. Eine Gang abseits der etablierten.«
    »Jimmy, Hiwa. Sie haben ja zusammengearbeitet. Vielleicht Said. Falls er nicht nur ein Kunde war, der sich zur falschen Zeit am falschen Ort befand.«
    »Wie seine Frau.«
    »Warum seine Frau umbringen? Und auf die Weise?«
    »War sie darin verwickelt?«, sagte Ringmar.
    »Verwickelt in was? Die Prostitution?«
    »Ihr Mann war ein kleiner Gauner, aber der Schritt bis … ich weiß nicht.«
    »Niemand weiß es«, sagte Winter, »aber das ist es nicht. Es ist etwas anderes. Es ist das Schweigen.«
    Ringmar nickte.
    »Niemand sagt was. Daran sind wir gewöhnt, das ist eigentlich die Zusammenfassung dieses verdammten Jobs. Aber jetzt ist es wirklich still . Herr im Himmel, Bertil, die Leute rennen lieber in den Wald, statt etwas zu sagen.«
    Ringmar lachte auf, sehr kurz, ein Lachen, das die Vorhänge zum Flattern zu bringen schien.
    »Es ist Angst«, fuhr Winter fort. »Wovor haben sie Angst? Warum haben alle Angst?«
    »Du hast ›wovor‹ und nicht ›vor wem‹ gesagt.«
    »Haben sie Angst davor, dass es ihnen selber an den Kragen geht?«, sagte Winter. »Oder ist es etwas anderes?«
    »Was sollte das sein?«
    »Angst davor, dass die Wahrheit herauskommt, Bertil.«
    »Die Wahrheit?«
    »Die Wahrheit über die Morde. Die Schüsse in Jimmys Laden. Was wirklich dahintersteckt. Die Wahrheit. Sie ist schlimmer als alles andere.«

    Ein Kind zu verlieren ist schlimmer als alles andere. Einen Sohn. Ediba Aziz hatte ihren Sohn verloren. Winter fragte, wie es ihr ging. Es war Abend, eigentlich schon zu spät dafür. Die Dolmetscherin, die sich mit Parwin vorgestellt hatte, übersetzte. Möllerström hatte die Dolmetscherzentrale angerufen, und die hatte Parwin geschickt. Sie schien nicht sehr viel

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