Rotes Meer
ja.
Wenn ich dort geblieben wäre, wo mein Schulhof war, dann hätte ich mein Leben niemals verloren, bevor es vorbei ist. Verstehen Sie? Wenn die Zeit stehengeblieben wäre oder ein netter Mensch die Zeit angehalten hätte, genau in dem Augenblick. Warum sind nicht alle Menschen nett?, habe ich damals gedacht.
Diese schrecklichen Sachen. Sie wollen, dass ich von den schrecklichen Sachen rede, nicht wahr? Das habe ich doch schon die ganze Zeit getan!
Aber wenn alles zu spät ist, ist es leichter von allem zu sprechen. Habe ich ein einziges Mal geweint? Ich werde weinen, aber nicht an diesem Tisch, nicht in diesem Zimmer. Ich finde es gut, dass es so dunkel ist. Ich kann Sie kaum sehen, und das ist gut.
In solchen Räumen haben wir uns aufgehalten.
Das ist noch gar nicht so lange her.
Und als es vorbei war, konnte ich es nicht vergessen und ich war nicht allein. Dann entschieden wir, was wir tun wollten, aber daraus wurde nichts, es wird nie so, wie man es sich vorgestellt hat.
34
D ies ist die einzige Ausnahme, die ich mache und jemals machen werde, Winter.«
Winter hielt das Handy, aus dem Brors Stimme schallte, zwanzig Zentimeter vom Ohr entfernt. Angela zuckte zusammen. Lilly und Elsa schauten auf. Die Segelboote, die draußen auf Reede gelegen hatten, drehten ab. Selbst wenn Bror streng geheime Ausnahmen machte, war es doch eine Mitteilung an die ganze Welt.
»Hast du mit Abdullah gesprochen?«, fragte Winter.
»Was zum Teufel denkst du denn? Um wen geht es denn sonst?«
»Wo und wann?«, fragte Winter.
Als sie nach Hause kamen, rief Winter Öberg an. Während er darauf wartete, dass abgehoben wurde, spürte er das Salz in seinem Haar, das es struppig machte. Die Kopfschmerzen waren verschwunden. Vielleicht hatte er keinen Tumor. Vielleicht war es Migräne, die er von all dem bekam. Unter anderem von diesem Telefongespräch. Vielleicht war er allergisch geworden. Es kam und ging.
»Wie war das mit dem Blut?«
»Der Generalist sagt, dass es definitiv zwei DNA -Profile gibt.« Generalist nannte Öberg seinen Ansprechpartner beim Kriminaltechnischen Labor in Linköping, mit dem er bei allem, was die Ermittlung berührte, Kontakt hatte. Das war einfacher so.
»Und nichts in den Karteien?«
»Nein, Hiwa auch nicht.«
»So weit hat er es in seiner Karriere noch nicht gebracht«, sagte Winter.
»Leider.«
»Es gibt also noch eine Person. Wie viel Blut war es?«
»Das weiß ich noch nicht. Es ist klar, dass es Blut ist, aber mehr nicht.«
»Am logischsten wäre, dass es vom Mörder stammt«, sagte Winter. »Vielleicht erfahre ich heute Abend etwas darüber.«
»Was passiert da?«
»Ich werde einen Informanten treffen.«
»Brors Geheimnis?«
»Ja.«
»Das ist ja ein Ding. Sei vorsichtig.«
»Ist die Sache gefährlich, Erik?«
»Nein.«
»Du hast mir versprochen, mich nicht anzulügen. Vor allen Dingen dann nicht, wenn es um deine Arbeit geht.«
»Das habe ich versprochen.«
»Also, ist es gefährlich?«
»Ich kann es mir nicht vorstellen, Angela. Wir sind nur zu dritt, Bror, ich und die Person.«
»Wo findet das Treffen statt?«
»An einem abgelegenen Ort, aber das ist gut. Wir stehen unter Aufsicht.«
»Warum nicht im Büro dieses Polizisten? Oder in deinem?«
»Dazu wäre die Person nicht bereit.«
»Entscheidet die das?«
»Nein, aber wir wissen nicht mal, wer er ist. Diesmal muss es nach seinen Bedingungen gehen.«
»Mir gefällt die Sache nicht.«
»Wem gefällt die schon?«
»Kannst du ihn nicht … Bror die Arbeit allein machen lassen? Du hast doch gesagt, es ist seine Quelle oder wie das heißt. Dann lass ihn doch mit seiner Quelle reden.«
»Ich will dabei sein.«
»Warum?«
»Weil ich überzeugt bin, dass es mit meinem Fall zusammenhängt. Diese Quelle hat Informationen, die mir helfen können. Es ist nicht sicher, dass Bror das allein herauskriegt.«
»Wenn überhaupt jemand, dann er«, sagte Angela.
»Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Versprichst du mir, vorsichtig zu sein?«
»Es besteht keine Gefahr, Angela.«
»Habt ihr Leute dabei, Polizisten?«
»In einem größeren Umkreis ja.«
»Was bedeutet größerer Umkreis?«
»Wenn er versucht abzuhauen, entkommt er nicht.«
Ringmar und Winter trafen sich in Winters Büro. Trane’s Slo Blues vermittelte das passende melancholische Gefühl, wenn man denn eine Schwäche dafür hatte. Das Fenster stand offen und ließ den Abend herein. Die Musik war vor fünfzig Jahren aufgenommen worden, aber die Aufnahme
Weitere Kostenlose Bücher