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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Italien zwischen dem Mittelmeer, dem Kaspischen Meer und dem Persischen Golf.
    »Woher kommt die Familie Aziz?«, fragte Winter. »Können Sie mir das zeigen?«
    »Nein.«
    Das klang energisch. Sie wollte jetzt nicht auf die Landkarte schauen.
    »Möchten Sie auch zurück?«
    »Es ist zu spät.«
    »Warum?«
    »Es ist niemand mehr da. Alles ist für immer verschwunden. Und dann hat es doch keinen Sinn, wieder dorthin zu gehen, finden Sie nicht?«
    »Das müssen Sie selbst entscheiden, Nasrin.«
    Sie lächelte ein wehmütiges Lächeln. Oder ihre Lippen bewegten sich, als sie sich vorbeugte.
    »Wovon singt er?«
    »Was?«
    »Wovon singt er?«, wiederholte Winter. »Zakaria.«
    Sie schien das Interesse verloren zu haben, das Interesse an der Musik, daran, auf dem Bett sitzen zu bleiben, Winters Fragen anzuhören.
    »Das sind nur Liebeslieder.«
    Winter las den Text auf dem Cover. » Bo Pesimani . Was bedeutet das?«
    »Ich bereue. Das singt er, ich bereue, ich bereue.«
    »Ein vertrautes Thema in Liebesliedern.«
    »Wirklich?«
    »Ich glaube ja.«
    Nasrin erhob sich. »Ich will jetzt hier weg.«
    »Darf ich Sie vorher noch etwas fragen?« Sie antwortete nicht.
    »Hatte Hiwa irgendwie etwas mit Prostitution zu tun?«
    Sie war auf dem Weg zur Tür, und Winter konnte ihr Gesicht nicht sehen. Sie drehte sich nicht um.
    »Ging es um Prostitution, Nasrin?«
    Sie drehte sich um. Ihre Miene war unverändert.
    »Irgendwie? Was meinen Sie?«
    »Hatte er mit Prostitution zu tun?«
    »Warum sollte er?«
    »Ich frage Sie.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Ist das wirklich wahr, Nasrin?«
    »Das ist wirklich wahr«, antwortete sie und verließ das Zimmer.

35
    W inter fuhr an Vägstumparna vorbei: Fjällglimmen, Fjällgrimman, Fjällgrönan, Fjällhavren, Fjällkåpan. Er war im Fjäll. Dort unten lagen die Wiesen, in dem schönen Dämmerlicht sah er Kühe friedvoll grasen.
    Der Aussichtsplatz war groß und breit. Winter parkte und ging zu den Büschen. Er entdeckte die Bank und die Person, die darauf saß. Er setzte sich daneben.
    »Hier ist es schön«, sagte Bror.
    »Ja, wirklich.«
    »Manchmal fahr ich hier rauf, um nachzudenken.«
    »Woran denkst du dann?«
    »Manchmal denk ich überhaupt nicht.« Bror lächelte. »Siehst du die Kühe? Wir sind auf dem Lande.«
    »Das hab ich eben auch gedacht«, sagte Winter.
    »Guck mal, all das ruft diese friedliche Stimmung in uns hervor. Die Natur. Ein Moment des Nachdenkens.« Er wandte sich Winter zu. »Hast du in der letzten Zeit nachgedacht?«
    »Ist das nicht unser Job?«
    Bror zeigte auf das Tal hinunter. Es erstreckte sich so weit, dass man nicht einmal mit einem Fernglas bis zum Ende hätte schauen können. Die Häuser der Dörfer wirkten wie kleine Nachbildungen auf einer grünen Platte, auf der eine Modelleisenbahnstrecke errichtet worden war.
    »Das Auge kann einen wirklich reinlegen«, sagte Winter. »Wo ist Abdullah?«
    »Er kommt. Er wollte nur abwarten, bis es etwas dunkler wird.«
    »Dann sitzen wir hier bis August.«
    »Nein, nein. Aber er hat sich immer noch nicht an das Mitternachtslicht im Sommer gewöhnt. Er begreift das einfach nicht.«
    »Wann ist er nach Schweden gekommen?«
    »Vor fünfzehn Jahren.«
    »Ich verstehe.«
    »Er weiß nicht, dass du dabei bist.«
    »Ist das gut überlegt?«
    »Deine Anwesenheit? Nein. Jedenfalls konnte ich es ihm nicht sagen, dann würde er gar nicht erst auftauchen.«
    »Wie wollen wir es also machen?«
    »Ich werde zuerst mit ihm reden.« Bror wies mit dem Kopf ins Tal hinunter. Ein Auto bewegte sich in Richtung Westen. Von dort führten keine Straßen hier herauf. Es war immerhin so dämmerig, dass die Lichtkegel der Scheinwerfer im Abendlicht zu sehen waren. »Siehst du das Auto da unten? Das ist er.«
    »Hat er einen Geländewagen?«
    »Er hätte es ja sein können.«
    Winter sah auf die Uhr. Er war bereit, auf Godot zu warten. Die absurde Unterhaltung fortzusetzen. Bror war nervös, in solchen Situationen war er immer nervös. Winter war nicht nervös, aber er spürte eine Erregung, die er mit dieser Art Konversation in Schach hielt. Sie hätten zwei Freunde sein können, die die Dämmerung vom höchsten Punkt aus bewunderten. Heller würden die Sommernächte nicht mehr werden. Die Sommersonnenwende war schon vorbei. Nach dem Mittsommerfest wurden die Tage schon wieder kürzer. Vielleicht war das ein Trost für Abdullah.
    »Entschuldige bitte«, sagte Bror und stand auf.

    Alan hatte an der Wegkreuzung gewartet, und das Auto war

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