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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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heißt, die Mörder waren nicht maskiert?«
    »Ich weiß es nicht, Fredrik, aber ich glaube nicht. Jimmy hatte keine Überwachungskamera, und das wussten sie.«
    »Die Frage ist, warum er keine hatte«, sagte Halders.
    »Warum er gerade jetzt keine hatte«, korrigierte Winter. »Früher hatte er eine, aber die war demontiert.«
    »Von wem?«
    »Das ist die Frage. Von wem? Von Jimmy selber.«
    »Und die Besucher wussten das?«, fragte Halders. »Dass die Kamera demontiert war?«
    »Genau.«
    »Sie kannten den Laden.«
    »Vielleicht sehr gut sogar.«
    »Diesmal sind sie gekommen, um die Bekanntschaft aufzukündigen.«
    »Ja.«
    »Nicht um zu rauben.«
    »Nein.«
    »Und dann treffen sie Said.«
    »Eine Überraschung«, sagte Winter.
    »Sie konnten ihn doch wohl durch die Tür sehen? Oder die Fenster? Durch die verdammten Glaswände.«
    »Vielleicht war er in dem Raum hinterm Tresen«, sagte Winter, »und ist rausgekommen, als er Schreie oder Reden hörte oder was auch immer. Oder er hat in einer Ecke gestanden, in der er von draußen nicht zu sehen war.«
    »Wir haben noch viel zu tun«, sagte Halders. »Wir müssen noch viele Schritte machen in dem Laden. Vor und zurück. Wer hat dort gestanden und wer hat hier gestanden.«
    Winter nickte.
    Halders ließ den Blick durch das Zimmer schweifen.
    »Und als Said erledigt war, kam seine Frau an die Reihe«, sagte er, »und das ging schnell.«
    Wieder nickte Winter.
    »Sie konnten es nicht riskieren, sie am Leben zu lassen«, sagte Halders. »Wenn die Nachricht von seinem Tod gekommen wäre, hätte sie gewusst, wer es getan hat.«
    »Wenn es so einfach wäre«, sagte Winter.

    Er stieg vom Fahrrad, stieg wieder auf. Es war still. Eigentlich war es zu warm zwischen den Häusern, um Rad zu fahren. Es war warm. Ihm war der Gedanke durch den Kopf gegangen, dass es zwischen den Häusern wärmer war als sonstwo, als würde sich die Wärme hier verstecken.
    Versteckte er sich? Und wenn das so war, vor wem? Zu Hause hatte er nichts erzählt, die wussten von nichts.
    Jemand suchte ihn. Ein Mann war ihm nachgelaufen, als er mit dem Fahrrad unterwegs gewesen war. Er wusste, wer es war. Aber er wollte nicht mit dem reden. Also versteckte er sich gewissermaßen.

10
    W inter meinte, den salzigen Geruch des Meeres durch die offenen Autofenster wahrzunehmen. Er fuhr seitlich am Zentrum von Angered vorbei. Die Parkplätze zwischen ihm und Angereds Downtown wirkten unendlich, wie für die Zukunft gebaut. Es war wie mit allen Häusern in diesem Gebiet, sie waren für die Zukunft gebaut worden. Die Zukunft war da.
    Er fuhr südwärts auf der Angered-Umgehung hinter Halders her. Er sah Halders’ Ellenbogen aus dem Seitenfenster ragen. Er war braun und behaart. Das konnte Winter sogar aus dieser Entfernung erkennen. Halders trug ein T-Shirt und Jeans. Winter hatte heute Morgen noch fast im Schlaf ein Leinenhemd und Baumwollhosen angezogen. In seinen Bewegungen waren die Reste eines Traums gewesen, den er inzwischen vergessen hatte. Etwas von einem Strand und einem Meer. Seit sie zurückgekommen waren, kehrte die Erinnerung an Strand und Meer Andalusiens in seinen Träumen wieder. Es waren lauter gerade, lange Linien, sie reichten weiter, als das Auge sehen konnte, wie parallele endlose Horizonte.
    Elsa hatte aus ihrem Bett gerufen, als er sich anzog, und er war in das Zimmer der Mädchen gegangen, aber sie war gar nicht wach gewesen.
    In der Stille der Küche hatte er eine Tasse Kaffee getrunken und wieder an das Meer gedacht. Die Flüchtlinge. Sie kamen über die Meere. Die blauen Meere. Die roten. Das Rote Meer. Das Mittelmeer. Winter hatte gesehen, wie westlich von Estepona Flüchtlinge aus dem Meer gefischt worden waren. Er wusste, dass Tausende versuchten, nach Ceuta zu gelangen. Dort war er nie gewesen und er verspürte auch nicht den Wunsch, nach Marokko zu fahren und noch weniger zu dem eigentümlichen kleinen Spanien, das in Afrika lag, Ceuta. Ein imperialistisches Überbleibsel. In Afrika standen die ersten Mauern Europas. Er wusste, dass Menschen in den Wellen umgekommen waren, ehe sie das Land erreicht hatten. Sie hatten nicht einmal in Europa sterben dürfen, hatten es nicht bis hierher geschafft, um zu sterben. Er war allein gewesen, auf dem Weg nach La Linea. Es war keine hübsche Küste.
    Halders hob den Arm und zeigte nach links, dann bog er ab. So hatte man das früher gemacht. Winter erinnerte sich daran, dass er mit einem Auto gefahren war, dessen Winker ausgeklappt wurde wie

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