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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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musste. Niemand, dem man Fragen stellen konnte.
    »Und kein Nachbar hat was gehört«, sagte Winter.
    »Gut isoliertes Haus«, sagte Halders. »Wir bauen gute Wände in Schweden.«
    »Aber jemand muss doch was gehört haben.«
    »Warum sollte uns das jemand erzählen?«, fragte Halders.
    Winter nickte. Warum? Was würde der Zeuge dafür bekommen? Ein Schulterklopfen? Ein freundliches Dankeschön, ein anerkennendes Wort von der Polizeibehörde von Västra Götaland? Oder eine Schrotladung ins Gesicht? Nein. Die war für etwas anderes vorgesehen, für andere.
    »Wir müssen sie noch mal ausquetschen«, sagte Halders.
    »Was suchst du hier?«, fragte Winter. »Warum wolltest du ausgerechnet jetzt hierher? Warum konntest du nicht warten, bis die Sonne ganz aufgegangen ist?«
    »Als ich die Fotos gesehen habe, konnte ich nicht richtig erkennen, wie sie gelegen hat«, sagte Halders. »Und die Spurensicherung konnte uns ja nicht sofort reinlassen.«
    »Die Frau lag quer über dem Bett«, sagte Winter.
    Halders antwortete nicht. Er stand über das Bett gebeugt und schien einen Schatten zu werfen. Das Bett war unverändert, seit Winter das erste Mal hereingekommen war. Es war kein Bett mehr.
    »Warum das Bett?«, fragte Halders. »Und warum auf die Art?«
    »Mach weiter.«
    Halders entfernte sich wortlos ein paar Schritte, kehrte wieder zurück, hockte sich hin, richtete sich auf. Winter hörte Möwen vor den Fenstern, auch hier gab es Möwen. Eine Möwe lachte plötzlich auf, das Lachen drängte zu den Fenstern herein. Es klang hohl, freudlos.
    »Entweder hat sie freiwillig jemanden hereingelassen, oder sie sind eingedrungen«, sagte Halders.
    »An den Türen wurden keine Spuren gefunden«, sagte Winter.
    »Die hatten einen Schlüssel.«
    »Said hatte einen Schlüssel«, sagte Winter. »Er hat hier gewohnt.«
    »Er war es nicht«, sagte Halders. »Das haben wir gesehen, Pia hat es gesehen und Torstens Leute auch.«
    »Das endgültige Ergebnis liegt uns noch nicht vor«, sagte Winter.
    »Sie sind hier am Bett gelandet.« Halders redete mehr zu sich selbst. »In diesem Bett sollte es geschehen. In einer unnatürlichen Haltung, wenn man es in diesem Fall so bezeichnen kann. Eine unnatürliche Haltung.« Er sah zu Winter auf. »Wie geschlachtet.«
    Winter nickte. Daran hatte er auch schon gedacht. Über den Morden lag etwas von einem Ritual. War es ein Ritual gewesen? Wer hatte es inszeniert? Gab es ihn? Würde er ihn finden? Gab es ein Buch mit Instruktionen?
    »Es hätte sich auch auf dem Fußboden abspielen können, in der Küche, im Wohnzimmer«, sagte Halders, »aber so war es nicht.«
    »Irgendetwas ist vor dem Mord geschehen«, sagte Winter.
    »Sie haben etwas gesagt.« Halders breitete die Arme aus. »Vielleicht eine Zeremonie. Etwas, das man vorher erledigen musste. Oder sprechen musste.«
    »Hat es sich hinterher abgespielt?«, sagte Winter.
    »Hinterher? Meinst du nach den Schüssen in Hjällbo?«
    »Ja.«
    »Ich glaube ja, kurz danach. Oder gleichzeitig. Ich weiß es nicht, Erik.«
    »Wenn es gleichzeitig geschehen ist, mit anderen Beteiligten, dann hängen die Fälle vielleicht nicht zusammen«, sagte Winter.
    »Sie hängen zusammen«, sagte Halders.
    Winter hörte wieder das Lachen von draußen. Said und Shahnaz Rezai hatten es auch gehört, waren vielleicht früh morgens, wenn der Schlaf das Wichtigste im Leben ist, davon aufgewacht. Er hörte einen Automotor, der unnötig hochtourig lief. Es war ja immer noch früher Morgen.
    Er versuchte, sich Said Rezai vorzustellen, aber vor seinem inneren Auge sah er nur eine undeutliche gesichtslose Gestalt, die um die Schultern herum fast unsichtbar war. Said hatte im Tod sein Gesicht verloren. Hat das Gesicht verloren. Hatte er es schon verloren, bevor alles geschah? Er und die beiden anderen, Jimmy und Hiwa? Sollte das Geschehen es nur bekräftigen? Shahnaz Rezai hatte ihr Gesicht nicht verloren. Sie hatte etwas anderes verloren. Ihr Tod machte den Fall womöglich noch komplizierter. Hatten die Täter es so beabsichtigt?
    »Vielleicht hat Said dem Ablauf eine andere Wendung gegeben«, sagte Winter.
    Halders schaute auf. Er hatte mit geschlossenen Augen neben dem Bett gestanden, das kein Bett mehr war, und ausgesehen, als wenn er träumte.
    »Sie haben nicht mit Said gerechnet«, fuhr Winter fort. »Aber wo er nun mal da war, hatte er keine Chance.«
    »Du meinst, er hatte Pech?«
    »Verdammtes Pech«, sagte Winter. »Sie haben ihn gekannt und er hat sie erkannt.«
    »Das

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