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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Halders.
    »Die Malediven?«
    »Ich glaube, wir müssen auch ein paar Wochen auf die Malediven. Sicherheitshalber.«
    »Du und ich?«
    »Ich hab dran gedacht, Aneta mitzunehmen. Sie stammt ja aus der Gegend.«
    »Die Malediven liegen an der Südküste Indiens, Fredrik.«
    »Sehr gut«, sagte Halders.
    Winter rauchte wieder und beobachtete eine Familie auf dem Parkplatz, die in ein Auto stieg, Vater, Mutter, Schwester, Bruder. Sie sahen aus, als kämen sie aus irgendeinem Teil Nordeuropas. Das Auto war ein Volvo.
    »Sollte es sich um eine Abrechnung im Rauschgiftgeschäft handeln, dann wissen wir es bald«, sagte Winter.
    »Da bin ich nicht so sicher.«
    »Wessen bist du dir nicht sicher? Dass es sich um eine Abrechnung handelt oder dass wir bald erfahren, um welche?«
    »Rauschgift. Das … passt irgendwie nicht zusammen. Du hast ja selbst mit Sivertsson gesprochen. Ihm ist das alles neu.«
    »Die Zeiten ändern sich und damit die Methoden.«
    »Schrotkugeln ins Gesicht? Das ist nichts Neues. Aber das ist nicht der Stil der Jugend.«
    »Wer hat denn gesagt, dass wir es hier mit Jugendlichen zu tun haben?«
    »Im Augenblick betätigen sich nicht viele andere in dieser Branche«, sagte Halders.
    »Ich glaub, da täuschst du dich«, sagte Winter.
    »Das hab nicht ich behauptet.«
    »Aber du sagst, dass du in diesem Fall nicht recht an Rauschgift glaubst?«
    Halders zuckte mit den Schultern, eine steife Bewegung. Er fühlte sich steif. Vielleicht sollte er heute Abend zehn Kilometer laufen. Aber dann wurde er noch steifer. Weicher wurde er, wenn er mit Aneta kuschelte. Vielleicht würde er das heute Abend tun. Und sich Pink Floyd anhören. Ich wünschte, du wärst hier. Wenn es überhaupt so einen Abend geben würde. Vielleicht würde er den ganzen Abend an Winter gefesselt sein. Vielleicht noch länger.
    »Wir müssen Hussein finden«, sagte Winter und drückte seinen Corps im Aschenbecher aus.
    »Der ist weg für immer«, sagte Halders.
    »Wie das?«
    »Unter der Erde, entweder freiwillig oder unfreiwillig.«
    »Dann müssen wir ihn wieder ausbuddeln.«
    »Ha, ha.«
    »So witzig ist das gar nicht.«
    Halders ging zu seinem Auto.
    »Alles hängt vom Motiv ab«, sagte Winter. »Das Motiv ist entscheidend.«
    »Rauschgift oder Blutrache.« Halders blieb stehen.
    »Oder was anderes.«
    »Was könnte es sein?«
    »Wir müssen unsere Fantasie mobilisieren«, sagte Winter.
    »Darauf läuft der Job wohl raus«, sagte Halders.

    Winter fuhr nach Hjällbo. Halders fuhr zum Polizeipräsidium. Winter hörte sich im Auto das Lars Jansson Trio an. Witnessing . Hier hing alles von Zeugen ab, aber es gab keine Zeugen. Immer hing es von Zeugen ab. Von Zeugen und der Uhrzeit. Er vermisste die Zeugen, die es in diesem Fall nicht gab. Es war wie immer, es galt, sie zu finden. Es zu schaffen. Success . Oder einen Misserfolg zu erleben. Failure . Der erste Song auf der Scheibe war Success-Failure . Der zweite hieß Get It . Nimm es, pack es. Was nehmen? Was packen? Nicht das Glück, diesmal nicht, bei Gott. Es war auch nicht das Unglück. War es das Böse? Natürlich, aber es zeigte sich mit so vielen Gesichtern. Oder ganz ohne Gesichter. Er dachte an die Opfer in Jimmys merkwürdigem kleinen Laden. In vielerlei Hinsicht merkwürdig. Der Standort. Die Isolation. Die Einsamkeit. Ein Laden, der rund um die Uhr geöffnet war, ein Lebensmittelladen, der abgeschieden lag. Das war ein Widerspruch. Der Standort hatte die Morde begünstigt.

    Der Weg war genauso verlassen wie immer, als Winter ihn vom Laden zur Wohnsiedlung abschritt. Er hatte ein Gefühl der Einsamkeit, Wehmut, wie ein nachklingender Mollakkord von Lars Janssons Klavier. Er dachte an den Jungen, den Rad fahrenden Jungen. Zeigt er sich, wenn ich hier auftauche? Wenn ich warte? Wartet er auf mich? Winter schaute an den Fenstern hinauf. Sie glänzten wie Silber im Sonnenlicht. Wer hinter einem dieser Fenster stand, war unsichtbar. Sieht er mich jetzt? Ich bin nicht unsichtbar. Soll ich winken?
    Er ging weiter auf die Häuser zu. Es war windstill und in den Büschen links am Weg rührte sich kein Blatt. Winter überquerte das Feld. Ich weiß, dass alles von diesem Jungen abhängt.

12
    H ier hatte es begonnen. Nein, es hatte weit weg an einem ganz anderen Ort angefangen. Und dann war es hierher gekommen. Vielleicht war es aber auch immer hier gewesen. Hatte gewartet. Winter schaute sich um. Diese Häuser. Dieser Teil der Stadt: felsig, hügelig. Die Felder. Die seltsamen Viertel, wie

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