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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Nasrin?«
    »Was ist?« Sie nahm die Hand fort.
    »Möchten Sie etwas essen?«
    »Ich esse um diese Zeit nichts, das habe ich doch schon gesagt.«
    Winter wurde klar, dass sie ihre Meinung nicht ändern würde. Während der Mahlzeit würde sie aus dem Fenster schauen oder weggehen, wenn es ihr zu schwerfiel.
    »Azad?«
    Der Junge antwortete nicht. Das war auch eine Antwort.

    Während der Autofahrt lauschte er Lars Janssons Klavierspiel. Die Töne waren wie der sanfte Regen draußen. Er hatte sich mit Nasrin ein wenig über Musik unterhalten. Sie hatte einen kurdischen Sänger erwähnt, der in Schweden gelebt hatte, jetzt aber wieder in die Heimat zurückgekehrt war, nach Kurdistan, in den irakischen Teil, aber sie wusste nicht genau, wohin. Er hieß Zakaria, war einer der jüngeren. Er sang Liebeslieder. Sie nannte auch Niyan Ebdulla und Alan Omer. Winter erwähnte lieber nicht, welche Musik am Tatort, dem Ort von Hiwas Tod, gelaufen war. Es war eine andere kurdische Sängerin gewesen, Sehin Talebani. In dem Laden Oriental Music in der Stampgatan hatte der Mann hinter dem Tresen ihre Stimme fast sofort erkannt. Er hatte die Scheibe hervorgeholt: Bo to Kurdistan . Für dich, Kurdistan. Auf dem Cover war eine Stadt abgebildet. Im Vordergrund eine Fontäne, im Hintergrund Berge. Winter fühlte sich so ruhig wie lange nicht mehr. Es konnte am Kebab mit allem Drum und Dran liegen, aber das glaubte er nicht. Es war die Musik.

17
    I n der Peppargatan verfuhr er sich. Es hatte eine Zeit gegeben, da war alles mit Rosépfeffer gewürzt worden, obwohl das ja eigentlich kein Pfeffer war. Damals war ich jung. Ich mochte keinen Rosépfeffer, aber vielleicht sollte ich ihn mal wieder probieren. Kalbskarree in Milch eingelegt vielleicht.
    Die Pizzeria war genauso leer wie am Tag zuvor. Aber es war auch keine Mittagszeit.
    Die Frau war allein. Sie stellte sich als Maia vor. Winter fragte nicht nach ihrem Nachnamen.
    »Erkennen Sie mich?«
    »Ja. Sie waren gestern hier.«
    »Ich war nicht allein. Kennen Sie den Mann, der bei mir war?«
    »Ja. Er ist einer unserer Stammgäste.« Sie lächelte. Ihre Zähne leuchteten weiß im Gegenlicht. »Einer der wenigen.«
    »Wie heißt er?«
    »Das … weiß ich nicht.«
    Winter holte ein Foto hervor. »Kennen Sie den?«
    Sie studierte Hiwa Azizs Gesicht. Das Foto hatte in der Wohnung an einer Wand gehangen, dort hing es auch nach wie vor. Hiwa schien seinen Blick auf etwas weit entfernt gerichtet zu haben. Es war das letzte Foto von ihm, nur ein halbes Jahr alt. Es war in einem Fotostudio aufgenommen worden.
    »Nein, den kenne ich nicht.« Die Frau sah ihn an.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher.« Sie warf noch einen Blick auf das Foto und gab es dann Winter zurück. »Wer ist das?«
    Vielleicht las sie keine Zeitung und verfolgte die Verbrechen im Fernsehen nicht. Oder sie redete nicht mit den Nachbarn.
    »Er hat bei Jimmy Foro gearbeitet«, sagte Winter.
    »Wer ist das?«
    »Er ist erschossen worden.«
    »Ach so, der!«
    »Erschossen zusammen mit dem Jungen auf diesem Foto.«
    »Der war das?«
    »Er war manchmal hier.«
    »Ach?« Sie nahm das Foto erneut entgegen, als Winter es ihr hinhielt, studierte wieder das Gesicht und reichte ihm das Bild zurück. »Ich erkenne ihn trotzdem nicht.«
    »Vielleicht haben Sie nicht gearbeitet, als er hier war.«
    »Ich arbeite immer.«
    »Ist es nicht etwas merkwürdig, dass Sie ihn dann nicht erkennen?«
    »Vielleicht trug er einen Bart.«
    »Schauen Sie noch mal genau hin.«
    Sie schaute noch einmal genau hin.
    »Er könnte es sein, aber er hatte einen Bart.«
    »Hat er mit dem Mann zusammen gesessen, mit dem Sie mich gestern gesehen haben?«
    »Ich glaube … ja.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich glaube, dass er es war.«
    »Wie oft war er hier?«
    »Einige Male vielleicht. Wie oft, daran kann ich mich nicht erinnern. Zwei-, dreimal.«
    Winter nickte.
    »Und wie war es mit Jimmy Foro?«, fragte er.
    »Er war schwarz. An sein Gesicht erinnere ich mich. Der ist nie hier gewesen.«
    »Warum nicht?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    »Haben Sie ihn mal gesehen?«
    »Ja … ich wusste zwar nicht, wie er hieß, aber er ist mal draußen vorbeigegangen. Ich glaube, ich habe ihn auf den Bildern in der Zeitung wiedererkannt. Auf denen konnte man nicht sehen, dass er so groß war.«
    »Ungewöhnlich groß?«
    »Wenn er es war, dann war er sehr groß. Größer als Sie.«
    »War er allein?«
    »Als ich ihn gesehen habe, meinen

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