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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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lass mir von dem alten Labersack doch nicht den Tag verderben. Und grüßen Sie Ihren Parkdirektor schön von uns«, wandte sie sich noch ein letztes Mal schnippisch an den Jogger.
    Die beiden Frauen gingen weiter, während der Alte hinter ihnen her schimpfte. Mit Druck bohrten sie ihre Stöcke in die Bahn, die Arme schwangen entgegengesetzt der Beinbewegung, wie sie es im Kurs erklärt bekommen hatten. Den alten Herrn hatten sie in kurzer Zeit hinter sich gelassen.
    »Irgendwie hab ich keine Lust mehr«, maulte die kleine Blonde nach weiteren 15 Minuten eifrigen Walkens.
    »Das ist mal wieder typisch für dich, Frauke. Du hättest dich mit dem alten Tattergreis erst gar nicht anlegen sollen. Der Tag ist viel zu herrlich, um sich derart herumzuärgern. Komm schon, du übellaunige Kuh, lach mal wieder.« Die Freundin piekste sie grinsend mit ihrem Stock in die Seite.
    »Lass das, das Laufshirt ist ganz neu. Wehe, du bohrst da auch noch ein Loch rein. Das muss der Parkdirektor dann aber auch stopfen.« Die beiden prusteten lauthals los.
    »Komm, lass uns zurück zum Auto walken. Wir hatten heute schon genug Sport. Allein der Weg bis hierher, dann eine Runde Finnbahn und die ganze Strecke wieder zurück, das reicht. Bei mir ist die Luft jetzt raus. Wir trinken lieber bei mir noch etwas auf der Terrasse.«
    Mit strammen Schritten verließen die beiden Frauen die Bahn und den Stadtwald und walkten bis zur Parkallee, wo sie den eigentlichen Bürgerpark wieder erreichten und ein gemächlicheres Tempo wählten. Eine Gruppe durchtrainierter männlicher Jogger – offenbar keine Fußballverrückten – kam ihnen entgegen. Die beiden strafften die Brust, und mit neuer Energie schleuderten sie ihre Stöcke nach vorne. Sie besaßen eine offensichtlich exzellente Kondition, denn trotz der körperlichen Anstrengung stand ihr Mundwerk keine Sekunde still. Die bewundernden Blicke der Männer nahmen sie mit einem leichten Grinsen zur Kenntnis.
    Beschwingt überquerten sie die Carl-Schütte-Brücke, setzten ihren Weg fort über die Hachezbrücke und steuerten die Meierei-Weide an. Der ganze Bürgerpark war von Wasserwegen durchzogen und das kühle Nass brachte eine angenehme Frische in die Luft. Nur wenige Leute waren heute unterwegs, nur ein einzelner Mann und ein Paar mit einem Hund begegneten den beiden Walkerinnen auf ihrem Rückweg.
    Jule verlangsamte etwas ihren Schritt, klemmte sich ihre beiden Stöcke unter den linken Arm und nestelte mit der rechten Hand an ihrem Gürtel, den sie über ihr pinkfarbenes, glänzendes Sporttop geschnallt hatte. In diesem Gürtel steckten, wie riesige Patronenhülsen, kleine Fläschchen mit einem Energiedrink.
    »Magst du auch einen Zaubertrank?« Sie bot der Freundin eines der Plastikfläschchen an, das sie kurz aufschüttelte.
    »Es ist wichtig, dass wir unsere Depots wieder auffüllen. Allein durchs Schwitzen verbrauchen wir mehr als dreimal so viel Magnesium wie ein normaler Mensch«, dozierte sie.
    »Nee, lass mal, ich trink nachher lieber ein kühles Mineralwasser, ich halte nichts von deinen Mixturen. Aber ich muss mal kurz in die Büsche, ich schaff’s nicht mehr bis nach Hause. Bleib mal da stehen und halt die Augen auf, dass jetzt nicht gerade der Parkdirektor entlangkommt, sonst gibt’s noch eine Verwarnung obendrauf.« Sie grinste.
    Frauke drückte der Freundin ihre Stöcke in die Hand und verließ den Weg. Ein riesiger, dichter Rhododendron erschien ihr bestens geeignet, denn er sah wie ein großes, grünes Blätterzelt aus. Sich vergewissernd, dass sich niemand von der Wiese aus näherte, kroch sie unter den Busch. Eigentlich waren es drei Rhododendren, die zu einer prächtigen Einheit zusammengewachsen waren. Frauke nestelte an der engen Laufhose herum, war gerade im Begriff, sie herunterzuziehen – da! Hatte sie nicht gerade ein Knacken vernommen? Hastig zog sie die Hose wieder hoch.
    Vorsichtshalber spähte sie noch einmal unter dem Busch hervor. Nichts. Seufzend ließ sie die Hose wieder herunter und summte, während sie dahockte, ein Kinderlied vor sich hin. Solche Situationen erinnerten sie doch tatsächlich an ihre Kindheit: Wie oft hatte sie mit ihren Eltern Ausflüge in die Lüneburger Heide gemacht und plötzlich dringend zur Toilette gemusst. Ihre Mutter hatte sie dann einfach hinter einen Busch gebracht, Hose runter und fertig.
    Frauke zog sich die Hose wieder hoch und beschloss, den Busch auf der anderen Seite zu verlassen, um Jule einen ordentlichen Schreck zu

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