Rotglut - Kriminalroman
lautem Gebell verkündeten, dass es an der Tür geklingelt hatte. Petra öffnete in der Erwartung, die ersten Gäste in den Garten bitten zu dürfen. Doch vor ihr stand ein Mann mit einer großen Styroporbox.
»Ich bringe die Bestellung für Herrn Hölzle«, verkündete er.
Petra war ratlos, wusste damit überhaupt nichts anzufangen und rief nach Christiane.
»Hat dein Freund was bestellt?«, fragte Petra.
»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Christiane und runzelte die Stirn. »Was ist denn da drin?«, wandte sie sich an den Mann, der geduldig wartete.
»Ofenfrischer Leberkäse und Krustenbraten, das Brot ist noch im Wagen.«
»Und das hat Herr Hölzle bestellt?« Christiane konnte es nicht fassen. Keinen Ton hatte er ihr davon gesagt.
»Ja, sehen Sie, hier auf dem Zettel ist die Unterschrift.«
Sie erkannte Hölzles schwungvolle Schrift auf dem Bestellschein, der auf dem Deckel der Kiste klebte. »Na gut, bringen Sie bitte die Sachen in den Garten. Im Zelt ist das Buffet aufgebaut. Stellen Sie Ihre Kiste einfach daneben. Ich kümmere mich dann darum.«
Kaum war der Mann wieder weggefahren, erschien Hölzle auf der Bildfläche.
»Prima, habe ich da eben Uschis Party-Wägelchen abfahren sehen? Hallo, mein Schatz«, er küsste seine Freundin flüchtig auf die Wange und begrüßte dann Petra von Bokeloh. Bewundernd schaute er sich im Garten um und wollte eben Petra ein Kompliment für ihre geschmackvolle Party-Gestaltung machen, als Christiane ihn schon unsanft in eine Ecke des Gartens schob.
»Sag mal, geht’s noch? Wieso bestellst du Leberkäse und so ’n Kram, wenn ich mich bereits um das ganze Essen gekümmert habe? Heute Abend sollte es eigentlich ausschließlich mediterrane Küche geben. Es hätte gerade noch gefehlt, dass ich den Gästen wegen dir fettige Schweinshaxen präsentieren muss. Du hättest zumindest mal fragen können«, fauchte Christiane.
»Das war eine Spontanidee, entschuldige. Aber du weißt doch, wie gern ich so etwas esse, und die Jungs auch. Nichts gegen dein Fingerfood, das ist lecker, ich weiß, aber schließlich ist es ja auch meine Party. Zumindest ab zwölf Uhr heute Nacht.« Sein treuherziger Augenaufschlag brachte sie, die ihn eben am liebsten erwürgt hätte, wie immer zum Lachen.
»Okay, ich verzeihe dir. Wenigstens bist du noch vor den ersten Gästen erschienen. Und eins muss ich auch noch sagen: Du siehst klasse aus. Die blaue Clubjacke, die ich dir mit Müh und Not aufschwatzen konnte, ist genau das Richtige für heute Abend. Ich bin stolz auf dich, Herr Hölzle.« Sie hakte Heiner unter und zog ihn zur Bar.
Eine gute halbe Stunde später befand sich das Fest schon in vollem Gange. Überall saßen oder standen die Gäste im Garten mit einem Drink in der Hand und unterhielten sich zwanglos. Auch Christianes Familie hatte sich unter die Anwesenden gemischt und schien sich gut zu amüsieren. Christiane sah hinüber zu Heiner und machte ihn mit kleinen Zeichen darauf aufmerksam, dass Harry Schipper sich sehr angeregt mit Carola unterhielt, die sich ihrer Schwester zuliebe in Schale geworfen hatte. Die Haare hatte sie hochgesteckt, sie trug ein brombeerfarbenes kurzes Kleid, das ihre Figur betonte, und dazu schwarze Sandaletten. Beides hatte sie sich von Christiane geliehen und es stand ihr hervorragend.
Hölzle hingegen gestikulierte in Dörtes Richtung, einer Freundin Christianes, die von Weitem den blonden Peter Dahnken anhimmelte, sich aber nicht traute, diesen anzusprechen. Christiane grinste in sich hinein, als sie zu Dörte hinübersah.
Sie war erleichtert, denn sie glaubte nicht mehr, dass Mark Delano noch auftauchen würde. Was war sie doch für eine Idiotin! Welcher Teufel hatte sie heute Morgen nur geritten, dass sie diesen Kuss zugelassen hatte? Heiner war doch ein toller Mann! Was brauchte sie da diesen Delano?
Noch ganz in Gedanken versunken, tippte ihr jemand auf die Schulter, und Christiane fiel fast aus allen Wolken. Neben ihr stand, wie aus dem Boden gestampft, die Gerichtsmedizinerin Sabine Adler-Petersen. Wer hatte die denn eingeladen? Ausgerechnet die Frau, die sie vor Eifersucht wahnsinnig machte. Das konnte ja nur Hölzle gewesen sein. ›Na warte‹, dachte Christiane und begrüßte Adlerblick mit einem aufgesetzten Lächeln. Die wanderte, Gott sei Dank, dann auch gleich weiter an die Theke – Christiane hatte sich erst gar nicht die Mühe gemacht, mit einem krampfhaften Small Talk zu beginnen – und ließ sich ein Glas Rotwein
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