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Roth, Philip

Titel: Roth, Philip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nemesis
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Jake - ist das noch nicht genug? Jetzt auch noch Donald?
    Mr. Blomback war im Speisepavillon und frühstückte zusammen mit den anderen. Bucky verlangsamte seine Schritte, als er den Pavillon betrat und Mr. Blomback an dem üblichen Tisch in der Mitte sitzen sah. Es war einer der bei den Kindern sehr beliebten Morgen, an denen es Pfannkuchen gab - man roch die Ströme von Ahornsirup, die sich über die Teller ergossen. »Mr. Blomback«, sagte er leise, »könnten Sie bitte mal für einen Augenblick mit hinaus kommen? Es ist dringend.«
    Mr. Blomback stand auf. Die beiden gingen zum Ausgang, und erst als sie ein paar Schritte vom Pavillon entfernt waren, sagte Bucky: »Ich glaube, Donald Kaplow hat Polio. Er liegt in seinem Bett, und ein Bein ist gelähmt. Er hat Kopfschmerzen und Fieber, und heute Nacht hat er sich erbrochen. Wir sollten einen Krankenwagen rufen.«
    »Nein, ein Krankenwagen würde nur alle beunruhigen. Ich fahre ihn in meinem Wagen ins Krankenhaus. Sind Sie sicher, dass es Polio ist?«
    »Sein rechtes Bein ist gelähmt«, sagte Bucky. »Er kann nicht stehen. Er hat starke Kopfschmerzen und ist fix und fertig. Klingt das nicht wie Polio?«
    Bucky lief zurück zur Hütte, während Mr. Blomback seinen Wagen holte und unmittelbar vor dem Eingang parkte. Bucky wickelte Donald in eine Decke, und dann halfen er und Mr. Blomback ihm auf, nahmen ihn in die Mitte und führten ihn zur Tür und auf die Veranda, die den See überblickte. In der kurzen Zeit, seit Bucky ihn verlassen hatte, war Donalds anderes, ungelähmtes Bein ebenfalls schwächer geworden, und so schleiften seine Füße über den Boden, als sie ihn die Stufen hinunter und zum Wagen trugen.
    »Sprechen Sie vorerst mit niemandem darüber«, sagte Mr. Blomback. »Wir wollen nicht, dass die Kinder in Panik geraten. Oder dass die Betreuer in Panik geraten. Ich fahre mit ihm ins Krankenhaus und rufe von dort seine Familie an.«
    Bucky sah zu dem Jungen auf dem Rücksitz des Wagens. Donald regte sich nicht und wimmerte leise. Er hatte die Augen geschlossen, und das Atmen schien ihm mit einemmal schwerzufallen. Bucky dachte daran, dass Donald seine Sprünge gegen Ende des Abends am See schon sehr viel selbstsicherer gemacht hatte, mit mehr Geschmeidigkeit und Balance als anfangs, und dass sie, nachdem er sein Repertoire vorgeführt hatte, noch eine halbe Stunde lang an seinem Schwalbensprung gearbeitet hatten. Und mit jedem Sprung war Donald besser geworden.
    Bucky klopfte an das Fenster, und der Junge öffnete die Augen. »Das wird schon wieder«, sagte Bucky. Mr. Blomback fuhr los. Bucky rannte ein Stück neben dem Wagen her und rief Donald zu: »In ein paar Tagen gehen wir wieder springen«, obwohl der rapide Verfall des Jungen deutlich und sein Gesichtsausdruck erschreckend war: Zwei fiebrig glänzende Augen suchten Buckys Gesicht nach einem Trost ab, den es nicht gab.
    Glücklicherweise waren die Kinder noch im Pavillon beim Frühstück. Bucky rannte zurück in die Hütte und machte Donalds Bett, so gut es ohne die Decke, in die sie ihn gewickelt hatten, ging. Dann trat er auf die Veranda, betrachtete den See, wo seine Helfer gleich auf ihn warten würden, und stellte sich die naheliegende Frage: Wer hat die Kinderlähmung hier eingeschleppt wenn nicht ich?
    Den anderen Jungen in der Hütte sagte man, Donny habe eine Magengrippe und sei im Krankenhaus, wo er bis zu seiner Genesung bleiben werde. In Wirklichkeit hatten eine Spinalpunktion und eine Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit ergeben, dass Donald Kaplow tatsächlich Polio hatte. Mr. Blomback verständigte seine Eltern in Hazleton, die sofort nach Stroudsburg kamen. Bucky verbrachte den Tag am Badeplatz, erteilte den Betreuern Anweisungen, unterrichtete die kleineren Jungen im flachen Wasser, gab den älteren Jungen am Sprungturm, die am liebsten den ganzen Tag Sprünge geübt hätten, wenn man sie nur gelassen hätte, Tipps und Ratschläge, und als der Tag sich dem Ende zuneigte und die Jungen in ihre Hütten gingen, um sich für das Abendessen umzuziehen, setzte er die Brille ab, stieg auf den Turm und machte mit voller Konzentration jeden schwierigen Sprung in seinem Repertoire, und als er damit fertig war und seine Brille wieder aufsetzte, dachte er noch immer an das, was geschehen war an die Geschwindigkeit, mit der es geschehen war, und die Möglichkeit, es könnte durch ihn geschehen sein. Und an die Möglichkeit, das alles könnte durch ihn geschehen sein und auch der Ausbruch

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