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Roth, Philip

Titel: Roth, Philip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nemesis
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hätte Eileen geheiratet, er hätte einen Job als Leichtathletiktrainer am College bekommen... Bei seinem Talent - was hätte ihn aufhalten sollen?
    Am Lagerfeuer unter den Sternen hell
    Im Kreis der flüsternden Bäume,
    Saß ich und fand Kameraden schnell,
    Wir träumten gemeinsame Träume.
    So lasst uns schwören in dieser Nacht,
    Bevor wir auseinandergehen,
    Zu bewahren die Freundschaft, die sie gebracht,
    Bis wir uns wiedersehen.
    Nach diesem Abschiedslied fanden sie sich zu Paaren zusammen und folgten ihren Betreuern, die sie aus den Bankreihen und um das Feuer herum führten - ein Feuer, das einige der Oberbetreuer nun löschen würden. Als sie zu ihren Hütten gingen und ihre blinkenden Taschenlampen im Dunkel des Waldes verschwanden, stieß der eine oder andere ein Kriegsgeschrei aus, und manche der in Decken gehüllten Kleinen riefen, noch immer im Bann des lodernden Feuers: »Hum! Hum! Hum!« Einige leuchteten ihre Gesichter von unten an, rissen die Augen auf und schnitten Grimassen, um ihre Kameraden ein letztes Mal zu erschrecken, bevor die Indianernacht vorüber war. Noch fast eine Stunde lang hörte man aus den Hütten das Lachen und Kichern von Kindern, und als alles schlief, zog der Geruch des Holzfeuers noch immer durch das Lager.
     
    Sechs sorglose Tage später - es waren die bislang schönsten: alles in sattes Julilicht getaucht, sechs meisterliche Bergsommertage, einer schöner als der andere - taumelte nachts um drei jemand unbeholfen, als wären seine Füße zusammengekettet, zur Toilette der Hütte. Buckys Bett stand direkt an der Trennwand, und er hörte, dass sich der Junge übergab. Er griff unter das Bett, holte die Brille hervor, setzte sie auf und suchte die beiden Bettenreihen ab, um zu sehen, wer fehlte. Das leere Bett gehörte Donald. Bucky stand auf, ging zur Toilettentür und flüsterte: »Ich bin's, Bucky. Brauchst du Hilfe?«
    Donald antwortete mit schwacher Stimme: »Ich muss was Falsches gegessen haben. Es geht schon.« Aber dann würgte er abermals, und Bucky setzte sich im Pyjama auf sein Bett und wartete darauf, dass Donald herauskam.
    Gary Weisberg, der das Bett neben Bucky hatte, wachte auf, sah Bucky dasitzen und flüsterte: »Was ist los?«
    »Donny hat sich den Magen verdorben. Schlaf weiter.«
    Schließlich trat Donald auf wackligen Beinen aus der Toilette. Bucky stützte ihn und führte ihn zu seinem Bett. Er deckte ihn zu, setzte sich und fühlte Donalds Puls.
    »Normal«, flüsterte er. »Wie fühlst du dich?«
    Donald antwortete mit geschlossenen Augen. »Ganz schwach. Und mir ist kalt.«
    Als Bucky seine Hand auf Donalds Stirn legte, fühlte sie sich wärmer an als normal. »Soll ich dich zum Krankenquartier bringen? Fieber und Schüttelfrost. Vielleicht sollte sich das die Krankenschwester ansehen.«
    »Nein, nein, nicht nötig«, sagte Donald mit schwacher Stimme. »Ich muss bloß schlafen.«
    Doch am Morgen konnte Donald nicht aufstehen, um sich die Zähne zu putzen, und als Bucky ihm die Hand auf die Stirn legte und fühlte, wie warm sie war, sagte er: »Ich bringe dich jetzt zum Krankenquartier.«
    »Ist bloß ein Schnupfen«, sagte Donald. »Den hab ich mir wahrscheinlich beim Turmspringen geholt.« Er versuchte zu lächeln. »Ich war ja gewarnt.«
    »Wahrscheinlich war es wirklich schon zu kühl. Aber du hast Fieber und gehörst ins Krankenquartier. Hast du Schmerzen? Tut dir irgendwas weh?«
    »Mein Kopf.«
    »Schlimm?«
    »Ziemlich.«
    Die anderen Jungen waren ohne Donald und Bucky zum Frühstück gegangen. Um mit dem Anziehen keine Zeit zu verschwenden, beschloss Bucky, Donald nur den Bademantel umzulegen und mit ihm zu dem kleinen Krankenquartier an der Einfahrt des Camps zu gehen, wo eine der beiden Krankenschwestern sein würde.
    »Soll ich dir aufhelfen?«, fragte Bucky.
    »Es geht schon«, sagte Donald. Doch als er aufstand, gab eines seiner Beine unter ihm nach, und er fiel verwundert rücklings auf sein Bett.
    »Mein Bein«, sagte er.
    »Welches Bein?«
    »Das rechte. Es ist wie tot.«
    »Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen.«
    »Warum kann ich nicht gehen?«, fragte Donald, und zum ersten Mal zitterte seine Stimme vor Angst. »Was ist los mit mir?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Bucky. »Aber die Ärzte werden es schon herausfinden und dir wieder auf die Beine helfen. Bleib ruhig und warte hier. Ich hole einen Krankenwagen.«
    So schnell er konnte, rannte er den Hügel hinunter zu Mr. Blombacks Büro und dachte dabei: Alan, Herbie, Ronnie,

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