Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
gewesen, dass sie über Schnee als mögliche Bedrohung hinweggegangen war.
    Roudette lächelte, als sie sich an das letzte Mal erinnerte, als sie Talia gegenübergestanden hatte. Mit knapper Not davonzukommen war Roudette nicht fremd, aber Talia war näher daran gewesen als alle anderen davor, die Lady von der Roten Kappe tatsächlich zu töten. Sie hätte diesen Auftrag allein schon wegen der Chance angenommen, Talia noch einmal gegenüberzutreten.
    Nicht einmal die Macht ihres Umhangs konnte die Auswirkungen des Alters aufschieben, und heute war das erste Mal seit Jahren, dass Roudette unsicher gewesen war, wie ein Kampf ausgehen würde. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich zum letzten Mal so lebendig gefühlt hatte. Aber Schnee und ihr Elf hatten Roudette den Sieg gestohlen.
    Sie hob die Überreste ihres zerstörten Bogens auf. Sie hatte ihn fallen lassen, als sie Schnees Angriff ausgewichen war, und durch die Magie des Hexenrings war er verbrannt. Das geschwärzte Holz zersplitterte in ihrer Hand. Sie schleuderte die Stücke fort.
    Ihre Wölfe konnten Illusionen nicht durchdringen, noch konnten sie von dem Elfenzauberer wissen, den Schnee in ihrer Tasche bei sich trug. Der Fehlschlag ging allein auf Roudettes Konto, denn sie hatte sich auf ein Werkzeug verlassen, das ihr eine Elfe zur Verfügung gestellt hatte. »Herzogin. Herzogin. Herzogin.«
    Ihre Wölfe sprangen zurück, als die Erde zu Roudettes Füßen zerbröckelte und sich ein kreisförmiges Loch in die Dunkelheit öffnete. Ein bleiches, rundes Gesicht, eingerahmt von Strähnen weißen Haars, blickte zu ihr hoch. Ein Diadem aus Jade und Platin saß auf der Stirn der Herzogin.
    »Roudette«, sagte die Herzogin. »Ich habe nicht damit gerechnet, so bald von Euch zu hören.«
    »Ihr könntet in der Tat schon sehr bald wieder von mir hören«, antwortete Roudette. »Ihr habt mich belogen, Lady. Talia war hier, und Charlotte hat nichts gemacht.«
    Eine schlanke Augenbraue hob sich fast unmerklich. »Interessant. Ich entnehme Eurem ohnmächtigen Zorn, dass sie entkommen sind?«
    »Für den Moment«, sagte Roudette. »Ihr habt versprochen -«
    »Ich habe keinen Vertrag mit Euch, Mensch.« Die Herzogin lächelte. »Ich habe mich bereit erklärt, Euch im Gegenzug für einen anderen Gefallen zu helfen. Ich habe genau das getan, was ich sagte: Charlotte mit dem Zauber, der mir gegeben wurde, für Euch in Elfstadt auf freien Fuß gesetzt.«
    »Einem Zauber, der seinen Zweck verfehlte.«
    Die Herzogin schüttelte den Kopf. »Charlotte war zwar nie so bewandert in den magischen Künsten wie ihre liebe, verstorbene Schwester, aber Verzweiflung kann eine mächtige Lehrerin sein. Vielleicht hat sie endlich begonnen, den Gebrauch der Macht zu erlernen.«
    »Ein erbärmliches Wrack von einem Menschen, und dennoch kann sie Eure Elfenmagie überwinden!« Roudette merkte, dass sie lächelte. Sie schubste einen Stein in das Loch und sah zu, wie er durch das Bild der Herzogin fiel. »Ist das nicht herrlich!«
    »Hoffnung.« Die Herzogin winkte mit der Hand, und der Stein schoss wieder nach oben.
    Roudette wich ihm mühelos aus. »Was meint Ihr damit?«
    »Prinzessin Danielle kam, um sie zu retten, nicht wahr?« Sie lächelte. »Sie erretteten sie aus Eurer Gewalt. Hoffnung verleiht Stärke, selbst jemandem wie Charlotte. Stärke genug, um zu kämpfen. Wenigstens eine Zeit lang.«
    Roudette erstarrte. »Wie lang?«
    Die Herzogin ließ sich Zeit mit der Antwort; ihr Vergnügen war nicht zu übersehen. »Für eine erfahrene Hexe, ein Tag. Vielleicht zwei. In Charlottes Fall nehme ich an, dass ihre Stärke sie vor Sonnenuntergang verlassen wird.«
    Roudette umkreiste das Loch. Sie hätte nie mit Elfen zusammengearbeitet, wenn es einen andern Weg gegeben hätte, aber manche Trophäen waren den Preis wert. »Wenn mir Talia entgeht, weil Eure Magie versagt hat, werde ich als Nächstes Euch einen Besuch abstatten!«
    Die Herzogin täuschte ein Gähnen vor. »Solltet Ihr nicht hinter Eurer Beute herjagen, kleines Wölfchen?«
    Roudette grinste. Vielleicht würde sie so oder so nach Elfstadt zurückkommen. Sie zog es zwar vor, nicht ohne Kontrakt zu töten, aber jede Regel hatte ihre Ausnahmen.
    Bedauerlicherweise hatte die Herzogin recht. Roudette wandte sich von dem Loch ab, kehrte ihren Umhang um und gestattete der Magie des Wolfsfells, durch ihr Fleisch zu strömen. Sie konnte den Zauber der Elfe nicht aufspüren, aber es gab nur einen Ort, wo sie hingegangen sein

Weitere Kostenlose Bücher