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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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»Auf die Hand zu schlagen, die die Waffe hält - das ist eine ungewöhnliche Taktik.«
    »Erste Regel beim Sik-h’adan«, erwiderte Talia: »Greife an, welches Ziel auch immer dir der Gegner bietet.«
    Roudette lachte. »Riskant. Hättest du auch nur ein kleines bisschen vorbeigeschlagen, hättest du dir die Hand an meinem Hammer gebrochen.«
    Talias Atem ging schnell, aber regelmäßig. »Ich schlage nicht vorbei.«
    Danielle drehte sich um. »Wo sind wir?«
    »Arathea«, sagte Talia. »Außerhalb der Stadt Jahrasima.«
    Als Schnee Anstalten machte aufzustehen, bewegte sich die Welt um sie herum, als wäre sie noch im Hexenring. Sie setzte sich wieder hin, grub die Finger in die trockene Erde und blinzelte, um wieder klar zu sehen.
    Jahrasima lag auf einer Insel in der Mitte eines perfekt kreisförmigen Sees. Schnee erinnerte sich, über diese Stadt gelesen zu haben. Jahrasima und seine acht Partnerstädte waren Geschenke des Elfengeschlechts, dazu gedacht, den Fluch Dornröschens wiedergutzumachen. Es hieß, der Wasserspiegel des Sees sänke nie, nicht einmal in der heißesten Periode der trockenen Jahreszeit.
    Bäume umringten dieses Wasser, groß und breitblättrig. Ein Steinpfad, irgendetwas zwischen einem Damm und einer Brücke, bot einen Weg in die eigentliche Stadt. Orangefarbenes Sonnenlicht spielte auf dem dunklen Wasser. Schnee wölbte die Hand über die Augen und sah in den Himmel: Arathea lag so weit westlich von Lorindar, dass die Sonne einen Sprung zurück gemacht zu haben schien.
    Sie waren ein kleines Stück vom Rand des Sees entfernt im Feld eines Bauern herausgekommen. Schmale Wasserrinnen, die der Bewässerung der Feldfrüchte dienten, liefen in parallelen Linien vom Ufer weg.
    »Ich dachte, wir sollten in der Stadt selbst ankommen«, sagte Talia.
    Schnee zeigte aufs Wasser. »Wisst ihr, wie viel Magie nötig ist, um diesen See zu erhalten? Uns in diese Stadt hineinzubringen wäre, wie einen Stock in einen Wirbelsturm zu werfen. Ihr könnt von Glück sagen, dass wir so nah herangekommen sind.«
    Danielle hielt immer noch das Schwert in der Hand. Schweißperlen bedeckten ihre Stirn; sie sah aus, als ob ihr übel wäre. Angesichts dessen, wie seekrank sie auf dem Meer wurde, konnte Schnee sich gut vorstellen, wie der Hexenring ihr mitgespielt haben musste.
    Ungeachtet ihrer Übelkeit war Danielles Stimme fest, als sie sich an Roudette wandte. »Was hast du meiner Stiefschwester angetan?«
    »Ich brauchte jemanden, der den Schemen trug.« Roudette unternahm keinen Versuch, sich zu bewegen. Sie war weitaus ruhiger, als jemand in ihrer Lage hätte sein sollen. »Um Talia lebendig hierher zu bringen, wenn möglich. Charlotte sollte den Schemen eigentlich im Steinwäldchen freisetzen; ich hatte nicht angenommen, dass sie das Zeug dazu hätte zu kämpfen.«
    »Aber das hatte sie«, sagte Danielle. »Also hast du sie umgebracht.«
    »Die Herzogin hat sie umgebracht«, sagte Roudette. »Deine Stiefschwester war tot von dem Moment an, als die Herzogin ihr dieses Kleid mit dem darin versteckten Feuerschemen gab.«
    »Schnee hätte sie retten können!«
    »Vielleicht.« Schnee massierte sich den Schädel. »Das Kleid trug die Essenz des Schemens. Der Versuch, sie zu entfernen, hätte ihn befreien können.«
    »Charlotte ist einen guten Tod gestorben«, sagte Roudette. »Sie starb im Kampf gegen sie.«
    »Halt die Klappe!« Danielle schob den Ärmel zurück und legte ihr Armband frei. »Elfstadt wird detailliert erfahren, was die Herzogin heute getan hat. Wenn Trittibar sich die Verbannung eingehandelt hat, weil er euch das Leben gerettet hat, dann hat die Herzogin weit Schlimmeres verdient.«
    »Was ist mit Roudette?«, fragte Schnee.
    Danielle schluckte, und für jeden, der sie kannte, war ihre Unsicherheit offensichtlich. Sie warf einen schnellen Blick auf Talia, die nickte und die Faust ums Messer ballte. Danielle richtete sich auf. »Möchtest du einen Moment, um zu beten und dich bereit zu machen, Roudette?«
    Roudette blieb vollkommen ruhig. »Tötet mich, und ihr drei werdet die Sonne nie mehr aufgehen sehen.«
    Talia presste die Schneide ihres Messers an Roudettes Hals. »Nicht einmal die Lady von der Roten Kappe kann uns töten, wenn sie nicht mehr lebt.«
    »Ihr denkt, ich bin es, die ihr zu fürchten habt?« Roudette lächelte. »Ich habe mit dem Tod gelebt, solange ich zurückdenken kann. Er birgt keinen Schrecken mehr für mich. Aber wenn du mich tötest, wirst du dir noch vor dem Morgengrauen

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