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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Roudette vielleicht den Tod gewählt. Stattdessen stand sie auf, schob die Schulterpartie ihres Umhangs zurück und gab sich Schnees Magie preis.
    Schnee legte den Daumen in die Mulde von Roudettes Schlüsselbein. Roudettes Haut wurde erst kalt, dann taub. Ein Rauchfaden stieg von Schnees Daumen auf, der nach frisch geschmiedetem Metall roch.
    »Mit diesem Mal beauftrage ich dich, uns drei mit deinem Leben zu beschützen«, sagte Schnee. »Du wirst die Hand nicht gegen uns erheben noch wirst du zulassen, dass wir zu Schaden kommen. Dein Vertrag mit Königin Lakhim ist gebrochen. Sobald wir uns um Zestan gekümmert haben, wirst du dich an Lorindar ausliefern. Zu keinem Zeitpunkt wirst du dich weiter als fünfzig Schritt von entweder mir, Danielle oder Talia entfernen. Solltest du dieses Band brechen, wird das Blut in deinem Körper kochen.«
    Danielle verzog das Gesicht. »Das ist ein bisschen grausig, findest du nicht?«
    »Es ist eine Elfenstandardklausel«, sagte Schnee, bevor sie Roudette fragte: »Nimmst du dieses Mal an?«
    Die Spitze von Talias Schwert, die gegen ihren Hals drückte, ließ ihr wenig Wahlmöglichkeiten. »Jawohl.«
    Die Haut über ihrem Schlüsselbein brannte plötzlich wie Feuer, doch so schnell, wie der Schmerz gekommen war, verging er auch wieder. Mit gefesselten Händen zog Roudette ihr Hemd zurück und untersuchte das Mal.
    Ein silberner Fleck von der Größe von Schnees Daumen verunzierte ihre Haut. Roudette grub einen Fingernagel in das Mal und wurde mit einem dunklen Halbmond aus Blut belohnt. Die Haut zu entfernen würde den Zauber darunter nicht beeinträchtigen. Wortlos streckte sie die Hände aus. Talia nahm ihr die Peitschenschnur ab.
    »Du hast nicht gefragt, wie lange«, sagte Danielle leise.
    Roudette legte den Kopf schief. »Wie bitte?«
    »Die meisten Leute würden, wenn man ihnen einen solchen Fluch auferlegte, wissen wollen, wie lange er andauert. Wie viele Jahre du unsere Gefangene bleibst und ob du jemals wieder freikommst.«
    Danielle war scharfsinniger, als Roudette klar gewesen war. »Die meisten Leute bringen zu viel Zeit damit zu, darüber nachzudenken, was kommen wird. Ich vertraue darauf, dass mein Weg mich dorthin führt, wo ich hinwill.«
    Ihren Hammer gaben sie ihr nicht zurück, aber das hatte Roudette auch nicht erwartet. Es machte kaum einen Unterschied: Roudette konnte mit bloßen Händen fast genauso effektiv töten. Sie zog ihren Umhang wieder zurecht. Die Runen darauf beschützten sie vor äußerer Magie, aber das Elfenmal war jetzt in ihrem Inneren. Der Umhang konnte es nicht beseitigen.
    Aber vielleicht verlangsamte er die Wirkung. Nicht für sehr lange, aber vielleicht würde es reichen, um zu tun, was sie tun musste.
    Sie beobachtete Danielle und Schnee genau. Talia kannte sie, aber diese beiden waren neu für sie. Danielle sah verweichlicht aus, aber dennoch hatte sie nicht gezögert, an dem Kampf im Palast Whiteshore teilzunehmen, obwohl Roudette sie in Gedankenschnelle hätte töten können. Was Schnee anging, so hatte ihre Zauberkraft Elfenwölfe abgewehrt und einen Hexenring umgeleitet; zwei Dinge, die Roudette für unmöglich gehalten hatte.
    Sie waren ein beeindruckendes Team. Es war ein Jammer, dass sie sie alle töten musste.
*
    Danielle saß mit dem Rücken an einem Baum da, während sie darauf wartete, dass der Spiegel an ihrem Armband auf ihren Kuss reagierte. Talia hatte sie am Seeufer zurückgelassen, wo die dickeren Bäume und das dichter stehende Gras nicht nur Schutz vor Staub und Wind, sondern auch vor neugierigen Blicken aus der Stadt boten.
    »Danielle?« Aus dem winzigen Spiegel sah Prinz Armand zu ihr hoch. »Geht es dir gut? Was ist passiert? Wo seid ihr -«
    »Wir sind wohlauf«, beruhigte Danielle ihn. »Wir sind in Arathea, außerhalb der Stadt Jahrasima. Talia ist vorgegangen, um einen Platz zu suchen, wo wir bleiben können. Ist Jakob -«
    »Er ist hier bei mir«, sagte Armand und hielt seinen Spiegel so, dass Danielle ihren Sohn sehen konnte. »Er will wissen, wann du nach Hause kommst.«
    »Sobald ich kann - ich verspreche es.« Danielle nahm ihren Mut zusammen. »Armand, was ist mit Charlotte?«
    »Sie ist tot.« Armands Stimme war kalt. »Zeugen zufolge war es ein schneller Tod.«
    Tränen füllten ihre Augen. Roudette hatte es ja schon gesagt, aber trotzdem hatte Danielle gehofft, Charlotte hätte irgendwie überlebt. Auch wenn Charlotte Danielle immer gehasst hatte, war sie auch die letzte Überlebende aus ihrer

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