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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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der Hand beibrachte und ihm den Speer entwand, aber es war Roudette, die ihm das Knie zertrümmerte und ihn zu Boden schlug. Sie war zwar der Meinung, ihr Hammer habe einen Moment vor Talias Schwert sein Ziel gefunden, aber mit Gewissheit sagen konnte sie es nicht.
    Talia trat den am Boden liegenden Speer weg.
    »Er ist tot«, sagte Roudette. »Ich kann es riechen.« Sie kratzte sich am Arm und zuckte zusammen. Als sie den Ärmel zurückschob, kamen blutige Rillen von einem der Hunde zum Vorschein. Sie hatte es nicht einmal gemerkt.
    Talia hatte eine Hand auf die Schnittwunde an ihrem Oberschenkel gedrückt. »Werden noch mehr kommen?«
    »Ich hoffe es.« Roudette fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Die Magie des Wolfsfells war berauschender als jeder Alkohol. Nachdem sie jetzt Blut geleckt hatte, wollte sie mehr. Angezogen von den Schreien auf der anderen Seite der Tempelmauern, ging sie auf den Eingang zu. Bei ihrer Stärke und Talias Schnelligkeit, wie viele Jäger konnten sie da noch töten, bevor die Sonne wiederkehrte? Der Wolf kümmerte sich nicht um ihre Pläne - er wollte nur diejenigen bestrafen, die ihnen wehgetan hatten.
    »Bald!«, flüsterte sie, als sie sich zwang, sich von den Schreien abzuwenden.
    Talia eilte durch den Garten auf Danielle zu. »Was hast du dir dabei gedacht? Was hättest du gemacht, wenn Schnees kleine Pfeile dieses Ding nicht aufgehalten hätten?«
    Danielle beachtete sie nicht. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Hund, der sich immer noch krümmte von dem, was Schnee mit ihm angestellt hatte. »Was geschieht mit ihm?«
    Roudette wischte das Blut von ihrem Hammer und ging dann hinüber, um sich zu den andern zu gesellen. Der Hund winselte und biss sich in die Seite; von seinen Lefzen tropfte Schaum. Er versuchte aufzustehen, doch er brach sofort wieder zusammen.
    »Was hast du getan?«, wollte auch Talia wissen.
    »Der Zauber ist der gleiche, den ich bei Roudettes Wölfen angewandt habe«, erwiderte Schnee. »In diesem Land gibt es nicht viele Kiefern, also habe ich stattdessen eine Hand voll Dornen aus dem Weingarten genommen.«
    Die Weinstöcke, die aus der Elfenhecke stammten. Ohne ein Wort holte Roudette mit dem Hammer aus und beendete die Qualen des Tieres.
    »Seid ihr in Ordnung?« Im Eingang stand Khardija. Sie wirkte mitgenommen, aber ihre Stimme war fest.
    Talia stieß mit dem Schwert nach dem Hund. »Das ist der Grund, weshalb du diese Dinger zerstören solltest! In den Dornen wohnt noch ihr Fluch. Sie haben das Tier am Leben gehalten, es gequält, aber nicht sterben lassen, genau wie bei den Prinzen.«
    Khardija drehte sich um und wandte das Gesicht den anderen Schwestern zu, die sich hinter ihr im Gang versammelt hatten, so als ob die alte Oberin sie vor dem Schrecken, der sich über Jahrasima ausgebreitet hatte, beschützen könnte. »Seht nach, ob sonst noch jemand verletzt wurde, und tut, was ihr könnt, um unsere Gäste zu beruhigen. Versichert ihnen, dass die Gefahr für den Moment vorüber ist.« Sie wartete, bis sie gegangen waren, ehe sie das Wort an Talia richtete. »Die Gefahr ist doch vorüber?«
    »Für heute Nacht«, bestätigte Roudette. Sie legte den Kopf schräg und lauschte dem Geheul, das durch die Stadt hallte. »Morgen Abend werden sie wiederkommen, und es wird nicht lange dauern, bis sie herausfinden, wo dieser hier gefallen ist. Ich an deiner Stelle würde dafür sorgen, dass bis dahin niemand mehr hier ist.«
    »Das geht nicht«, erklärte Khardija. »Einige unserer Patienten sind zu krank, um sich zu bewegen.«
    Roudette zuckte die Schultern. »Dann werden sie sterben.«
    »Hüte deine Zunge!«, fuhr Talia sie an.
    Roudette fletschte die Zähne. Ihre Hand ging zum Hammer, ehe sie sich wieder fing. Weil die Wut des Wolfs noch in ihr steckte, gelang es ihr nur mit äußerster Willenskraft, die Finger wieder vom Stiel zu nehmen. Sie wollte kämpfen, und zum Teufel mit Schnees Fluch!
    »Es tut mir leid, Mutter.« Talias Stimme troff vor Zorn und Schuld. »Sie sind wegen mir gekommen. Mir war nicht klar -«
    »Der Tempel wird überleben«, sagte Khardija bestimmt. »Wenn nicht dieser hier, so die anderen überall in Arathea. »Wir werden die Patienten fortschaffen, bei denen es möglich ist, und unser Möglichstes tun, um die übrigen zu beschützen.«
    »Das könnt ihr nicht«, flüsterte Roudette. »Ihr könnt die Jagd nicht aufhalten. Keine von euch kann das.«
    Aber Roudette konnte es. Mit Talias Hilfe. Und schon sehr bald würde sie es.
*
    Als sich

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