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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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beleidigt hat und für seine Unverschämtheit verflucht wurde. Die Kirche bezeichnet die Jäger als Diener Gottes, die geschickt wurden, die Seelen der Verdammten zu sammeln. Sie sagt, dass Arathea der Sünde verfallen und die Jagd die Strafe Gottes ist. Bis zu dieser Nacht hat die Jagd hauptsächlich die Kha’iida-Stämme angegriffen und die Städte gemieden.«
    »Kha’iida?«, fragte Danielle nach.
    »Nomaden«, klärte Talia sie auf und musste an Faziya denken. Wenige Kha’iida verließen jemals ihren Stamm. Faziya hatte nie über die Gründe gesprochen, die sie veranlasst hatten, ihrem Volk den Rücken zu kehren.
    Schnee zog einen Spiegel aus ihrem Halsband und konzentrierte sich. Ihr Gesicht erhellte sich. »Beatrice! Ist Trittibar in der Nähe? Die Wilde Jagd ist hinter Talia her und wir könnten ein wenig Hilfe gebrauchen, um rauszukriegen, wie man gegen sie kämpft.«
    »Ihr seid noch keinen Tag weg!«, protestierte Beatrice. »Wie im Namen aller - nein, ich will’s gar nicht wissen. Sind alle wohlauf?«
    Während Schnee sich mit Beatrice beriet, wandte Talia sich wieder an Roudette. »Ich werde nicht zulassen, dass die Jagd diesen Ort zerstört.«
    »Du redest, als ob du eine Wahl hättest«, sagte Roudette mit kühler Miene. »Für den Moment wird mein Umhang dich verbergen, aber jetzt, wo die Wilde Jagd dich zu ihrer Beute bestimmt hat, werden sie dich finden, und bis es so weit ist, werden sie alles zerstören, was ihnen im Weg ist.«
    »Wenn Zestan die Macht hat, die Jagd auf meine Fährte zu setzen, kann sie sie auch wieder entlassen.« Talia hielt das Schwert ins Lampenlicht und prüfte die Schneide. »Wir brauchen sie bloß zu finden und zu überreden.«

Kapitel 10
    In ihren Träumen funktionierte der Umhang nie.
    Roudette stand am Waldrand. Drei Schritte würden sie aus den Bäumen heraus und auf die Straße bringen, aber sie konnte sich nicht dazu überwinden, sich zu bewegen.
    Feuer hatte den Himmel aufgerissen und die Reiter donnerten dahin wie die Vorhut der Hölle. Heulend rasten ihre Hunde vorwärts, unablässig bellend - die Bestien der Wilden Jagd holten nie Atem. Roudette hielt sich die Ohren zu in dem vergeblichen Bemühen, die Geräusche auszusperren. Urin lief an ihren Oberschenkeln herunter.
    Fenster und Türen wurden aufgerissen. Ein paar tapfere Seelen kamen nach draußen, um nachzusehen, was vor sich ging.
    »Lauft nicht davon!« Ihre Stimme wollte nicht tragen. Sie versuchte es noch einmal, aber Furcht hatte ihr die Stimme geraubt. Sie konnte bloß zusehen, wie sie sich zur Flucht wandten, um doch eingeholt zu werden.
    Der Erste, der fiel, war Vaughan, ein älterer Mann und selbstständiger Jäger. Er hob einen kurzen Bogen aus Holz, doch bevor er die Sehne spannen konnte, durchschlug ein Pfeil seinen Mund.
    Sein Tod verbreitete Panik im ganzen Dorf. Roudettes Freunde und Nachbarn strömten aus ihren Häusern wie Ratten, die vor einem Feuer flohen. Einen nach dem andern stöberte die Jagd sie auf.
    Roudette zog sich das Wolfsfell über die Schultern, aber nichts geschah. Sie musste ihre Familie erreichen. Sie musste Jaun retten. Die Übrigen würden sterben, aber ihren Bruder konnte sie noch retten. Sie konnte sich sehen, wie sie ihn in den Holzstapel zerrte und mit ihrem Körper schützte, während sie absichtlich die Scheite auf sie herunterzog. Irgendwie hatte sie gespürt, dass die Wilde Jagd für die Hatz lebte, dass, wenn sie versuchten wegzurennen, die Jagd sie zur Strecke bringen würde. Nur hatte das Wolfsfell in ihren Träumen keine Macht und ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen.
    Und dann war sie in einer anderen Stadt, nahe der Grenze. Sie und Jaun kauerten furchtsam in der Kapelle und lauschten dem Geheul, das nie wirklich aufgehört hatte seit jener Nacht vor einem Monat, als die Wilde Jagd ihr Zuhause zerstört hatte.
    »›Sie sind hinter mir her«, flüsterte Roudette und zog das Fell um ihren Körper. An diesem Nachmittag war sie damit fertig geworden, es an ihren Umhang zu nähen und damit die Macht der Gabe ihrer Großmutter mit den Schutzzaubern zu verbinden, die in den Umhang gewirkt waren. »›Ich werde sie fortführen.«
    »Geh nicht!« Jauns schmutzige Hand umklammerte ihre.
    »›Egal was passiert, versuch nicht, zu fliehen!«
    »Verlasse ihn nicht!« Ihr Traum-Ich hörte nichts außer den Hunden, als sie in die Nacht hinausging.
    Sanftes Schütteln riss sie aus dem Schlaf. Sie keuchte und schlug Danielles Hand zur Seite.
    »Du hast im Schlaf

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