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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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nachkommen, steigt ihr durch den Brunnen nach oben und wartet auf mich. Falls ich nicht zurückkomme, ehe -«
    »Nein!« Alle drei Frauen sprachen gleichzeitig, aber zu Talias Überraschung war es Roudette, die am lautesten sprach. Roudette nahm den Hammer zu Hilfe, um einen neuerlichen Stein abzublocken. Sie grinste. »Wenn sie unbedingt kämpfen wollen, wie kämen wir dazu, es ihnen auszureden? Goblins sind Feiglinge; schlachtet man eine Hand voll ab, fliehen die übrigen.«
    Talia nickte. Zu Danielle sagte sie: »Roudette und ich gehen als Erste rein. Wenn etwas passiert, schlagen du und Schnee euch zum Brunnen durch. Er ist sicher abgedeckt, also werdet ihr durchbrechen müssen.« Sie senkte die Stimme. »Egal, was geschieht, versprich mir, dass du Faziya dort rausholst!«
    »Natürlich«, sagte Danielle.
    »Danke.«
    Schnee starrte sie an. »Du hast sie gern, nicht wahr?« Ihre Stimme war sonderbar weich, fast kindlich.
    Talia konnte ihr nicht in die Augen sehen. »Haltet euch einfach bereit.« Sie warf einen Blick auf Roudette, die den Hammer hob. Doch bevor sie ins Reservoir stürmen konnten, fasste Schnee beide an den Schultern und zog sie fort.
    »Würdet ihr mir bitte Rückendeckung geben?« Schnee ging auf den Torbogen zu.
    »Was hast du vor?«, fragte Danielle.
    »Diese beiden Barbarinnen hier haben sich vergangene Nacht recht gut gegen den Jäger geschlagen.« Schnee lächelte. »Ich finde, es ist an der Zeit, sie daran zu erinnern, was eine Zauberin alles kann!«

Kapitel 13
    Schnee hielt eine Hand in das Wasser, das durch den Torbogen überlief. Es war kühl und sauber und führte einen winzigen Anflug Residualmagie von den verschiedenen Verzauberungen mit sich, die die Brunnen und Abwasserkanäle am Fließen hielten.
    »Das ist Zeitvergeudung!«, sagte Roudette.
    Schnee schüttelte den Kopf. »Du bist genauso schlimm wie Talia. Keinerlei Subtilität! Immer nur Draufhauen und Stechen und Töten! Wo bleibt da die künstlerische Leistung?«
    »Ich werd’s dir bei Gelegenheit mal zeigen.«
    Schnee konzentrierte sich nach besten Kräften. Das Blut pulsierte hämmernd in ihrem Schädel, Vorbote des Schmerzes, der sich unweigerlich einstellen würde, wenn sie sich zu sehr ins Zeug legte.
    Nebel stieg von ihren Fingern auf, wo das Wasser über die Haut floss. Winzige Eiskristalle bildeten sich um ihre Fingerspitzen herum. Anfangs zerbrach das Eis und wurde weggespült, aber bald wurden die Kristalle größer, berührten die Steine der Wand und breiteten sich nach oben aus.
    Eine Gänsehaut lief über Schnees Arm; am restlichen Körper schwitzte sie. Die Wärme aus so viel Wasser abzuziehen konnte sie umbringen, wenn sie nicht aufpasste.
    »Goblins sind nicht für ihre Geduld bekannt, Schnee«, sagte Talia.
    »Dann haben du und sie ja etwas gemeinsam.« Schnee legte die andere Hand aufs Wasser und ließ mehr Kraft in ihren Zauber fließen, wobei sie mithilfe ihrer Spiegel versuchte, etwas von der überschüssigen Hitze abzuleiten. Das Eis kroch nach oben und erschuf einen Damm quer über den Torbogen. Das Tröpfeln des Wassers erstarb. Sie zuckte zusammen, als ein weiterer Stein gegen die Wand knallte. »Wärst du so nett?«
    Talia bückte sich und durchsuchte das Wasser mit einer Hand, bis sie einen der Steine fand. Sie schleuderte ihn durch den Tunnel zurück; in der Dunkelheit kreischte ein Goblin.
    Schweiß tropfte Schnee von der Stirn und kitzelte ihre Wangen. Das Eis knackte und gefror wieder, als es sich im Reservoir ausbreitete. Das Geräusch erinnerte sie an das Knallen von feuchtem Feuerholz im Kamin. Das Geheul der Goblins verwandelte sich in Schreckensschreie, und Schnee lächelte.
    Just diesen Moment suchten sich die Mäuse in ihrem Beutel aus, um unruhig zu werden, sich zu winden und Schnee zusammenfahren zu lassen. »Ruhe da drin!«, mahnte sie.
    Das Knacken wurde lauter. Das Eis hatte jetzt das Floß des Goblins erreicht und es an Ort und Stelle festgefroren. Die Augen des Goblins weiteten sich; er streckte die Hand aus und kratzte mit seinen Krallen daran. Mit einem ängstlichen Quieken zog er sich aufs Eis hinauf und versuchte fortzukriechen. Immer wieder riss er die Hände hoch, denn die Kälte versuchte, seinen nassen Körper an die Oberfläche zu frieren.
    »Sie leben in der Wüste«, erklärte Schnee selbstgefällig. »Sie haben vorher wahrscheinlich noch nie Eis gesehen.«
    Platschen und Panikschreie signalisierten den Rückzug der Goblins. Der vom Floß krabbelte auf allen vieren

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