Rotkäppchens Rache
Schwangerschaft und der Muskelmasse, die sie durch ihr gemeinsames Training zugelegt hatte. »Du müsstest den Boden sehen können. Es ist nur ein kurzer Fall; lass die Beine angewinkelt!«
»Ich sehe ihn.« Danielle ließ Talias Handgelenk los und landete mit einem Platschen. Glucksende Schritte folgten.
Talia blickte sich um, aber die meisten Leute mieden diese Straßen, besonders um die Mittagszeit, wenn die Sonne die Gossen briet und die Seitengässchen mit Gerüchen erfüllte, die nicht einmal durch Elfenzauberei zu unterdrücken waren. Talia ergriff Schnees Handgelenk. »Du sagst doch immer, dass du mehr über Magie lernen willst. Willst du denn nicht sehen, wie die Elfen diesen Ort konstruiert haben?«
»Manche Sachen kann ich auch aus Büchern lernen.«
Talia ließ Schnee in den Kanal hinunter. Diesmal konnte Danielle von unten helfen und so unnötiges Spritzen vermeiden.
Als Nächste war Roudette an der Reihe; nach ihr hielt sich Talia am Rand des Lochs fest und schwang sich hinein. Ihre Füße schlugen gegen die andere Wand der Röhre, und dann fiel sie und spreizte die Beine, um die schmalen Laufgänge zu beiden Seiten des Kanals zu erwischen.
»Wir müssen das Gitter wieder vor die Öffnung ziehen.« Talia verzog das Gesicht und trat in den fließenden Schmodder. Ihre Sandalen sanken in etwas ein, was sich wie ein schlammiger Bach anfühlte, obwohl ihr noch kein Schlamm begegnet war, der so übel stank. Sie verschränkte die Finger zu einer Räuberleiter. »Roudette?«
Roudette stellte einen Fuß auf Talias Hände und den anderen auf ihre Schulter. Talia bemühte sich, das Gleichgewicht zu halten, während Roudette durch die Öffnung nach oben langte. Gleich darauf landete das Gitter mit einem Knall wieder auf dem Loch und ließ Kies und Sand auf sie niederprasseln. Roudette sprang von Talia herunter und spritzte sie alle voll, womit sie sich eine Verwünschung von Schnee einhandelte.
Das einzige Licht kam von oben und erhellte nur einen kleinen Ausschnitt des Tunnels. Getrockneter Schlamm und Schlimmeres überzogen den unteren Teil der Wände mit einer Kruste. Der Boden war vertieft angelegt wie ein übergroßer Rinnstein mit schmalen Simsen zu beiden Seiten. Talia stellte sich wieder auf einen davon und hielt einen Fuß ins Wasser, um den ärgsten Schleim fortspülen zu lassen, aber es war ein aussichtsloses Unterfangen.
Die Spiegel an Schnees Halsband leuchteten auf wie kleine Monde. Fast war Talia die Dunkelheit lieber. Gelbe Schaumteppiche bedeckten das Wasser wie schwammige Geschwulste, nur unterbrochen von unidentifizierbaren Klumpen, die vorbeitrieben.
»Hier entlang!«, sagte Talia. Binnen weniger Schritte erstarben die Geräusche von der Oberfläche, bis sie nichts mehr hören konnte außer ihrem eigenen Atem und dem Rieseln des Wassers.
Roudette witterte. »Wir sind nicht allein hier unten.«
»Wie kannst du hier etwas riechen?« Schnee schauderte.
»Kloakengoblins.« Talia blieb nicht stehen. »Die meisten Städte haben einen ganzen Stamm. Die Goblins jagen Ratten und anderes Ungeziefer und halten das Abwasser davon ab, sich zurückzustauen. Als Gegenleistung für diese Dienste dürfen sie behalten, was immer an Kostbarkeiten durch die Gitter fällt. Sie sind unangenehme Kreaturen und sehr territorial, aber ich habe mir sagen lassen, dass sie auch eine künstlerische Seite haben. Einer der Händler gestern hat von Goblins geschaffene Skulpturen verkauft.«
»Geschaffen woraus?«, fragte Schnee.
»Das willst du nicht wissen.«
Danielle rümpfte die Nase. »Sind sie gefährlich?«
»Jeder für sich genommen nicht.« Talia hielt inne, den Kopf schräg gelegt, während sie versuchte, die Geräusche ihrer Gefährtinnen auszusperren. Die Abwasserkanäle verzweigten sich wie die Äste eines wild wuchernden Baumes, breiteten sich aus und folgten jeder Straße in Jahrasima. Diese Abzweigungen waren die wahrscheinlichsten Stellen für einen Hinterhalt. »Sogar du wärst einem einzelnen Kloakengoblin mehr als ebenbürtig.«
»Danke«, sagte Danielle trocken.
»Die wahre Gefahr kommt nach dem Kampf«, fuhr Talia fort. »Wenn man sich hier unten auch nur einen Kratzer einhandelt, wird er wahrscheinlich septisch, und wenn man dann nicht schnell genug zur Schwesternschaft kommt, könnte das den Verlust einer Gliedmaße zur Folge haben. Die Goblins haben auch den Vorteil, diese Tunnels besser als jeder andere zu kennen - vermutlich sogar besser als die Elementargeister, die sie gebaut
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