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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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neun welligen Strahlen. Diese Sonne bedeutete, dass sie die Mauer unterquert und innerhalb der Grenzen des Zuhauses der Raikh waren. »Wir sind ganz in der Nähe.«
    Die Goblins hatten seit Roudettes Schrei keinen Laut von sich gegeben. Entweder hatte die Attentäterin sie so eingeschüchtert, dass sie sich nicht mehr trauten, auf sich aufmerksam zu machen, oder aber sie hatten inzwischen die Stellung für ihren Hinterhalt bezogen und lauerten schweigend ihrer Beute auf. Unmittelbar vor sich konnte Talia ein leises Tröpfeln wie von einem Nieselregen hören: Das musste das Reservoir sein.
    Kriechend bewegte Talia sich weiter, denn der Tunnel wurde enger und die Decke senkte sich so tief, dass ihr keine andere Wahl blieb. Der Torbogen, der ins Reservoir führte, war kaum mehr als ein Fenster, durch das sich das Wasser wie ein Miniaturwasserfall in den Tunnel ergoss. Roudette mit ihrem Umhang würde sich durchzwängen müssen.
    Talia griff hinter sich, um sich Schnee zu schnappen und zu der Öffnung zu ziehen, bis das Licht von ihrem Halsband ins Reservoir schien. Es zeigte eine weitläufige, runde Kaverne, die mit Wasser gefüllt war. Wäre Talia auf dem Rücken darin geschwommen, hätte sie die Höhlendecke berühren können, ohne den Arm strecken zu müssen. Wasser tropfte von Tausenden winziger Stalaktiten, die wie Eiszapfen aus Stein die Decke überzogen. Es war unmöglich zu sagen, wie tief das Wasser reichte; allerdings waren die meisten Sammelbecken mindestens zweimal so tief wie ein durchschnittliches Haus.
    Plötzlich bemerkte sie einen einzelnen Goblin, der auf der anderen Seite des Torbogens in ihr Blickfeld trieb und sich dabei an etwas festklammerte, was man mit viel Wohlwollen als Floß hätte bezeichnen können. Ein wirres Durcheinander aus Holzstücken und Stofffetzen schwamm gerade gut genug, um den Kopf des Goblins über Wasser zu halten, während er sich daran festhielt. Talia erkannte ein bleiches, schrumpliges Gesicht mit übergroßen, spitzen Ohren. Goldene Augen glitzerten im Licht.
    »Wo stecken die übrigen?«, fragte Schnee.
    Talia zeigte auf die Stellen beiderseits des Fensters. Ein Goblin, um sie hereinzulocken, während die anderen im Hinterhalt warteten.
    Danielle ergriff ihr Schwert und hielt es wie einen kurzen Stab: Die eine Hand lag ums Heft, die andere umklammerte, ein kleines Stück von der Spitze entfernt, die Klinge. Das verzauberte Glas würde sie nicht verletzen, aber indem sie das Schwert auf diese Art benutzte, konnte sie sich in der Beengtheit des Tunnels verteidigen. Talia nickte beifällig.
    »Wir sollten einen anderen Weg suchen«, meinte Danielle. »Ich will nicht kämpfen, wenn es nicht unbedingt sein muss.«
    Roudette grunzte bloß, aber ihre Miene ließ keine Zweifel daran, was sie von solch einer Einstellung hielt.
    Das Floß tanzte auf dem Wasser auf und ab, als der Goblin die Stellung wechselte. Ein magerer Arm zog sich zurück. Talia schob Danielle zur Seite, als der Goblin einen flachen Stein über die Oberfläche fliegen ließ. Der Stein prallte zweimal auf, schoss vorbei und polterte an die Wand.
    »Es gibt keinen anderen Weg!«, sagte Talia, während sie einem zweiten Stein auswich. Dieser traf Roudette an der Schulter, doch schien ihr Umhang den Aufprall zu absorbieren. Roudette beugte und streckte den Arm und fletschte die Zähne.
    Der Goblin johlte höhnisch, was sich mehr nach einem Tier als nach einem vernunftbegabten Wesen anhörte. Als wäre es ein Signal, griffen die anderen das Johlen schnell auf, bis das Hohngelächter von hundert Goblins die Tunnels erfüllte.
    Talia wischte sich mit dem Handrücken das Gesicht ab. Sie warf einen Blick zurück in den Tunnel und fragte sich, wie viele Goblins hinter ihnen in der Dunkelheit lauerten und darauf warteten, ihnen in den Rücken zu fallen.
    Danielle schien das Gleiche zu denken. »Wir können uns den Rückweg durch einen der Tunnels freikämpfen, bis wir eine andere Kanalabdeckung finden. Vielleicht kommen wir dann -«
    Talia schob sich an Danielle vorbei und benutzte das Messer, um einen weiteren Stein abzulenken. Der Aufprall tat ihr im Handgelenk weh und ließ ein Stück von der Schneide der Klinge abspringen. Der Stein war von hinten gekommen. »Schnee, gib mir einen deiner Spiegel! Danielle, bring die andern in den Seitentunnel da! Töte alles, was du findest, und lass dann Schnee ihr Licht ausmachen! Ich werde den Rest der Goblins wegführen; damit sollte das Reservoir frei sein. Sobald sie euch

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