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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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übers Eis und versuchte, die andern einzuholen, aber immer wieder rutschen Hände und Knie unter ihm weg, bis er sich schließlich auf den Rücken drehte und an der Decke festhielt, um sich vorwärtszuziehen.
    Schnee brach ihre Hände aus dem Eis. Sie spürte die Finger nicht mehr und die Nägel spielten ins Bläuliche. Sie wollte sich an der Seite des Torbogens festhalten, aber wegen des Reifs auf den Steinen und ihrer eigenen Schwindeligkeit wäre sie fast hingefallen. Talia fing sie am Arm auf und hielt sie fest.
    »Was ist mit denen hinter uns?«, fragte Danielle.
    Roudette schnaubte verächtlich. »Die sind von den Schreien ihrer Kumpels verscheucht worden. Feiglinge, wie ich gesagt habe.« Sie klang beinah enttäuscht.
    »Wartet hier!« Talia spähte durch den Torbogen. Sie hielt sich an den Rändern fest und zog sich hoch. Aus dem Inneren des Reservoirs konnte Schnee noch zwei Goblins schreien hören. Ihre Schreie wurden schriller, als Talia sich aufs Eis begab.
    Mit Danielles Hilfe folgte Schnee Talia ins Reservoir; dort fand sie zwei Goblins vor, die im Eis gefangen waren. Der erste hatte nur noch einen Arm frei. Seine Klauen gruben lange Furchen ins Eis, als er versuchte, sich zu befreien. Der andere war schlimmer dran. Er musste den Rand des Eises gepackt und versucht haben, es mit bloßen Händen zurückzuschieben; als das Eis sich ausgebreitet hatte, hatte es seine Hände festgefroren, sodass jetzt nur noch die Finger wie kleine, verschrumpelte Stecken herausragten. Seine Haare waren im Eis eingesperrt und hielten ihm den Kopf im Nacken fest.
    Das Eis ließ kaum genug Platz zum Kriechen. Schnee rollte sich auf die Seite, mit dem Rücken gegen die Wand, fasste ihr Halsband an und benutzte die noch warmen Spiegel für den Versuch, das Fleisch ihrer Hände aufzutauen.
    Danielle kam als Nächste durch, gefolgt von Roudette. Diese kroch geradewegs auf den Goblin zu, und ihr Hammer scharrte über das Eis.
    »Nein!«, sagte Danielle. »Sie sind wehrlos!«
    »Sie hätten dich ohne nachzudenken getötet und gefressen!«
    »Wir sind in ihr Zuhause eingedrungen.« Danielle schob sich zwischen Roudette und den Goblin.
    Roudette stierte sie an, dann drehte sie sich zu Talia und Schnee um. »Ist sie immer so?«
    »So ziemlich«, sagte Talia. »Irgendwann gewöhnst du dich daran.«
    Auf Händen und Knien rutschte Roudette auf die Seite und versuchte, Danielle zu umgehen. »Diese schmutzigen Kreaturen sind von Elfenblut! Sie -«
    »Danielle hat recht«, sagte Talia. »Lass sie in Ruhe! Aratheanische Goblins sind kaum mehr als Tiere - in dieser Hinsicht ein bisschen wie du selbst. Sie arbeiten nicht für Zestan. Sie sind kaum imstande zu sprechen.«
    Schnee überließ sie ihrer Kabbelei. Sie schloss und öffnete die Hände und biss die Zähne zusammen, als ihre Finger infolge der Bewegung vor Schmerzen zu brennen schienen. Die Schmerzen bedeuteten, dass sie sich vermutlich keinen bleibenden Schaden zugefügt hatte. Sie kroch auf die Mitte des Reservoirs zu und hielt an, als das Eis zu dünn wurde, um sie zu tragen. Ein schneller Faustschlag brach ein Loch ins Eis, durch das sie ins Wasser hinabschaute: Das Reservoir war überraschend tief. Der Boden glänzte wie Silber und reflektierte das Licht aus ihrem Halsband.
    Auch war das Wasser warm. Schnee tauchte die Hände hinein und schnappte nach Luft, als es ihre Finger weiter auftaute. Sobald sie die Hände wieder spüren konnte, ließ sie sich ins Wasser gleiten und schwamm auf den runden Schatten in der Decke zu, der den Boden dessen markierte, was sie für den Brunnen der Raikh hielt. Die Magie des Reservoirs wusch den Schmutz aus ihren Kleidern und schwemmte ihn in einer einzigen übelriechenden Strömung auf eine der vielen Öffnungen in den Wänden zu - einer der Abwasserkanäle ohne Zweifel.
    Sie wünschte, sie hätte mehr Zeit gehabt, um die Magie zu untersuchen. Öffentliche Brunnen bedeuteten, dass jeder den Wasservorrat der Raikh vergiften konnte. Die Elfenmagie reinigte das Wasser nicht nur von normalen Verunreinigungen, sie befreite es wahrscheinlich auch von allen Toxinen. Diesen Zauber zu erlernen wäre nützlich, ganz abgesehen davon, dass ihr das helfen würde zu verstehen, wie Elfenmagie in diesem Land funktionierte.
    Sie hielt den Atem an, tauchte unter und ließ sich das Gesicht abwaschen und die Haare ausspülen. Als sie wieder auftauchte, kamen die anderen auch gerade ins Wasser; die kreischenden Goblins waren immer noch im Eis gefangen. Talia

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