Rotkäppchens Rache
niedrig und beengt, voller Sand und alter Spinnweben. Sie war auch voller alter Spinnen gewesen, bis Schnee sie mit einem schnellen Zauber vertrieben hatte. Sie schauderte und versuchte, nicht an die Parade der Spinnen und anderer gruseliger Wesen zu denken, die aus dem Dunkel ins Freie geströmt waren.
Sie hätte viel für die Behaglichkeit ihrer Bibliothek gegeben, ganz zu schweigen davon, einmal richtig auszuschlafen.
»Du kannst sie nicht wiederherstellen, wenn du nicht weißt, wozu du sie wiederherstellst«, sagte Trittibar.
»Das weiß ich auch!« Schnee blickte das winzige Bild in ihrem Spiegel finster an. Trittibars Arm war bandagiert, sodass er am Körper anlag. Er trug Kleider in gedämpfteren Farben als sonst und seine Stimme hatte etwas von ihrem Esprit verloren, aber er tat sein Möglichstes, um ihr zu helfen. Leider war das von Lorindar aus nicht besonders viel. »Wenn ich Gestaltwandlungsmagie einsetze, dann helfen die Erinnerungen der betreffenden Person, sie wieder zu ihrer natürlichen Form zurückzuführen. Faziya hat aber keine Erinnerungen an ihre frühere Gestalt.«
Schnee drehte den Spiegel so, dass Trittibar Faziya besser sehen konnte, die, zu einem Pelzbündel zusammengerollt, im hinteren Teil der Höhle lag.
»Wir können das diskutieren, solange du willst«, sagte Trittibar. »Wenn du mit Zestan recht hast, dann liegt die Art von Magie, mit der wir es hier zu tun haben, weit jenseits von allem, dem ich entgegenwirken könnte, selbst wenn ich noch in der Lage wäre, auf die Macht Elfstadts zurückzugreifen.« Er stockte nur kurz. »Jinniyah sind nicht mächtig genug für diese Art von Zauberei. Nach dem, was du mir beschrieben hast, bin ich sicher, sie hat Zestans Macht eingesetzt, um diese Flüche zu wirken.«
»So weit waren wir auch schon gekommen!«, nörgelte Schnee. »Du bist überhaupt keine Hilfe!«
»Selbst wenn wir wüssten, wie wir den Zauber brechen können, besteht die Möglichkeit, dass keiner von uns stark genug ist, um es zuwege zu bringen - besonders in deiner Verfassung.«
»Mir geht es prima!«, brauste Schnee auf. Sie biss die Zähne zusammen. Die Illusionen, die Danielle und sie selbst getarnt hatten, fallen zu lassen, hatte geholfen, aber ihr Kopf schmerzte immer noch von dem Zauber, den sie in die Jinniyah gewirkt hatte, um sie daran zu hindern, einen Hexenring zu benutzen. Nicht zu vergessen die Zauberkraft, die sie ständig aufbringen musste, damit sie von niemandem auf magische Weise ausspioniert werden konnten. Talia sollte durch Roudettes Umhang geschützt sein, aber falls jemand auf den Gedanken kam, nach Faziya zu suchen, wollte Schnee sicher sein, dass derjenige nichts fand. »Es muss einen anderen Weg geben.«
»Sie sitzen am längeren Hebel, Schnee!« Trittibar zupfte an seinem Bart. Als er wieder sprach, klang er ruhiger. »Selbst mit uns beiden in voller -«
»Ich weiß.« Schnee rieb sich die Augen.
Draußen vor der Höhle rief Danielle: »Sie sind zurück!«
»Schon?« Wie lange hatten sie und Trittibar gearbeitet? Sie murmelte dem Exbotschafter einen Abschiedsgruß zu und fügte den jetzt leeren Spiegel wieder in ihr Halsband ein. Faziya schien für den Moment damit zufrieden zu sein, vor sich hin zu dösen. Der Schakal blinzelte kaum, als Schnee aus der Höhle krabbelte.
Die Sonne war im Begriff, hinter den Hügeln unterzugehen. Kein Wunder, dass Schnees Magen angefangen hatte, sich zu beschweren.
Talia trug zwei große Wasserschläuche umgeschnallt, über jede Schulter einen. Ein schweres Bündel hatte sie auch dabei. Schweiß und Staub hatten einen verkrusteten Streifen quer über ihren Augen hinterlassen, allerdings schienen die Stirn und der untere Teil des Gesichts sauber zu sein. Sie musste ihr Kopftuch erst vor Kurzem zurückgeschoben haben.
Roudette trug ebenfalls Wasser und Proviant. Schnee blickte sie erstaunt an: Roudette wirkte beinah vergnügt. Sie pfiff sogar eine Melodie!
»Wo habt ihr diese Sachen her?«, fragte Danielle und trat von den Pferden weg.
»Wurden uns freundlicherweise von Jahrasima überlassen.« Talia reichte Danielle einen Wasserschlauch, die mit dem ungewohnten Behältnis ihre liebe Mühe hatte. Die Schläuche waren viel größer als die, die Naheer in ihre Satteltaschen hatte packen lassen. Die prall gefüllte Haut schien aus Ziegenleder zu sein, das noch mit Fell bedeckt war, und war zu einer langen, gebogenen Form vernäht, die sich beim Tragen um die Rippen schmiegte, wenn man sie sich mit dem Riemen
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