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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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bisher so gut für uns gelaufen ist?« Talia blickte finster, ließ sich aber neben Danielle nieder. Faziya knurrte und machte Anstalten zurückzuweichen, aber Danielle flüsterte ihr zu und streichelte ihr übers Fell und beruhigte sie so weit, dass sie den Kopf wieder auf ihren Oberschenkel legte. Faziyas Ohren blieben jedoch aufgestellt und sie ließ Talia keinen Moment lang aus den Augen.
    Danielle nahm Talias Hand. »Es ist alles gut«, sagte sie noch einmal.
    Talia war sich nicht sicher, ob die Worte ihr oder Faziya galten, aber sie erlaubte Danielle, ihre Hand zu führen. Gemeinsam berührten ihre Finger das staubige Fell an Faziyas Hals. Faziya versteifte sich, zog den Kopf aber nicht weg.
    »Ich werde diejenige finden, die dir das angetan hat!«, versprach Talia. Jhukha war bloß eine Dienerin. Es war Zestans Magie, die Faziya verflucht hatte.
    Schnee nahm die verbliebenen Spiegel von ihrem Halsband und legte sie rings um den Kreis. Als ihr Hals vom Glas entblößt war, berührte sie den Golddraht, der ihn umgab. Die Drähte lösten sich und wickelten sich um ihren Zeigefinger.
    Schnee vermied es, Talia anzusehen, als sie zur Satteltasche ging und ein überschüssiges Kopftuch herauszog. Um ein Haar hätte Talia gefragt, wozu sie das brauchte. Mit einem Blick nach unten auf Faziya stellte sie sich vor, wie dieses Tuch das Blut aufsaugte, während Schnee darum kämpfte, ihr Leben zu retten.
    Schnee faltete das Kopftuch und legte es sorgsam auf einen Stein, dann hielt sie die flache Hand vor den Mund, schürzte die Lippen und blies. Reif erfüllte den Kreis.
    »Die Kälte wird die Blutung verlangsamen«, erklärte Schnee. »Das müsste mir ein bisschen mehr Zeit verschaffen.« Sie zog das Messer.
    »Nein!« Talia gestattete ihren Fingern, auf Faziyas Hals zu verweilen, die schnellen, verängstigten Atemzüge zu spüren, die Wärme ihrer Haut unter dem Fell. »Eine schärfere Klinge wird einen saubereren Schnitt und weniger Schmerzen verursachen. Danielle, würdest du …?«
    Danielle erhob sich und zog das Schwert. Faziya sprang auf und wich zurück.
    »Ich sollte es tun«, flüsterte Talia. Die Schneide dieses Schwerts war schärfer als jede Rasierklinge; mit etwas Glück würde Faziya den Schnitt kaum spüren. Talia machte keine Anstalten, das Schwert zu nehmen.
    »Das musst du nicht«, sagte Danielle.
    »Doch, muss ich. Du musst zu ihr sprechen können, um sie ruhig zu halten; Schnee muss sich auf ihre Zauberei konzentrieren.« Talia schluckte.
    »Tiere sind nach denselben Prinzipien wie wir gebaut«, sagte Schnee. »Ein Schnitt am Hals lässt am meisten Blut fließen, aber ich fürchte, es wäre zu viel, zu schnell. Versuch das Bein, dicht an der Schulter; dort triffst du -«
    »Ich weiß.« Talia dachte an den Söldner, der ihr diese Technik beigebracht hatte. Sie konnte sich nicht mehr an den Namen des Mannes erinnern. Weniger als einen Monat, nachdem Talia ihn kennengelernt hatte, war er festgenommen worden, aber in dieser Zeit hatte er ihr eine Reihe von Tricks mit dem Messer gezeigt. Blocke die Messerhand deines Gegners mit deinem Unterarm ab und reiße damit eine Lücke in seine eigene Armabwehr. Schneide mit deiner Klinge an der Innenseite seines Bizeps aufwärts. Es war kein tiefer Schnitt vonnöten, um einen Mann auf diese Weise umzubringen.
    »Die Gliedmaßen von Hunden sind anders gebaut«, sagte Schnee. »Du musst den Schnitt weiter vorn anbringen statt an der Innenseite.«
    Talia nahm das Schwert. »Ich bin so weit.«
    »Faziya?« Danielle kauerte sich hin und streckte die Hand aus. »Bitte komm mit mir.«
    Faziyas Augen waren groß und sie hechelte, sodass die Zungenspitze auf der rechten Seite des Mauls heraushing. Danielle streichelte ihren Rücken, als sie sie in den Kreis führte.
    »Sag ihr, sie soll sich nicht bewegen!«, sagte Talia. »Sag ihr, dass es mir leidtut.«
    »Mache ich.« Danielle kniete sich hin und begann zu flüstern. Faziya zitterte, entweder vor Angst oder wegen der schnell kälter werdenden Nachtluft.
    Talia warf Schnee einen Blick zu; diese nickte.
    »Du machst das Richtige.« Gähnend kam Roudette aus der Höhle gekrochen und gaffte unverfroren. »Selbst wenn sie stirbt, so stirbt sie als Mensch, befreit von ihrem Fluch.«
    »Sie wird nicht sterben«, erwiderte Schnee mit Nachdruck.
    Talia umfasste das Heft fester und trat in den Kreis.
    »Hab keine Angst!«, sagte Danielle. Beim Klang ihrer Stimme blickte Faziya auf.
    Talia bewegte sich, ohne nachzudenken, indem sie

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