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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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über die andere Schulter hängte. Ein kleines Röhrchen aus schwarzem Horn bildete das Mundstück.
    Talia demonstrierte den Umgang mit ihrem verbleibenden Schlauch. Ohne den Tragriemen von der Schulter zu nehmen, schob sie den Schlauch so vor den Körper, dass das Mundstück nach oben zeigte; dann stützte sie ihn mit einer Hand ab und öffnete mit der anderen das Mundstück. Ein Druck mit dem Ellbogen ließ das Wasser in ihren Mund schießen, ohne dass ein Tropfen verschüttet wurde. Sie schluckte und fragte: »Wie geht es Faziya? Hast du einen Weg gefunden, sie wiederherzustellen?«
    Schnee nahm den Wasserschlauch von Danielle entgegen und trank, um nicht sofort antworten zu müssen. Das Wasser war warm und schmeckte leicht säuerlich, aber Schnee schüttete es hinunter, bis Talia ihr das Mundstück entzog.
    »Trinkt nicht zu viel auf einmal!«, sagte Talia. »Und achtet darauf, dass ihr die Schläuche nicht völlig leert, sonst werden sie spröde und bekommen Risse.«
    Schnee streckte sich und bog die Arme über dem Kopf, bis ihr Rücken knackte. »Trittibar glaubt, dass der Zauber mit einem Gegenstand gewirkt wurde. Einem Zauberstab oder einem Schmuckstück, irgendetwas, das mit Zestans Magie durchdrungen ist.«
    »Und das heißt?«, wollte Talia wissen.
    »Der sicherste Weg, den Zauber zu brechen, wäre, ein zweites Mal in die Villa zu schleichen und den fraglichen Gegenstand zu finden, den Jhukha benutzte, als sie den Fluch verhängt hat.«
    Talia machte große Augen. »Sie werden rausgekriegt haben, wie wir reingekommen sind, und die Wachen werden in Alarmbereitschaft sein. Selbst wenn ich alleine ginge, wäre es schwierig -«
    »Das kannst du nicht«, sagte Schnee. »Du weißt nicht, wonach du suchen sollst.«
    »Und was machen wir also?« Talia nahm den anderen Wasserschlauch ab und lehnte ihn gegen die Felsen.
    »Zurückgehen können wir nicht. Aber es gibt vielleicht noch einen anderen Weg.«
    »Der mir nicht gefallen wird, richtig?«
    Schnee schritt grübelnd einen Kreis ab. Sie wusste genau, wie sie vorzugehen hatte. Sie konnte die Zauber vor sich sehen, die sie wirken musste. Ein Kreis, um Faziya aufzunehmen. Ein zweiter Zauber, um sie zu beruhigen. Daheim im Palast hätte Schnee einen Trank gebraut, um ihr schlafen zu helfen. Sie hatte gehofft, Trittibar wäre noch eine andere Option bekannt. »Man weiß von drei Möglichkeiten, diese Art von Verwandlung aufzuheben. Die erste ist, dem Zauber Zeit zu lassen, bis er seine Wirkung von selbst verliert. Uf’uyan beispielsweise wäre binnen ein oder zwei Tagen zu seinem natürlichen Zustand zurückgekehrt.«
    Talia nickte. »Wie lange würde Faziya -«
    »Dein Fluch hat hundert Jahre angehalten.« Schnee warf einen Blick in die Höhle. »Wenn wir es hier mit Deev-Magie zu tun haben, könnte er tausend Jahre unbeschadet überstehen. Die zweite Möglichkeit ist in den Zauber selbst eingebaut. Ihr kennt ja die Geschichten: Der Prinz, der in Froschgestalt gefangen ist, wird von dem Kuss einer Prinzessin befreit.«
    »Wir haben drei Prinzessinnen hier«, sagte Talia. »Ich könnte -«
    Schnee schüttelte den Kopf. »Die Kusskomponente ist in den Ländern um die Carifornische See heimisch - Lorindar, Hilad, Najarin und so weiter. Weder Trittibar noch ich selbst haben je davon gehört, dass sie so weit südlich benutzt wird. Wir können es versuchen, aber ich würde nicht damit rechnen, dass es funktioniert. Nur diejenige, die den Zauber gewirkt hat, kennt den Schlüssel zu seiner Umkehr.«
    »Selbst wenn wir Jhukha in die Finger bekommen könnten, wüsste ich nicht, wie ich sie zum Sprechen bringen sollte«, sagte Talia. »Wie lautet die dritte Option?«
    Schnee wandte sich ab. »Diese Art von Fluch löst sich normalerweise auf, wenn das Opfer stirbt. Wenn die Lebenskraft schwindet, nimmt es seine wahre Gestalt wieder an. Entweder verliert die Magie den Halt, wenn das Leben des Opfers zerrinnt, oder aber es ist ein bewusster Bestandteil der Verwünschung, dazu gedacht, ihm die Möglichkeit zu geben, seine letzten Worte zu sprechen. Elfen mögen diese Art von Dramatik.«
    Talias Stimme war hart. »Du warst zu lang in der Sonne.«
    »Wir brauchen sie nicht zu töten«, fuhr Schnee fort. »Der Zauber wird in diesen letzten Momenten vor dem Tod gebrochen - das ist der Schlüssel. Wenn wir Faziya an diesen Punkt bringen, könnte ich sie retten, bevor -«
    Kräftige Hände packten Schnee an den Armen und drehten sie herum. Talia starrte ihr in die Augen. »Finde einen

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