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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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verstecken, bevor er hereinkam. Er schnitt ihr das Fell vom Leib, während ich zusah, und dann nagelte er das Fell mit seinem Speer auf dem Boden fest. Feuer brach aus dem Schaft. Er ging, denn er rechnete wohl damit, dass die Flammen Großmutter und das Fell zerstören würden.«
    Sie hatte ursprünglich nicht vorgehabt, Talia all das zu erzählen, aber nach dem vergangenen Tag hielt sie es für wichtig, dass Talia es wusste, dass sie verstand, was auf sie zukam.
    »Großmutter rief mich.« Roudette schloss die Augen. Sie konnte den Rauch riechen, konnte sehen, wie Großmutters Blut eine Lache auf dem Boden bildete. »Sie befahl mir, das Wolfsfell zu nehmen und meine Familie zu retten.«
    Talias Gesichtszüge verhärteten sich. »Der Jäger war nicht allein.«
    »Jahrelang hatte die Jagd unser Land verschont. Außer in Geschichten hatte ich das Heulen ihrer Hunde noch nie gehört, nie ihre Rösser gesehen außer auf Bildern in der Kirche, aber Großmutter wusste Bescheid. Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Jagd verfolgt, und als sie erkannte, dass ihr Weg sie in unser Dorf führen würde, kehrte sie zurück, um uns zu beschützen.
    Ich rannte zum Haus, aber das Heulen setzte ein, bevor ich die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte. Ich wollte fliehen, aber die Berührung des Wolfsfells gab mir Kraft. Bis ich das Dorf erreichte, war nur noch wenig davon übrig. Die meisten Jäger ritten durch den Wald und stöberten die letzten Überlebenden auf. Ich lief in unser Haus und fand dort denselben Jäger, der meine Großmutter umgebracht hatte, wie er vor meinen Eltern stand. Er ermordete meine Mutter vor den Augen meines Vaters. Er hätte dasselbe mit meinem kleinen Bruder getan, hätte ich nicht das Fell angelegt, um ihn aufzuhalten.«
    Roudettes Hände zitterten. Eigenartig, welche Macht diese Erinnerungen immer noch über sie hatten. Sie grub die Finger in das Wolfsfell, bis die Wut die Angst wegspülte. »Die Kirche lehrt, dass die Angehörigen der Wilden Jagd die Diener Gottes sind und nur die Sünder von dieser Welt holen. Jahrelang fragte ich mich, welche Sünden wir begangen hatten, dass wir uns den Zorn der Jagd zugezogen hatten. Erst später fing ich an zu verstehen. Ich suchte nach Sinn und Motiven bei jenen, die beides nicht hatten. Die Jagd kennt keinen Zweck, hat keinen Plan. Sie ist einfach.«
    Talia blickte auf die Männer unter ihnen. »Die Wilde Jagd durchstreift die ganze Welt.«
    »Was bedeutet, dass Zestans Macht dasselbe tun wird«, stimmte Roudette ihr zu. »Wenn sie die Jagd kontrolliert, kann sie sie gegen jeden schicken. Für den Augenblick ist sie damit zufrieden, Arathea zu erobern, aber danach …«
    Talia drehte sich um, um sich vom Hügel zurückzuziehen. »Wir werden eine falsche Fährte nach Osten legen, auf den Makras zu. Wenn wir Glück haben, können wir sie lang genug ablenken, dass wir verschwinden können.«
    Roudette grinste. »Ich habe eine bessere Idee. Diese Männer führen Vorräte mit sich, richtig?«
    »Niemand kommt unvorbereitet in die Wüste.«
    »Wir könnten zusätzliches Essen und Wasser gebrauchen, und ich bin bereit für einen weiteren Kampf.«
    Roudette löste ihren Umhang und wendete ihn mit einem Ruck. Sie hielt sich die Kapuze über den Kopf und ließ die Magie des Fells langsam in ihre Haut eindringen. Den Umhang ganz anzuziehen würde die Verwandlung auslösen, aber dafür war sie noch nicht bereit. Sie warf den Kopf zurück und heulte.
    Das Geräusch verklang schnell. Talia ließ sich flach hinfallen und spähte durch dornige Pflanzen auf die Männer unter ihnen. »Sie kommen hierher! Eigentlich habe ich normalerweise das Überraschungsmoment lieber auf meiner Seite, wenn der Gegner fünf zu eins in der Überzahl ist.«
    »Abwarten!« Ein zweites Heulen ließ die Männer auf der Suche nach seinem Ursprung herumwirbeln. Ein drittes folgte, dann noch zwei. Roudette heulte noch einmal, machte Gebrauch von der Macht des Fells, um die Wölfe der Wüste herbeizurufen. »Wer ist jetzt in der Überzahl?«
    »Einer von Rajils Männern wird ein Horn bei sich haben«, gab Talia zu bedenken, »wenn er um Hilfe ruft oder wenn auch nur einer von ihnen entkommt -«
    »Du machst dir zu viele Gedanken. Wir sterben alle eines Tages.« Roudette zog das Fell fest. Als der Wolf sie einhüllte, fügte sie hinzu: »Und wenn es heute sein soll, kann es genauso gut kämpfend geschehen.«
*
    Die Höhle, die der Fuchs gefunden hatte, war schwerlich ein idealer Ort für Schnees Magie:

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