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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Mühe gemacht, dir anzuhören, was ich in der Sache herausgefunden habe. Wieso vertraust du mir nicht?«
    »Aber das hat doch nichts -«
    »Mit Vertrauen zu tun? Doch! Jede Menge! Früher wäre das nicht passiert. Da hast du dich noch nicht mit solchen Adelstussen rumgetrieben, die nicht mal welche sind.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Alles Lug und Trug. Deine Freundin Agnes ist eine Verbrecherin, die eigentlich eine ganz andere Identität besitzt.«
    »Spinnst du jetzt völlig?«
    »Kann sein.« Ich ging weiter die Straße entlang in Richtung Elberfeld. Jutta ließ nicht locker und ging mit.
    »Das will ich jetzt genau wissen«, sagte sie. »Ich kenne Agnes doch schon so lange …«
    »Nicht lange genug.«
    Sie packte mich an der Schulter und sah mich verzweifelt an. »Remi. Ich weiß, dass ich dir hätte vertrauen sollen. Es tut mir wirklich Leid.«
    Ich riss mich los. »Es ist zu spät. Jetzt haben sie die Wohnung unter Bewachung oder versiegelt oder was weiß ich. Und Svetlana ist im Krankenhaus … Verdammt, ich muss zu ihr!«
    Ich blieb stehen. Plötzlich drehte sich alles um mich; ich spürte, wie mir schwindlig wurde. Ich lehnte mich an eine Hauswand und atmete tief durch.
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Nichts.«
    »Wir gehen jetzt zu meinem Auto«, sagte Jutta. »Und du erzählst mir alles. Die ganze Geschichte. Und dann werden wir eine Lösung finden.
    Irgendwo in mir löste sich ein Knoten. Und ich wusste: Jetzt war Jutta fast wieder die Alte. Und das, bevor sie die Geschichte kannte, die ihre Freundschaft mit Agnes auf eine harte Probe stellen würde. Das war ein gutes Zeichen.
    »Ob sie mich zu Svetlana lassen?«, fragte ich.
    »In welchem Krankenhaus ist sie denn?«
    Ich sagte es ihr.
    »Hm - da kenne ich einen Chefarzt ganz gut. Mal sehen, was sich machen lässt.«

21. Kapitel
    Ich erzählte alles noch einmal, während wir nach Remscheid fuhren. Als wir wieder in der Wilhelmstraße waren, zog Jutta etwas aus der Tasche.
    »Was ist das denn?«
    »Der Schlüssel. Du hattest mich danach gefragt. Und hier ist er. Siehst du irgendwo Polizei?«
    »Nein.«
    »Dann los.«
    Wir gingen zur gläsernen Haustür. Jutta schloss auf. Ein Fahrstuhl brachte uns in den dritten Stock. Ein Messingschild trug in schwungvoller Schrift den Namenszug »von Rosen-Winkler«.
    »Siehst du hier ein Siegel?«, fragte Jutta wieder.
    »Nein. Komisch.«
    »Die Polizei weiß offensichtlich nicht, dass wir einen Schlüssel haben. Und sie glauben nicht, dass du einen Einbruch riskierst.«
    »Also, dann wollen wir mal.«
    Wir betraten die Wohnung. Das Erste, was mir auffiel, war heller Teppichboden. Im Flur, im Schlafzimmer und in dem großen Wohnraum, der eine ganz reizvolle Aussicht über die Stadt bot. Nur der Boden im Bad und in der Küche bestand aus dunklen Fliesen.
    Im Wohnzimmer gab es eine Schrankwand mit Bücherregal, ansonsten war alles wie geleckt. Noch nicht mal eine Zeitschrift lag herum. Diese Baronin passte wirklich gut zu Sülzbach. Beide wohnten in völlig steriler Umgebung.
    »Sieht ziemlich spartanisch aus«, stellte ich fest. »Da gibt’s nicht viel zu durchsuchen.«
    »Das kann täuschen«, sagte Jutta und tastete die Bücher ab. Es waren lauter Liebesromane: »In den Fesseln der Leidenschaft«, »Flammende Herzen«, »Wildes Blut«.
    »Die Frau verkauft Romantik, vergiss das nicht«, sagte Jutta. »Eine Hochzeit ist nichts anderes als ein inszeniertes Happy End. Für jemanden, der damit sein Geld verdient, sind Liebesromane gewissermaßen Fachliteratur.«
    Ich schwieg. Jutta sah jetzt auch ein bisschen ratlos drein.
    »Wo ist die Geschäftskorrespondenz? Der Papierkram von ihrem Laden?«, fragte ich.
    »Sie hat hinter dem Geschäft noch ein Büro. Dafür habe ich aber keinen Schlüssel.«
    Ich ging ein paar Schritte über den Teppichboden. Der Flor schluckte jedes Geräusch. »Was hast du noch von ihr?«, fragte ich.
    »Alle Papiere. Und ihre Geldbörse.«
    »Zeig mal her.«
    Jutta griff in ihre Handtasche und brachte ein Mäppchen sowie ein Portemonnaie zum Vorschein.
    Ich untersuchte erst das Mäppchen. Es enthielt einige Kreditkarten und den Personalausweis. Der Ausweis war 1993 ausgestellt worden und damit noch bis 2003 gültig. Darauf und auf den Kreditkarten stand der Name »Agnes von Rosen-Winkler«.
    »Das ist sie nicht«, sagte ich kategorisch, nachdem ich mir das Foto genau angesehen hatte.
    Jutta prüfte das Kärtchen ebenfalls. »Meinst du?«
    »Ganz sicher.«
    »Sie hat sich natürlich

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