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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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verändert. Du weißt doch, wie das ist mit diesen Fotos. Und bei Frauen ist die Veränderung noch größer. Vielleicht hat sie ja sogar mal eine Schönheitsoperation oder so was machen lassen.«
    »Das Foto aus der Parfümerie sah ihr ähnlicher als das hier.«
    Jutta schüttelte den Kopf.
    »Versteh doch!«, fuhr ich auf. »Das passt zusammen! Wenn Petra Ziebold in einem Kosmetikladen gearbeitet hat, dann weiß sie auch, wie man sich typmäßig so zurechtmacht, dass man etwas anders aussieht.«
    »Du meinst, dieser Ausweis ist echt?«
    »Klar. Das ist die beste Methode. Man fälscht den Ausweis nicht, sondern nimmt eine andere Identität an.«
    »Was ist dann mit der echten Agnes?«
    »Keine Ahnung. Ermordet. Zum Beispiel.«
    »Aber das ist doch Quatsch. Tote gelten als tot. Du kannst nicht in ihre Rolle schlüpfen …«
    Ich seufzte. Sie hatte Recht.
    »Schauen wir weiter«, sagte ich. Ich nahm die Geldbörse. »Was ist hier drin?«, fragte ich und kippte den Inhalt auf den Couchtisch. Es klingelte hell, als die Münzen auf die gläserne Oberfläche trafen.
    »Da ist noch was anderes«, sagte ich. »Schau dir das mal an - ein kleiner Schlüssel.«
    »Tatsächlich.«
    »Wir müssen rauskriegen, welches Schloss der aufschließt.«
    »Er sieht aus, als würde er zu einem kleinen Tresor gehören.«
    »Dann fangen wir mal an zu suchen«, sagte ich. »Du nimmst Bad und Schlafzimmer, ich das Wohnzimmer.«
    Ich öffnete die unteren Schubladen der Schrankwand, in denen sich jedoch kaum etwas befand. In der einen waren ein paar Reiseprospekte, in der anderen blinkte silbernes Besteck. Damit war das Wohnzimmer im Grunde schon durchsucht. Ich rückte noch die kleineren Möbel ab, doch auch das führte zu nichts. Das klassische Safe-Versteck hinter einem Bild fiel aus, weil es keine Bilder gab. Jutta kam zurück. Sie hatte im Schlafzimmer ebenfalls nichts gefunden.
    »Hast du auch den Kleiderschrank durchsucht?«, fragte ich.
    »Nichts.«
    »Dann nehmen wir uns jetzt Bad und Küche vor.«
    Diese beiden Räume zeigten deutlicher, dass sie überhaupt bewohnt wurden. Ich staunte wieder einmal, wie viele Tuben, Tiegel, Schwämmchen und Parfümflakons in einem kleinen Bad Platz hatten. Wir suchten und suchten.
    »Wir sollten es aufgeben«, sagte Jutta.
    »Nicht bevor ich weiß, wozu dieser Schlüssel gehört.«
    Jutta ging durch die Wohnung; am Fenster des Wohnzimmers blieb sie stehen. »Wenn du das wirklich rauskriegen willst, solltest du dich beeilen.«
    »Wieso?«
    »Da unten fährt die Polizei vor.«
    »Verdammt!« Ich lief hinüber und sah drei Streifenwagen, die gerade anhielten. Blaulichter kreisten auf den Dächern. Die Martinshörner waren aus.
    »Geh runter und halte sie auf. Sag, du hättest was für Agnes geholt. Fürs Krankenhaus oder so. Mach schon.«
    Jutta verschwand im Schlafzimmer. »Was ist denn jetzt?«, drängte ich. »Hau ab!«
    »Wenn ich Agnes was mitbringen soll, muss ich ja wohl auch was aus dem Schlafzimmer holen, oder?«
    Sie kam in die Diele, einen rosa Bademantel über dem Arm. Sie verließ die Wohnung, und kurz darauf hörte ich sie im Treppenhaus mit jemandem sprechen.
    Ich riss noch einmal die Schubladen auf. In diesem Moment wurde an die Tür gehämmert. »Aber was wollen Sie denn?«, sagte Jutta. »Herr Rott ist nicht hier. Wenn ich es Ihnen doch sage.«
    Nachdem ich die Schubladen ausgeleert hatte, begann ich die Bücher aus dem Regal zu ziehen. Eins nach dem anderen.
    »Also gut - wenn Sie darauf bestehen«, sagte Jutta betont langsam. »Moment, das ist der falsche Schlüssel. Welcher ist denn jetzt der richtige?
    Ein Buch war unerwartet schwer. Es war ein dicker Wälzer mit dem Titel »Wenn die Leidenschaft trügt«. Sehr sinnig. Der Umschlag war in schreiendem Lila. Die Schrift, in der der Titel gedruckt war, goldgeprägt. Aus dem Umschlag flutschte etwas Metallisches zu Boden. Es knallte. Ich hob es auf.
    Die Wohnungstür öffnete sich. Krüger am herein.
    »Nett, Sie wieder zu sehen«, sagte er. »Wusste ich doch, dass Sie nicht locker lassen würden.«
    Ich sagte nichts.
    »Was haben Sie denn da in der Hand?«
    Ich sah nach rechts, denn ich musste mich selbst erst einmal überzeugen. Es war etwas Graues. Und es sah verdammt nach einer Geldkassette aus.
    »Ich glaube, ich habe den Beweis gefunden«, sagte ich.
    »Das hoffe ich für Sie«, sagte Krüger und blickte Jutta an. »Und zwar für Sie beide.«
    Die Kassette enthielt nichts als einen braunen Umschlag in der Größe DIN-A-5. Er war

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