Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
erreichten das Wuppertaler Polizeipräsidium in der Friedrich-Engels-Allee. Drei Minuten später fand ich mich zusammen mit Krüger und einem blassen Kollegen namens Brodenbach in einem der Vernehmungsräume wieder, die extra so ungemütlich waren, damit man möglichst schnell möglichst viel sagte, um wieder hinauszukommen.
    Ich sah ein, dass mir nichts anderes übrig blieb, als die ganze Geschichte zu erzählen. Haarklein. Vom ersten Anruf Juttas bis zur Verfolgungsjagd in Lennep. Ich fasste mich kurz, und die Beamten unterbrachen mich kaum. Trotzdem dauerte es eine Dreiviertelstunde.
    Als ich fertig war, gab Krüger einen Stoßseufzer von sich.
    »Man hätte schon möglichst früh eine Vermisstenanzeige aufgeben sollen«, sagte er, und Brodenbach nickte nur.
    »Ich konnte Frau von Rosen-Winkler nicht dazu zwingen«, sagte ich. »Außerdem stand die ganze Zeit der Verdacht im Raum, dass Sülzbach schlicht und ergreifend mit einer anderen Frau abgehauen war.«
    »Wer sagt Ihnen, dass das nicht immer noch zutrifft? Und diese Sache mit den vertauschten Bräuten …«
    »Es geht nicht um vertauschte Bräute. Es geht darum, dass diese Petra Ziebold eine neue Identität angenommen hat. Als Baronin von Rosen-Winkler.«
    Krüger beugte sich vor und legte seine Ellbogen auf den Tisch. »Wissen Sie eigentlich, wie kompliziert so was ist? Es ist praktisch unmöglich. Die Baronin hat ein Geschäft. Sie muss also einen gültigen Personalausweis besitzen. Sie ist beim Finanzamt gemeldet. Können Sie sich vorstellen, wie schwierig es ist, in diesem Verwaltungsapparat nicht aufzufallen, wenn man keine richtigen Papiere hat? Wir sind in Deutschland, Rott!«
    »Personalausweise kann man fälschen«, wandte ich ein.
    »Das ist schwieriger, als Sie denken.«
    »Die Frau hat das Geld aus den Verkäufen der ergaunerten Autos gehabt. Damit kann man schon was anfangen. Gut gefälschte Papiere kaufen, zum Beispiel.«
    »Nehmen wir mal an, es ist so gelaufen, wie Sie sagen. Sie wird das Geld gebraucht haben, um sich die neue Existenz aufzubauen. Das Geschäft zu gründen, zum Beispiel.«
    »Aber das Foto. Sehen Sie sich das Foto an.«
    »Keine Sorge. Werden wir. Es sind schon Beamte in der Wohnung von Frau Maiwald und überprüfen Ihre Aussage. Sie selbst ist nicht vernehmungsfähig. Sie ist bewusstlos, wie Frau von Rosen-Winkler auch. Wir müssen uns auf Indizien stützen.«
    »Wo ist Svetlana Maiwald?«
    »Im Klinikum Barmen.«
    »Kommt sie durch?«
    »Wir wissen nichts.«
    Ich ballte die Fäuste. »Es muss einen Beweis geben. Irgendetwas, das zeigt, wie aus Petra Ziebold Agnes von Rosen-Winkler geworden ist.«
    Krüger stand auf, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging ein paar Schritte auf und ab. »Ich würde Ihnen ja gern glauben, Herr Rott. Aber was soll das für ein Beweis sein?«
    »Deswegen wollte ich ja die Wohnung durchsuchen.«
    »Sie wollten einbrechen. Wie Sie es bei Frau Maiwald getan haben.«
    »Dazu sage ich nichts.«
    »Glauben Sie etwa, dass jemand, der so eine Vorgeschichte hat, die Beweise dafür in seiner Wohnung aufbewahrt?«
    »Ich glaube gar nichts. Man muss es einfach versuchen, Herrgott noch mal!«
    Krüger stützte die Hände auf die Tischfläche, so dass seine graue Krawatte ins Baumeln geriet, und sah mich an. »Versuchen Sie, was Sie wollen, aber bleiben Sie im Rahmen der Legalität.«
    »Danke für den Rat«, sagte ich und verzog den Mund.
    »Gehen Sie nach Hause, duschen Sie und ziehen Sie sich was Frisches an. Sie haben es nötig.«
    »Heißt das, ich kann gehen?«
    »Wir haben Ihre Aussage, Sie unterschreiben gleich das Protokoll, und dann hauen Sie ab, halten sich aber verfügbar. Keine Rambo-Aktionen mehr, klar?«
    Ich erledigte die Formalitäten und machte, dass ich aus dem Gebäude kam.
    Draußen stand Jutta. Sie trug immer noch ihr nobles Hochzeits-Outfit.
    Ich ging einfach an ihr vorbei. Mir fiel ein, dass mein Wagen noch in Remscheid stand. Ich musste mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommen. Das erste Ziel war somit die Schwebebahnstation.
    Jutta kam mir nachgelaufen. »Remi!«
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Warte doch mal. Es tut mir Leid.«
    »So.«
    »Hör doch zu. Sie haben mich gefragt, wo du bist. Was hätte ich denn sagen sollen. Und außerdem hast du selbst gesagt, es wäre das Beste, wenn sich die Polizei darum kümmert.«
    »Jetzt ist es zu spät.«
    »Wieso denn?«
    Ich drehte mich um und sah sie böse an. »Du hast keine Ahnung, worum es geht. Du hast dir noch nicht mal die

Weitere Kostenlose Bücher