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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Ich konnte sie packen. Sie war sehr behände und entwand sich mir sofort. Ich versuchte sie festzuhalten, bekam jedoch nur die Mütze zu fassen. Ein Schwall roter Haare fand seinen Weg ins Freie.
    Die Frau schrie auf. Sie trat um sich, und plötzlich hatte ich einen ihrer schweren Schuhe im Magen. Während ich nach Atem rang, erreichte sie das Rad. Ich riss mich zusammen und versuchte so schnell ich konnte zum Wagen zu kommen.
    Der Weg schien furchtbar weit zu sein, und es dauerte ewig, bis ich das Auto aufgeschlossen und gestartet hatte. Ich gab Gas und lenkte den Golf einfach in die Fußgängerzone. Volker, der Laden und die Reihe von Bäumchen flogen vorbei, und während ich mit Bleifuß den Diesel auf Trab brachte, erreichte ich das hell erleuchtete Allee-Center mit seinem gelben Neon-Schriftzug.
    Erst dachte ich, die Frau sei mir durch die Lappen gegangen. Dann erkannte ich den kleinen roten Rückstrahler, der hinter dem Berg abtauchte.
    Die Fußgängerzone endete, und mit ihr die üppige Beleuchtung. Auf mich gerichtete weiße Pfeile auf der Straße zeigten, dass ich entgegen der Einbahnstraße fuhr. Zum Glück kam niemand. Nun ging es auch für mich den Berg hinunter, und ich preschte dem kleinen roten Licht hinterher, das in beträchtlicher Entfernung aufglomm. Die Radlerin kümmerte sich um keine rote Ampel, ich ebenso wenig. Als wir eine größere Durchgangsstraße kreuzten, wurde es jedoch heikel, denn hier herrschte noch Verkehr. Das Fahrrad war schon auf der anderen Seite. Ich musste warten, bis die Bahn frei war. Irgendwann wurde es mir zu viel, und ich überquerte einfach die Straße - haarscharf, bevor mich fast ein von rechts kommender Pkw erwischt hätte. Ich erntete Gehupe und sah gerade noch, wie das rote Licht um eine Ecke verschwand.
    Ich bremste den Wagen, hielt auf einem sandbedeckten Platz neben der Straße und schaltete die Scheinwerfer aus. Ich stieg aus und sah mich um. Die Frau war weg.
    Quer über die Kreuzung führten alte, offenbar nicht mehr benutzte Schienen, die allmählich im Boden zu versinken schienen, ins dunkle Nichts. Ich stieg in den Wagen, wendete ihn so, dass er in Richtung des schwarzen Lochs stand, und schaltete das Licht an. Es fiel auf Müllcontainer und weiter hinten auf parkende Lkw.
    Ich konsultierte den Stadtplan. Dort war der Verlauf der Schienen als kleiner schwarzer Strich eingezeichnet. Er kreuzte immer wieder die Straßen.
    Ich fuhr die Stellen ab, wo die alte Bahnlinie über die Stockder Straße und die Fürberger Straße führte. Dort erkannte ich, dass ihr Verlauf einen kleinen, geheimnisvollen Hohlweg bildete - an vielen Stellen zugewachsen und ein hervorragendes Versteck. Vor allem nachts.
    Ich kehrte zur Fußgängerzone zurück. Alles war wie ausgestorben. Volker war verschwunden, und mit ihm meine Sachen. Zwei Decken und eine Thermoskanne waren die Belohnung für seine Hilfe gewesen.
    Ich ging zum Laden der Baronin. Mitten auf der Schaufensterscheibe prangte ein dicker blauer Balken. Ein paar Schritte weiter sah ich einen schwarzen Fleck auf dem Boden. Es war die Mütze, die ich der Täterin vom Kopf gerissen hatte. Ich nahm sie und ging zurück zum Auto. Die Frau würde heute bestimmt nicht mehr zurückkehren.
    Wenn überhaupt jemals.

5. Kapitel
    Um kurz vor neun erfuhr ich wieder mal, was Frau von Rosen-Winkler von meiner Arbeit hielt.
    »Hören Sie, das ist ja eine Unverschämtheit! Ich bezahle Sie, und die Schweinereien gehen weiter.«
    »Moment, Moment. Es ist nur ein kleiner Fleck. Ich habe die Täterin überrascht, und -«
    »Überrascht? Wohl ein bisschen zu spät, was?«
    »Ich habe sie überrascht«, fuhr ich fort, »und verfolgt. Sie kriegen das Ganze auch als schriftlichen Bericht.«
    »Aha. Verfolgt. Und? Wie heißt sie, wo wohnt sie?«
    »Das konnte ich leider nicht ermitteln.«
    »Ach! Sie ist Ihnen wohl bei der Verfolgung abhanden gekommen? Können Sie wenigstens eine Personenbeschreibung geben?«
    »Mittelgroß, schlank, rote Haare.«
    »Das ist ja sehr genau.«
    »Sagen Sie, Frau Rosen-Winkler …«
    »Von Rosen-Winkler, bitte.«
    »Frau von Rosen-Winkler. Sehen Sie, ich würde doch gern mehr wissen.«
    »Worüber?«
    »Ich glaube, dass man diese Frau auch identifizieren könnte, ohne Ihren Laden zu bewachen. Wer weiß, ob sie überhaupt wiederkommt…«
    »Was soll ich Ihnen für Informationen geben?«
    »Ich denke, man muss sich überlegen, welches Motiv dahinter steckt.«
    »Motiv? Sie reden wie einer dieser Gerichtspsychologen. Das

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