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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Außerdem bitte ich generell um Diskretion.«
    »Das versteht sich sowieso. Geben Sie mir jetzt die Nummer?«
    Er zog einen Zettel und einen schwarzen Kugelschreiber aus seiner Mappe, schrieb etwas auf und hielt mir das Papier hin. Dann reichte er mir auch noch seine Visitenkarte. Es stand nichts darauf als sein Name, seine Adresse und zwei Telefonnummern. Keine Berufsbezeichnung.
    »Leverkusen«, sagte ich. »Und wie war der Wagentyp noch mal? Roter Passat Kombi.« Ich zog einen Stift aus meiner Tasche und schrieb die Information dazu.
    »Kommen Sie bitte morgen gegen dreizehn Uhr hierher und sagen Sie mir, was Sie herausgefunden haben. Sie bekommen dann auch gleich das Geld.«
    Damit brachte er mich zur Tür.
    *
    Ich setzte mich in den Wagen, ließ den Motor aber noch aus und tippte stattdessen die Nummer der Polizei Wuppertal in mein Handy. Ich hatte Glück. Hauptkommissar Krüger war im Dienst.
    »Rott! Wie geht’s denn so? Lange nichts mehr gehört.«
    Ich würgte den Smalltalk ab und kam zur Sache.
    »So was ist aber nicht legal«, sagte Krüger. »Streng genommen setze ich meinen Job aufs Spiel.«
    »Das merkt doch kein Mensch, wenn Sie mal eben im Computer nachsehen«, sagte ich.
    »Von wegen. Diese Nachfragen werden aufgezeichnet, und es kann passieren, dass ich bei einer Überprüfung eine Begründung abgeben muss.«
    »Hm. Und wenn es um eine Straftat ginge?«
    Er seufzte. »Das wäre natürlich etwas anderes. Ist das denn so?«
    »Keine Ahnung. Gehen Sie doch einfach mal davon aus, ich hätte hinsichtlich dieses Pkw eine gewisse, sagen wir mal, Beobachtung gemacht. Dann würden Sie sicher nachsehen, oder?«
    »Ziemlich konstruiert.«
    »In der Zeitung stand doch dieser Artikel über die Einbrüche, die sich in letzter Zeit häufen.«
    »Und?«
    »Nehmen wir an, ich hätte gesehen, wie Einbrecher irgendwo zugange waren, und hätte das Kennzeichen aufgeschrieben.«
    »Dann würde ich Sie herbestellen, Sie würden eine ordentliche Aussage machen, und die würde dann von den Kollegen zu Protokoll genommen.«
    »Würden Sie nicht das Kennzeichen überprüfen?«
    »Können Sie denn eine Aussage machen?«
    »Nehmen wir an, ich sei ein anonymer Anrufer. Ein Nachbar, der seinen Namen nicht nennen will.«
    »Mann, Rott, ich habe heute noch was anderes zu tun!«
    »Aber dann würden Sie ja auch mal nach dem Kennzeichen sehen, oder? Ist das denn so schwer? Sie würden mir wirklich einen großen Gefallen tun.«
    »Mal ehrlich, Rott. Kann es sein, dass da eine größere Sache dahinter steckt?«
    »Nein. Ein Kunde von mir hat in dem Auto einen alten Bekannten erkannt und will wissen, wo er jetzt wohnt. Kein Krimineller.«
    »Sondern?«
    »Jemand aus Promikreisen«, sagte ich.
    »Seit wann schließt sich das denn aus? Und was soll das überhaupt heißen? Ein Popstar?«
    »Das nicht gerade, aber jemand, der vielleicht welche macht…«
    »Welche macht? Das ist mir zu hoch.«
    »Ein Musikmanager. Mensch, nun geben Sie mir schon eine Chance. Wenn ich die Sache ordentlich zu Ende bringe, würde mir das sehr helfen. Erinnern Sie sich an den Fall mit der Toten vom Johannisberg, bei dem ich Leib und Leben riskiert habe, und geben Sie sich einen Ruck.«
    Er stöhnte. »Also schön. Ein Unbekannter hat mich angerufen und etwas Verdächtiges beobachtet, das er für einen Einbruch hielt. Die angeblichen Einbrecher flüchteten in einem Pkw mit dem Kennzeichen … Sagen Sie schon!«
    Es dauerte sieben Minuten, dann hatte ich alles, was Sülzbach wissen wollte. Ich hatte natürlich nicht vor, ihm auf die Nase zu binden, wie einfach es gewesen war, die fünfhundert Euro zu verdienen. Wenn ich genau zur richtigen Zeit morgen Mittag auftauchte, reichte das völlig.
    Ich trieb mich am Nachmittag in Wuppertal herum, und um acht war ich wieder auf Beobachtungsposten in der Alleestraße. Weder die rothaarige Unbekannte noch Volker ließen sich blicken. Um fünf Uhr morgens hatte ich die Nase voll und fuhr nach Hause.

6. Kapitel
    Obwohl der Kalender den 20. Oktober zeigte, fühlte sich das Wetter an wie schönster Spätsommer. Man musste natürlich über die gelben Blätter auf dem Asphalt hinwegsehen. Aber warum eigentlich? Die Farbe passte wunderbar zu der milden Wärme - genau wie das feuerrote Laub, das mir auf den Fassaden in der Luisenstraße entgegenleuchtete.
    Am schönsten war es im Café Engel am Laurentiusplatz. Wenn ich dort in der Sonne saß, kam ich mir vor wie im Süden. Der Inhaber unternahm einiges, um die Illusion aufrecht

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