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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Druck?«
    »Mann, Sie sind aber ganz schön neugierig.« Sie ging zu dem Stein, an dem ihr Sweatshirt hing. »Ich habe niemanden, der mir Druck macht, wenn Sie es so interessiert.« Sie deutete auf das Grab. »Hier liegt mein Vater. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben. Damals haben wir noch in Wesseling gewohnt.«
    »Roland Maiwald«, las ich. »1933 bis 1997.«
    »Er hatte Krebs.«
    »Sie heißen also auch Maiwald?«
    Sie nickte. »Svetlana Maiwald.« Sie zog ihr Sweatshirt wieder über.
    »Wir haben was gemeinsam«, sagte ich.
    Sie sah mich fragend an.
    »Seltene Vornamen.«
    Sie zuckte die Achseln. »Irgendeine Tante hieß so. Russische Vorfahren. Ich habe noch einen zweiten Namen. Hildegard. Aber der gefällt mir nicht.«
    Langsam gingen wir zum Ausgang zurück. Unter dem Torbogen blieb sie stehen und sah mich an. »Eigentlich wirken Sie viel zu nett, um für diese blöde Kuh zu arbeiten. Aber ich merke schon, Sie können sie auch nicht besonders gut leiden.«
    »Ich bin froh, dass mein Auftrag erledigt ist«, sagte ich diplomatisch.
    Plötzlich strahlte sie über das ganze Gesicht. »Haben Sie Lust, zuzuschauen, wie ich die Bilder entwickle?«
    »Gern.«
    »Okay. Sagen wir um acht bei mir.« Sie nannte eine Adresse in der Stockder Straße.
    »Abgemacht.«
    Auf dem Weg zum Wagen fiel mir ein, dass Sülzbach immer noch auf die Adresse wartete, die ich für ihn herausbekommen sollte. Ich zückte mein Handy und wählte die Festnetznummer, die auf der Visitenkarte stand. Ein Anrufbeantworter meldete sich.
    Ich überlegte, ob ich die Information hinterlassen sollte. Sülzbach hatte um Diskretion gebeten.
    Die Ansage war zu Ende, das obligatorische Pfeifen ertönte, und ich versuchte es mit einem Kompromiss. Ohne meinen Namen zu nennen, gab ich die Adresse durch. »In der Autosache«, erläuterte ich. Das Thema war erledigt. Blieb das andere.
    Ich blickte auf die menschenleere Straße, neben der die Friedhofsmauer verlief. Ich würde das Mädchen nicht verraten. Meine fünfhundert Euro, die Fangprämie für die Schaufensterschänderin, waren gestorben. Oder doch nicht?
    Fünfhundert waren fünfhundert, auch wenn damit verbunden war, ein Mädchen ans Messer zu liefern, das man nicht gerade unsympathisch fand. Ich konnte Sülzbach verstehen, dass er Svetlana dieser Schnepfe vorzog. Andererseits: Warum wollte er die Baronin dann überhaupt heiraten?
    Wahrscheinlich war ich naiv, was so etwas anging. Es konnte sein, dass die Hochzeit der Baronin und Sülzbachs so etwas wie eine Vernunftehe war. Aus finanziellen Gründen.
    Was hatte Jutta gesagt? Sie hatte behauptet, die beiden zusammengebracht zu haben. Ich musste unbedingt herausbekommen, wie das vonstatten gegangen war.
    Ich konnte auch bis Montag warten und dann entscheiden, ob ich mein Treffen mit Svetlana Maiwald in fünfhundert Euro verwandeln würde. Ich spürte, wie ich mich zusammenreißen musste, um diesen Gedanken überhaupt in den Kopf zu bekommen. Nein, sagte ich mir, so ein Schwein bist du nicht. Lieber ein Verlierer.
    Ich beendete die innere Diskussion und startete den Motor. Während ich den Golf nach Hause lenkte, wurde mir endgültig klar, dass es nicht ums Geld ging. Sondern um ganz etwas anderes.

7. Kapitel
    Jutta meldete sich nach dem sechsten Klingeln.
    »Ahrens?«, flötete sie in den Hörer, und es klang, als erwarte sie täglich einen Anruf von der Kommission für Adelserhebungen.
    »Ich bin’s nur. Remi.«
    »Sieh an, sieh an. Lange nichts mehr gehört. Das heißt, ich meine von dir direkt. Agnes hat mir schon berichtet, dass du in dem Fall bisher völlig versagt hast.«
    »Von versagen keine Spur. Die Täterin ist seit Anfang der Ermittlung nur ein einziges Mal aufgetaucht, und sie ist mir bei der Verfolgung entwischt. Pech.«
    »Sage ich doch.«
    »Entweder sie kommt nicht mehr wieder, dann ist die Sache erledigt. Oder sie versucht es noch mal, und dann kriege ich sie.«
    Es ging mir leicht gegen den Strich, Jutta keinen reinen Wein einzuschenken, aber so, wie sie mit dieser Agnes herumgluckte, musste ich die Entdeckung Svetlanas einfach für mich behalten.
    »Du hättest dich ruhig ein bisschen mehr anstrengen können, mein lieber Junge.«
    »Jetzt hör endlich mit dem ›lieben Jungen‹ auf. Du behandelst mich, als sei ich vierzehn. Ich möchte mal wissen, was in dich gefahren ist, seit du es so dick mit dieser Baronin hast.«
    »Sei nicht so empfindlich. Und mach’s kurz, ich gehe nämlich heute Abend mit den beiden essen und

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