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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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zu erhalten. Die Teller, auf denen warme Baguettes in allen möglichen Variationen serviert wurden, waren mit italienischen Zeitungsartikeln dekoriert. Ich leistete mir das Baguette Nr. 7 -»Mediterrano« mit Mozzarella und Tomaten - und dazu einen doppelten Cappuccino aus einer Riesentasse. Das Leben war herrlich.
    Was machte es schon, dass ich abends einen Brautmodenladen bewachen musste? Ich konnte bis in die Puppen schlafen und hatte den Nachmittag frei. Und wenn ich den Fall mit der Sprayerin nicht gelöst bekam, war das auch nicht tragisch. Der Fünfhunderter, den ich mit der Ermittlung der Kleinen verdient hätte, war mir jetzt durch Sülzbach sicher. Ich kam mir vor wie der geborene Gewinner. Ich hätte misstrauisch werden müssen.
    Um halb eins ließ ich den Golf an. Der Innenraum war so heiß, dass mir die Luft wegblieb. Egal. Der Winter mit dem für die Region typischen fiesen Wetter würde früh genug kommen.
    Ich steckte eine Kassette in den Player, ließ ABBA »Dancing Queen« plärren und fuhr mit geöffneten Fenstern los. Zwanzig Minuten später hielt ich vor dem Haus des Musikmanagers. Ich stellte Musik und Motor ab und stieg aus.
    Sülzbach hatte offenbar Besuch. Die Fenster zur Straße waren gekippt; dahinter sah ich jemanden hin- und hergehen. Sülzbach. Er unterhielt sich mit jemandem; der Stimme nach war es eine Frau. Sie redeten ziemlich laut. Wahrscheinlich war da ein Streit im Gange.
    Ich überquerte die Straße und bekam einen besseren Blick durch die Scheiben. Ich erkannte eine Gestalt, die mit dem Rücken zum Fenster stand.
    Sülzbach redete erregt auf sie ein. Sie ging in den Raum zurück. Das Gespräch verlagerte sich in ein anderes Zimmer.
    Ich beschloss, einfach zu klingeln. Schließlich wollte ich nur eine Information abgeben. Wenn der Mann Ärger hatte, konnte mir das egal sein.
    Dann sah ich das Fahrrad. Es lehnte am geschlossenen Garagentor. Die Hofeinfahrt war ansonsten leer. Offenbar hatte Sülzbach seinen Porsche ordentlich untergestellt.
    Quatsch, sagte ich mir. Fahrrad ist Fahrrad. Wie willst du so ein Ding wiedererkennen, wenn du es mitten in der Nacht verfolgt hast? Ich rief mir die Bilder ins Gedächtnis, konnte mich aber nur noch an das rote Rücklicht erinnern, an das ich mich gehängt hatte. Außerdem drängte sich immer wieder der Eindruck von dem überraschten Mädchen dazwischen. Der schockierte Gesichtsausdruck, die langen Haare … Hatte die Frau eben am Fenster lange Haare gehabt?
    Ich wollte mir das Fahrrad genauer ansehen, da schwoll der Lärm aus dem Haus plötzlich an. Ich machte, dass ich auf die andere Straßenseite kam. Als ich das Auto erreicht und mich gerade hineingesetzt hatte, wurde drüben die Tür aufgerissen. Jemand ging mit festen Schritten auf die Garage zu. Rote Haare flatterten.
    Sie war es.
    Ich hatte nicht viel Zeit, um mich zu wundern. Wütend packte das Mädchen das Rad und drehte es um. Anstatt sich gleich draufzusetzen und davonzufahren, schob sie es bis zum Eingang und knallte die offen gebliebene Tür zu, dass es krachte. Dann stieg sie auf und trat in die Pedale. Ich überlegte nicht lange und folgte ihr.
    Sie fuhr ziemlich rasant, aber ich konnte gut dranbleiben. Das Mädchen trug blaue Jeans und ein graues Sweatshirt. Auf dem Rücken hing ein schwarzer Rucksack. Während wir auf die B51 abbogen, hatte ich Gelegenheit, ihre Figur zu betrachten. Manchmal hob sie den Hintern vom Sattel und wackelte beim Radeln hin und her.
    Auf der Bundesstraße herrschte dichter Verkehr, so dass es mir nicht allzu schwer fiel, sie nicht zu überholen.. Dafür gab es für sie die schönsten Gelegenheiten, mir durch die Lappen zu gehen. Schwierig wurde es, als wir die Autobahn überquerten und der Verkehr von der Al zu uns stieß. Ich dachte mir, dass sie auf dieser großen Straße nicht lange weiterfahren würde, und so gab ich ihr einen deutlichen Vorsprung, um mitzubekommen, falls sie abbog.
    An einer Ausschilderung zu einer Berufsschule war es dann so weit. Mit einem eleganten Bogen verschwand sie nach rechts. Ich folgte ihr, und wir befanden uns jetzt in einem Wohngebiet.
    Der Schwimmkompass in meinem Wagen zeigte mal nach Norden, mal nach Westen. Es ging durch kleine Sträßchen, die manchmal ziemlich steil nach oben führten, und ich bewunderte die Kondition des Mädchens.
    Nach einer Weile gelangten wir an eine Straße, die von einer sehr hohen Mauer gesäumt wurde. Noch einmal gab es eine Abbiegung, diesmal sehr steil; sie bremste und stellte das

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