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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Ich stellte mich hinter sie und betrachtete das Denkmal. Sie beschäftigte sich weiter mit ihrer Kamera.
    »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, mit der Spraydose auf den Laden loszugehen?«, fragte ich.
    »Ich konnte der Rosen-Winkler die Farbe ja schlecht ins Gesicht sprühen.« Sie sah mich an und grinste. »Da ist eh schon genug.«
    Unwillkürlich musste ich lachen.
    »Machen Sie sich jetzt etwa über Ihre Auftraggeberin lustig?«, fragte sie mahnend. Dann wurde sie ernst. »Irgendwie muss man sich ja wehren - vor allem, wenn mich die Dame offenbar auch noch überwachen lässt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Da liegt wohl ein Irrtum über Ursache und Wirkung vor. Ich bin erst nach der Sachbeschädigung ins Spiel gekommen. Danach hat sich Tristan Sülzbach an mich gewandt. Seine Braut hat ihm wahrscheinlich meine Nummer -«
    »Seine so genannte Braut.«
    Ich seufzte. »Sie verstehen mich falsch. Ich ergreife keine Partei. Ich möchte nur meinen Job machen.«
    »Sie ergreifen keine Partei? Was haben Sie dann vorhin vor Tristans Haus getrieben? Die alte Hexe hat Sie auf ihn angesetzt, geben Sie es doch zu!«
    »Es war purer Zufall, dass ich Sie da oben gesehen habe.«
    »Wer’s glaubt, wird selig. Apropos. Lassen Sie mich jetzt endlich in Ruhe den Friedhof fotografieren?«
    »Erst wenn Sie mir Ihren Namen …«
    »… und die Adresse gegeben haben. Ich weiß. Und was ist, wenn ich das nicht tue?« Sie stellte sich breitbeinig hin und stemmte die rechte Hand in die Taille.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich werde so lange an Ihnen dranbleiben, bis ich Bescheid weiß. Das ist mein Beruf. Und wenn Sie das nächste Mal den Laden bemalen, kriegen Sie wieder Gesellschaft, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Es wird kein nächstes Mal geben.«
    »Sie können mir viel erzählen.«
    »Es ist aber so. Ich habe vorhin mit Tristan darüber geredet.«
    »Sie haben ihm die Anschläge gebeichtet, meinen Sie. Und es ging ihm auch zu weit, was Sie da gemacht haben.«
    Sie nickte zögernd.
    »Weiß die Baronin eigentlich von Ihrem Techtelmechtel?«
    »Ach lassen Sie mich doch in Ruhe!«
    Sie drehte sich um und stapfte in Richtung des Denkmals davon.
    »Moment«, rief ich und lief hinterher. »Wenn das so ist, können wir auch alles ordentlich auf dem Dienstweg machen. Stellen wir uns doch mal gegenseitig vor. Wie es sich gehört.«
    Ich zog meine Visitenkarte heraus und hielt sie ihr hin. Wie bei so vielen sah ich ein Grinsen über ihr Gesicht huschen, als sie meinen Vornamen las.
    »Privatermittler«, sagte sie. »Dass es so was wirklich gibt… Private Helden im Kampf gegen das Verbrechen.« Sie überlegte kurz. »Kommen Sie«, sagte sie. »Das Licht ist gerade prima. Stellen Sie sich mal da hin.«
    »Neben dieses Ding da?«
    »Warum nicht? Ohne Menschen wirkt es nicht. Und ein Held passt gut dazu!«
    Ich sagte nichts und ging über den Kies auf das Denkmal zu. Ich las eine Inschrift. Es ging um die Gefallenen einer Schlacht, die 1870 stattgefunden hatte. Ich drehte mich herum, und das Mädchen, das in einiger Entfernung stehen geblieben war, drückte den Auslöser.
    »Sie sehen richtig kriegerisch aus«, meinte sie. »Stellen Sie mal den Fuß auf den Sockel.«
    Ich tat es und versuchte mir das Bild vorzustellen, das gerade entstand. Ein Foto von einem blassen, schlecht rasierten Typen mit dunklen Haaren neben einem alten Stein. Das ultimative Erinnerungsfoto vom letzten Remscheid-Urlaub. Komischerweise dämmerte mir sehr langsam, dass mich das Mädchen verulkte.
    »Wollen Sie die Fotos veröffentlichen?«, fragte ich.
    »Ich träume noch immer von einer eigenen Ausstellung«, sagte sie.
    »Aber daraus wird wohl nichts. Ich habe noch nicht mal die Aufnahmeprüfung für das Fotografiestudium geschafft.«
    »Wo haben Sie sich denn beworben?«
    »An der Folkwanghochschule in Essen.«
    Der Auslöser klackte. Ein paar ältere Leute blickten neugierig aus einiger Entfernung herüber.
    »Das ist jetzt genug«, sagte ich.
    »Noch ein bisschen«, rief sie. »Das muss man nutzen. Puh, ist das warm.«
    Sie legte die Kamera ab, griff an den Saum ihres Sweatshirts, zog es über den Kopf und legte es über einen der Grabsteine. Darunter trug sie ein dunkles T-Shirt. Sie schüttelte die Haare zurecht.
    »Was machen Sie eigentlich beruflich?«, fragte ich.
    »Nichts Besonderes. Ich arbeite in einem Fotogeschäft. Ich komme ganz gut klar. Aber irgendwann muss ich mal den Sprung ins Studium schaffen. Es wird Zeit.«
    »Machen Ihre Eltern

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