Rott sieht Rot
sich hin. Ich hatte plötzlich das Gefühl, als ramme mir jemand glühende Lanzen in den Leib.
»Ich tue, was ich kann«, sagte ich. »Da ist allerdings eine merkwürdige Sache, die ich herausgefunden habe …«
»Ja?«
»Tristan Sülzbach hat nicht in Nümbrecht gearbeitet.«
»Was meinst du damit?« Ich hörte, wie sie sich die Nase putzte.
»Man hat ihn schon im August gefeuert. Er hatte keinen Job mehr.«
»Das gibt es nicht.«
»Ich habe mit Gregor selbst gesprochen. Warum sollte der mich anlügen? Ich möchte jetzt von dir wissen: Hat Tristan etwas über einen anderen Job erzählt? Irgendein Geschäft? Über Kontakte? Denk bitte genau nach.«
»Ich brauche nicht nachzudenken. Er hat nichts erzählt. Das heißt, er war allerdings ein bisschen komisch in letzter Zeit.«
»Komisch?«
»Er wirkte betrübt. Ich dachte, es hätte mit dieser Rosen-Winkler zu tun. Die Frau ist Gift für ihn. Sie hat ihn fertig gemacht. Wenn ich das gewusst hätte …«
»Wenn du was gewusst hättest?«
»Dass sie Tristan so in Schwierigkeiten bringt…«, murmelte sie.
»Svetlana, die Baronin hat damit nichts zu tun.«
»Hat sie dich heute schon angerufen? Hat sie gefragt, was du herausgefunden hast?«
»Nein, aber …«
»Na siehst du. Sie kümmert sich überhaupt nicht darum.«
»Sie hat anderes zu tun. Sie will morgen ihre Hochzeit feiern. Es wird ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis. Sie weiß, dass ich mich melde, wenn ich neue Erkenntnisse habe.«
»Was willst du als Nächstes machen?«
»Ich suche diese ›Kaisermühle‹. Dort gibt es sicher eine Spur zu Hanna Schneider. Ich muss rauskriegen, warum Sülzbach sie gesucht hat.«
»Ich komme mit.«
»Das geht nicht.«
»Ich komme mit«, wiederholte sie. »Du wirst mich nicht davon abbringen.«
»Na, das ist sehr einfach. Ich sitze hier im Auto in der Lenneper Straße und fahre jetzt da hin. Ohne dich.«
Ihre Stimme wurde wieder weinerlich. »Remi - gib mir doch eine Chance. Ich liebe Tristan. Ich will ihn finden, und er soll mich heiraten, nicht diese blöde Kuh.«
»Sie sind bereits verheiratet.«
Ich biss mir auf die Lippen. Verdammt, das war mir so rausgerutscht! In der Leitung herrschte Stille.
»Svetlana, bist du noch dran?«
»Was hast du da gerade gesagt?«
»Nichts.«
»Du hast gesagt, dass sie schon verheiratet sind. Das kann doch nicht sein.«
Es hatte keinen Zweck, ihr etwas vorzumachen. Ich erzählte ihr von der Urkunde, die ich in Sülzbachs Wohnung gefunden hatte. Svetlana reagierte erstaunlich ruhig.
»Er wird es rückgängig machen«, sagte sie fest. »Ganz bestimmt. Ich muss ihn nur finden. Bitte, Remi. Gib mir die Möglichkeit, dir zu helfen. Ich muss ihm vielleicht meine Liebe nur beweisen. Das wird ihn dazu bringen, umzudenken. Bitte. Nimm mich mit.«
Ich seufzte. Es fiel mir schwer, ihr die Bitte abzuschlagen, aber es war zu gefährlich. Der Unbekannte im schwarzen Porsche konnte jederzeit wieder auftauchen.
»Du hilfst mir am besten, wenn du mich allein ermitteln lässt. Und natürlich, wenn du mir alles sagst, was uns weiterbringen könnte. Ich darf diese Hanna nicht verpassen …«
»Mir fällt gerade was ein«, sagte Svetlana. Ihre Stimme klang plötzlich klarer.
»Sag es mir. Ich muss los.«
»Wann wurde Tristan zum letzten Mal gesehen?«
»Sonntag Nachmittag. Die Baronin sagt, sie sei mit ihm zusammen gewesen, und er habe danach nach Köln gewollt. Wohin, weiß keiner.«
»Was war das noch mal für ein Auto, das du für Tristan überprüfen solltest?«
Ich sagte es ihr.
»Ich glaube, ich habe ein Foto von dem Auto«, sagte Svetlana.
»Was?«
»Tristan hat das Auto mal gefahren. Als wir uns trafen und Bilder machten. Sein Porsche war damals in der Werkstatt.«
»Das darf nicht wahr sein! Das sagst du mir erst jetzt?«
»Ich hatte nicht mehr dran gedacht.«
»Und was hat das damit zu tun, wann er zuletzt gesehen wurde?«
»Nichts. Nur so. Kannst du mit dem Foto vielleicht was anfangen?«
»Aber sicher.«
»Pass auf, wir machen Folgendes: Ich bin jetzt in dem Fotogeschäft, in dem ich arbeite. Ich habe gleich Schluss. Ich fahre mit dem Fahrrad zu mir nach Hause, dort treffen wir uns. Du kriegst das Bild, und dann kannst du zur ›Kaisermühle‹ fahren.«
»Alles klar.«
Ich steckte den Zettel zurück in die Tasche. Dabei fühlte ich Tristans Foto. Ich zog es heraus und legte es auf den Beifahrersitz. Dann fuhr ich endlich los.
Ich wandte den Blick zur Seite; Sülzbach grinste mich an. Mir wurde klar,
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