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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Handlung spielt im Mittelalter. Tristan muss für seinen König Tribut einholen und dabei mit Isoldes Verlobtem kämpfen. Er tötet ihn, wird selbst aber verletzt, und Isolde pflegt ihn gesund. Sie weiß nicht, dass er der Mörder ihres Bräutigams ist.«
    »Und dabei verlieben sie sich?«
    »Ganz genau. Später soll sie jedoch die Braut des Königs werden. Der König ist Tristans Onkel. Er befiehlt Tristan, Isolde auf seine Burg zu holen. Das bringt Tristan natürlich in Schwierigkeiten. Er muss dem König gehorchen, gleichzeitig will er aber seine Geliebte nicht verlieren.«
    »Spannend«, sagte ich. »Und was machen sie?«
    »Sie planen, sich gemeinsam umzubringen. Sie wollen Gift nehmen. Doch Isoldes Dienerin, die das Gift vorbereiten soll, gibt den beiden stattdessen einen Liebestrank. So sind sie sich endgültig verfallen. Der König entdeckt, dass Tristan ihn betrügt - und am Ende kommen alle um. Alle bis auf den König.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die Musik hatte wieder Fahrt bekommen. Sie strömte in weiten Wellen.
    »Ist das nicht Wahnsinn?«, rief Svetlana in das Gewoge hinein. »Liebe bis in den Tod. Das ist das Wahre!«
    »Die meisten Menschen wollen aber lieber leben«, rief ich zurück.
    »Ja. Das wollen sie. Aber gleichzeitig entsteht doch die Seele erst aus dem Bewusstsein heraus, sterblich zu sein.« Svetlana sprach, als habe die Musik sie in Hypnose versetzt. »Die Menschen wissen, dass sie sterblich sind, und weil sie es wissen, können sie mitfühlend sein, mutig oder aufopfernd. Und vielleicht haben sie nur deswegen ein Gewissen.«
    Ich versuchte darüber nachzudenken, aber es gelang mir nicht. Es klang irgendwie plausibel. Aber auch ein bisschen wie Wortgeklingel. Sonntagspredigt. Außerdem fiel mir mitten in diesem Monumentalsound das Denken schwer. Er war wie klingender Kleister.
    »Und wenn die Seele aus diesem Bewusstsein entsteht, dann entsteht daraus auch Liebe«, fuhr sie fort.
    »Oder Hass«, griff ich den Faden auf. »Oder wissen Leute, die Hass empfinden, nicht, dass sie sterben müssen?«
    Svetlana nickte. »Natürlich. Aber das liegt nur daran, dass aus dem Bewusstsein des irgendwann bevorstehenden Todes auch eine ganz besondere Form von Angst entsteht. Und die einen reagieren auf diese Angst mit Hass, die anderen mit Liebe.«
    Svetlana sah weiter versonnen vor sich hin. Ich ließ ihre Worte ein bisschen sacken, während die Musik weiter durch das Auto dröhnte.
    Das Stück kam mir jetzt wie Filmmusik vor, die unsere Fahrt untermalte. Es funkelte wie das Sonnenlicht in den Blättern und wuchs sanft wie die grünen Hügel links und rechts der Straße. Irgendwann sank es in sich zusammen und war vorbei.
    Übrig blieb das Röhren des Diesels.
    »Wie hast du Tristan eigentlich kennen gelernt?«, fragte ich.
    »Das ist noch nicht so lange her. Ein gutes Jahr.«
    »Und wie kam das?«
    »Ich bin in ein ziemlich tiefes Loch gefallen, als mein Vater starb. Zwei Jahre kam ich da nicht raus. Nach einer Weile habe ich mich aufgerappelt und wieder angefangen zu fotografieren. Dabei habe ich Tristan getroffen. Als ich ihn das erste Mal sah, fotografierte ich im Stadtpark. Wir kamen ins Gespräch. Wir sprachen über Tod und Leben, über die Liebe …«
    »Und als du ihn gefragt hast, wie er heißt, hat er dir die Geschichte von Tristan und Isolde erzählt.«
    Sie lächelte; die Erinnerungen schienen ihr angenehm zu sein. »Nein, nicht sofort.«
    Sie schwieg. Ich überlegte, ob ich das heikelste Thema anschneiden sollte. Ich tat es einfach.
    »Wie hast du erfahren, dass er die Baronin heiraten wollte?«, fragte ich.
    Ihre Miene verdüsterte sich schlagartig. »Das war schlimm. Es war eher zufällig. Er hat bei sich zu Hause die Einladungen zur Hochzeit herumliegen gehabt. Frisch gedruckt.«
    »Er hat es dir vorher nicht gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich war schrecklich verletzt. Aber ich beschloss, um ihn zu kämpfen.«
    In mir keimte Hoffnung auf. Da war der Ansatz, um ihr diesen Tristan madig zu machen. »Warum hast du ihn nicht sofort verlassen? Wie kannst du dich mit jemandem abgeben, der hinter deinem Rücken eine andere heiratet?«
    »Das habe ich zuerst auch gedacht. Bis mir klar wurde, was wirklich passiert war.«
    »Nämlich?«
    »Sie hat ihn um den Verstand gebracht. Es ist ihre Schuld, nicht seine. Er liebt mich nach wie vor. Er kann nichts dafür.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Ich habe das gespürt. Und so habe ich ihm verziehen.«
    »Und beschlossen, den Laden

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