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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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sechzig Teile zu erläutern. Ich ließ mich neben der Frau nieder.
    »Frau Schneider?«
    Sie sah mich nicht an.
    »Sie sind doch Frau Schneider?«
    »Wer will das wissen?«
    »Ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    »Was für Fragen?«
    »Kommen Sie bitte mit hinaus.«
    »Warum sollte ich?«
    Wieder gerieten wir in das Blickfeld des Verkäufers. Sein Mund plapperte fröhlich den Schmus von Freunden und exklusiven Bestecken, sein Blick wirkte aber irritiert.
    »Ist das Ihr Mann da vorn?«
    Sie schwieg.
    »Ich war in Ihrer Wohnung. An der Tür steht Koroliow-Schneider. Sie sind Frau Schneider. Wer ist Koroliow?«
    Sie drehte den Kopf und sah mich böse an. »Was wollen Sie?«
    »Draußen.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Und wenn nicht?«
    Sie reagierte nicht.
    »Alarmieren Sie dann Ihren Partner da vorn?«, fragte ich. »Er spricht mit Akzent. In der Wohnung waren Russen. Ich nehme mal an, dass das da vorn Herr Koroliow ist. Und so, wie Sie Zusammenarbeiten …«
    Sie sah wieder krampfhaft nach vorn und biss sich dabei auf die Lippen.
    »Hören Sie gut zu«, sagte ich. »Ihre Betrugsveranstaltung hier interessiert mich nicht die Bohne. Ich bin auf der Suche nach jemandem, den Sie vielleicht kennen. Und ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Ich habe überhaupt keine«, giftete sie.
    »Tja - dann sollte ich mich vielleicht doch mal daran machen, diese arglosen Menschen hier über Ihre Praktiken aufzuklären.«
    Ich stand auf und erregte sofort die Aufmerksamkeit des Starverkäufers. Ich wollte gerade Luft holen und seine Märchenstunde unterbrechen, da spürte ich einen harten Griff an meinem Arm.
    »Fragen Sie mich, was Sie wissen wollen, und dann verschwinden Sie«, zischte die Frau.
    Ich ging nach draußen. Der Busfahrer las immer noch Zeitung. Svetlana war nicht zu sehen. Sie hatte sich wohl wirklich in den Wagen zurückgezogen. Ich sah mich um. Die Frau kam gerade durch die Eingangstür aus gelbem Glas.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie, als sie näher gekommen war.
    Ich erzählte, dass vor etwa einer Woche ein gewisser Tristan Sülzbach auf der Suche nach ihr gewesen sei, und fragte, ob er bei ihr aufgetaucht wäre. Dann zündete ich mir eine Zigarette an.
    »Haben Sie für mich auch eine?«, fragte Frau Schneider. Ich hielt ihr die Packung hin. Sie nahm eine, und ich gab ihr Feuer.
    »Sagt Ihnen der Name Sülzbach nichts?«
    Sie zog an der Zigarette. »Nein. Aber ich kann mich erinnern, dass vor ungefähr einer Woche jemand in meiner Wohnung aufgetaucht ist. Das wird er wohl gewesen sein.«
    Ich holte das Foto hervor. Sie betrachtete es kurz und nickte. »Ja. Das war er. Ich wusste nicht, wie er heißt.«
    »Wann kam er zu Ihnen?«
    Sie dachte einen Moment nach. »Ich glaube, es war Samstag. Um die Mittagszeit.«
    »Unmöglich«, sagte ich. Ich hatte Sülzbach Hanna Schneiders Adresse erst nach meinem Treffen mit Svetlana auf dem Friedhof übermittelt. »War es nicht eher am Sonntag?«
    Sie nickte. »Stimmt. Sonntag war es.«
    Ich glaubte ihr. Sülzbach hatte Samstag Mittag von mir die Auskunft bekommen, wer der Halter des roten Passat war. Am Sonntag war er also selbst hingefahren.
    »Was wollte er von Ihnen?«
    »Von mir überhaupt nichts. Er war auf der Suche nach einem Freund von mir.«
    »Dem Verkäufer da drin?«
    »Nein. Das ist mein Mann. Um den ging es nicht. Soweit ich das verstanden habe, hat der Mann, den Sie suchen, dieser Sülzbach, in meinem Auto jemanden gesehen, den er kannte. Das war aber nicht ich, sondern ein Bekannter.«
    »Ihr Freund, den Sie gerade erwähnten.«
    Sie nickte.
    »Hat der Bekannte einen Namen?«
    Sie schnippte die Asche auf den Schotter. »Hat er. Warum wollen Sie ihn wissen?«
    »Ich bin auf der Suche nach Sülzbach. Ganz einfach.«
    »Wenn Sie so genial sind und mich gefunden haben, dann werden Sie auch meinen Bekannten auftreiben.«
    In der »Kaisermühle« gab es wieder Musik. Typischer Musikantenstadl-Sound, diesmal nicht zum Schunkeln, sondern im Marschrhythmus. Stampfen und Klatschen setzten ein. Offenbar hatte sich jemand das Besteck andrehen lassen, und das wurde nun gefeiert.
    »Verdammt noch mal, warum sind Sie eigentlich so verstockt?«, rief ich. »Wo haben Sie Sülzbach hingeschickt, als er nach dem Freund fragte? Wie heißt der Freund? Sagen Sie mir, was Sie Sülzbach erzählt haben, und Sie sind mich los. Wenn nicht, kann ich ruckzuck die Sache hier auffliegen lassen.«
    »Das ist eine ganz legale Verkaufsveranstaltung!«
    Ich zog den Prospekt heraus und

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