Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
die an einer Stelle von einem Tor unterbrochen war. Hinter den Metallstäben lag ein Industriegelände. Alles war in gelbes Licht getaucht.
    Ich sah Bauhütten, daneben große Haufen irgendwelcher Metallteile. Quer liegende Reste eines Krans, Mischmaschinen, ausrangiertes Material von Baugerüsten. Ein paar dürre Bäume bewachten den Schrott.
    »Glaubst du, dass wir hier richtig sind?«, fragte Svetlana. »In der ganzen Straße scheint es kein Haus mit Wohnungen zu geben.«
    Ich ging ein Stück weiter in Richtung der Maisfelder. Die Mauer wurde von einem hohen Metallzaun abgelöst; dahinter drängten sich dunkle Büsche, deren Zweige durch das Gitter wuchsen. Kaum hatten wir uns dem Zaun genähert, ertönte aggressives Gebell. Ein paar Hunde mit kurzem Fell und dicken Köpfen preschten unter den Büschen hervor, stießen an das Metall, knurrten und fletschten die Zähne.
    »Verdammt«, rief Svetlana und machte einen Schritt rückwärts. »Bin ich erschrocken.«
    »Ein Glück, dass die Viecher nicht über den Zaun kommen«, sagte ich.
    Die Hunde folgten uns auf der anderen Seite laut bellend, während wir auf der Straße weitergingen.
    »Ich glaube, hinter dem Grünzeug ist ein Wohnhaus«, sagte ich.
    Svetlana näherte sich ebenfalls beherzt dem Zaun. »Stimmt. Da ist Licht. Sieht wie eine Lampe über einem Hauseingang aus.«
    Ich sah mich um. Niemand außer uns war auf der Straße, und das Gekläffe der Hunde schien auch auf dem Grundstück niemanden auf den Plan zu rufen.
    »Ich frage mich, wo die Zufahrt ist«, sagte ich. »Lass uns noch mal zu dieser Einfahrt an der Mauer zurückgehen.«
    Als wir wieder an dem Tor ankamen, begrüßten uns die Hunde auch dort.
    »Sieh mal an«, sagte ich. »Die beiden Grundstücke gehören offenbar zusammen.«
    »Und was hilft uns das? Was ist, wenn dich Hanna Schneider angelogen hat?«
    »Die weiß ganz genau, dass ich ihre Neppfirma auffliegen lassen würde.«
    Ich näherte mich dem Tor, und sofort sprangen die Hunde gegen das Metall, dass es nur so klirrte.
    »Geh da weg«, sagte Svetlana. »Stell dir mal vor, die Viecher kommen doch irgendwie raus.«
    Ich achtete nicht auf sie und versuchte mir einen Überblick über das Gelände zu verschaffen. Hinter dem Berg aus Altmetall erkannte ich ein Lagergebäude mit Flachdach. Es bestand aus zwei Stockwerken. Oben gähnten zwei dunkle Quadrate. Fenster. Leider war mein Einblickwinkel von hier aus nicht günstig genug, um das gesamte Gebäude zu überschauen. Ich ging ein paar Schritte weiter und versuchte über die Mauer zu sehen, doch sie war über zwei Meter hoch.
    »Ich will mir das genauer ansehen«, sagte ich.
    Svetlana wischte sich die Haare aus dem Gesicht. »Das ist viel zu gefährlich. Was glaubst du, was passiert, wenn dich einer von den Hunden erwischt? Schon allein der Lärm, den die veranstalten. Das ist ja schlimmer als jede Alarmanlage.«
    »Wahrscheinlich bellen die Hunde bei jedem, der hier vorbeikommt. Das nutzt sich ab.«
    »Die Biester werden uns aber nicht gemütlich auf das Grundstück gehen lassen.«
    »Uns sowieso nicht«, sagte ich. »Du bleibst hier.«
    Ich hatte erwartet, dass Svetlana Einwände haben würde, aber angesichts der Kampfhundmeute war ihre Abenteuerlust offensichtlich geschwunden.
    Ich ging zum Wagen zurück, startete den Motor und setzte ein großes Stück zurück. Jetzt stand der Golf direkt neben der Mauer. Ich rutschte auf die Beifahrerseite hinüber und stieg dort aus. Dann kletterte ich über die Motorhaube aufs Dach. Jetzt konnte ich das Gelände gut überblicken; die Mauer reichte mir gerade bis zu den Knien.
    »Was siehst du?«, fragte Svetlana.
    »Erkläre ich dir gleich«, sagte ich. »Lass mich erst mal überlegen.«
    Die Hunde hatten sich wieder nach hinten verzogen und gaben Ruhe. Es war jetzt niemand mehr an dem Tor, den sie anbellen konnten. Es waren mehr Tiere, als ich gedacht hatte. Zwei waren auf der anderen Seite der Mauer gleich unter mir. Fünf lungerten im Schein der gelblichen Lampe in der Nähe des Gebäudes herum. Es war sicher unmöglich, sich auch nur eine Minute auf dem Grundstück zu bewegen, ohne von den Hunden gestellt zu werden.
    Auf der rechten Seite, hinter dem Schrottplatz, musste die Zufahrt zu dem Wohnhaus sein. Dort wohnte Reinsdorf wahrscheinlich.
    Wenn ich schon nicht dorthin konnte, dann wollte ich zumindest mal einen Blick in das andere Gebäude werfen. Und dazu gab es nur eine Möglichkeit: Ich musste durch eines der Fenster. Zwischen mir und dem Ziel

Weitere Kostenlose Bücher