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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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geschminkt waren, in dem sie auch ihre Haare gefärbt hatte. »Damals habe ich selbst hier noch nicht gearbeitet. Der Laden hatte noch einen anderen Besitzer …«
    »Also sagt Ihnen der Name nichts?«
    »Nein.«
    »Und der Name Tristan Sülzbach auch nicht?«
    »Auch nicht.«
    »Rob Reinsdorf? Hanna Schneider?«
    Ihr Lächeln wurde zu einem kleinen Auflachen. »Sagen Sie, Herr …«
    »Rott.«
    »Herr Rott. Sind Sie sicher, dass Sie … Ich meine, dass Sie im richtigen Geschäft sind? Was sind das denn für Personen, hinter denen Sie da her sind? Sie sind von der Staatsanwaltschaft, sagten Sie? Was heißt das denn eigentlich genau?«
    Ich überging ihre Frage. Das Beste war, mit Kompetenz abzulenken.
    »Hier bei Ihnen, das heißt in diesem Laden, arbeitete 1990 eine gewisse Petra Ziebold. Geboren 1955 in Düsseldorf. Sie hat hier Ladendiebstahl begangen und wurde deswegen wahrscheinlich gekündigt. Die Sache wurde auch gerichtlich verhandelt. Wir suchen sie jetzt im Zusammenhang mit einer anderen Straftat. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Es geht nur darum, ihren jetzigen Aufenthaltsort zu ermitteln.« Und zwar schnell, fügte ich in Gedanken hinzu.
    Die Frau seufzte. Sie blickte vor sich auf den Schreibtisch, wo sich Formulare stapelten.
    »Ich glaube, da kann ich Ihnen wirklich nicht helfen.«
    »Wem hat denn der Laden damals gehört?«
    »Sie meinen, Sie wollen mit dem damaligen Arbeitgeber sprechen?«
    »Ja, genau!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das wird nicht gehen. Soviel ich weiß, ist er vor ein paar Jahren gestorben.«
    »Und andere Verbindungen?«
    »Was meinen Sie mit ›Verbindungen‹?«
    »Irgendjemand, der hier gearbeitet hat und Frau Ziebold kannte.«
    Sie hob den Zeigefinger und legte ihn an den Mund. Offenbar war ihr eine Idee gekommen. »So jemanden gibt es tatsächlich. Ich bin sofort zurück.« Sie stand auf und ging durch die Spiegeltür, die von dieser Seite profan hölzern war.
    »Meine roten Haare sind wenigstens echt«, sagte Svetlana, als wir allein waren.
    »Warte mal ab, bis du zwanzig Jahre älter bist.«
    »Danke, Herr Kavalier.«
    Ich blickte mich um. Viel gab es nicht zu sehen. Das Büro war fensterlos und wurde durch eine Neonröhre an der Decke beleuchtet.
    »Toller Job, oder?«
    »Soll das ein Witz sein?«, sagte Svetlana. »Das ist das reinste Zombiekabinett da draußen.«
    »Ich dachte immer, solche Läden wären ein Paradies für Frauen«, sagte ich erstaunt.
    »Falsch gedacht. Vielleicht für Frauen, über die man dann Blondinenwitze reißt.«
    »Hm.«
    Die Tür öffnete sich, und die Geschäftsführerin kam wie auf Kommando mit einer Blondine herein.
    »Das ist Frau Stieber«, stellte die Chefin vor. »Sie arbeitet schon vierzehn Jahre hier. Vielleicht kann Sie Ihnen helfen.« Sie wandte sich ihrer Mitarbeiterin zu. »Ich gehe so lange an Ihren Platz, Frau Stieber.« Und zu uns: »Bitte nicht länger als fünf Minuten. Wir haben alle Hände voll zu tun. Samstagsansturm, Sie verstehen.«
    Als sich die Tür sich schloss, stand die Blondine immer noch neben dem Schreibtisch und sah uns unsicher an. Ihre rechte Hand umgriff die Lehne des Bürosessels, auf dem die Geschäftsführerin eben noch gesessen hatte. Sie hatte blaue Augen; ihr Pferdeschwanz sollte wohl Jugendlichkeit vermitteln, doch die Neonbeleuchtung zeichnete unbarmherzig ihre Fältchen nach. Ich schätzte die Frau auf Ende vierzig.
    »Nun setzen Sie sich doch, Frau Stieber«, sagte ich. Sie nickte und folgte der Aufforderung. Trotzdem wich sie meinem Blick aus.
    »Ich habe nur ein paar Fragen an Sie. Es geht auch ganz schnell.«
    »Sind Sie von der Polizei?«, wollte sie wissen.
    »Ich bin Privatermittler und arbeite für die Staatsanwaltschaft. Mein Name ist Rott. Das hier ist meine Mitarbeiterin, Frau Maiwald.«
    Sie nickte. »Guten Tag.«
    »Ich weiß nicht, was Ihnen Ihre Chefin erzählt hat.«
    »Sie hat nichts erzählt.«
    »Dann rede ich mal gar nicht lange drumherum. Sagt Ihnen der Name Petra Ziebold etwas?«
    Ich konnte mich irren, doch ich glaubte, ein leichtes Zusammenzucken erkannt zu haben. Aber die Frau schwieg.
    »Ihre Chefin sagte gerade, Sie hätten zur gleichen Zeit hier gearbeitet wie sie. Da muss Ihnen der Name doch bekannt Vorkommen?«
    Sie nickte langsam und sah dabei auf den grauen PVC-Boden. »Ja. Ich habe sie gekannt.«
    »Wissen Sie, wo sie heute sein könnte?«
    »Nein! Wie kommen Sie darauf?«
    »Es war nur eine Frage, Frau Stieber. Wir müssen Petra Ziebold so schnell wie möglich finden.

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