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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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in der sich auch ihr Handy befand, hatte sie dabei unter dem Tisch des Bordrestaurants stehen lassen. Obendrein war es wegen der stürmischen See zu einer Verspätung gekommen, sodass der Anschlusszug in Kopenhagen ohne sie losgefahren war. Also hatte sie eine Stunde in einem McDonald’s verbracht, auf den nächsten Zug gewartet und mit dem Ketchup Muster auf den Tisch gemalt, bis sie von einer Angestellten gebeten worden war, das Restaurant zu verlassen. Wenn man aus einem McDonald’s geworfen wird, kann es kaum mehr schlimmer kommen, hatte sie gedacht. Als sie endlich mit dem nächsten Zug den Öresund überquert und Schweden erreicht hatte, war es bereits spät am Abend gewesen. Zu allem Überfluss hatte der Zug wegen eines technischen Defekts in Malmö ausgesetzt werden müssen, und ein Bahnangestellter hatte ihr seelenruhig erklärt, dass damit die letzte Verbindung Richtung Växjö ersatzlos gestrichen worden war. Notgedrungen hatte sie also die Nacht in einem Hotel in Bahnhofsnähe verbracht, lange geschlafen und war erst am Mittag weitergefahren. Nun war sie endlich an ihrem Ziel angekommen, aber wo zum Teufel war sie hier nur gelandet?
    Sie trat mit ihrem Rollkoffer auf den Bahnhofsvorplatz hinaus. In einem Ständer rosteten einige verlassene Fahrräder vor sich hin, bei einem war der Bezug des Sattels aufgeplatzt, sodass die Schaumstofffüllung herausquoll. Um den Bahnhof herum befanden sich ein Postgebäude, ein Restaurant, ein Fahrrad- und ein Hi-Fi-Geschäft, in keinem der Fenster brannte Licht. Es kam ihr vor, als befände sich die Stadt in einem Winterschlaf, in einer Art kollektiver Kältestarre, deren Sinn sie angesichts des anhaltenden Schneeregens nicht einen Moment infrage stellte. Das einzige Anzeichen von Leben war ein VW-Taxibus mit beschlagenen Scheiben, der in einer Haltebucht stand und im Leerlauf vor sich hin tuckerte. Noch nicht einmal ein Volvo, dachte sie. War das hier wirklich noch das Land, in dem sie aufgewachsen war? Ihr Schweden sah anders aus als ein vergessener Bahnhof an einem Sonntagnachmittag im Winter. Ihr Schweden war warm und sonnig und roch nach Kiefernharz und Walderdbeeren. Arme Stina, hier hast du deinen Wald. Gleich hinter dem Bahnhof fängt er an. Er ist nass und kalt und riesengroß. Und irgendwo da drin wohnt Pipi Langstrumpf mit ihrem Pferd und dem dummen Affen und bekommt eine Blasenentzündung.
    Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Oder war das alles falsch? Eine übereilte Flucht? Oder, noch schlimmer, eine sentimentale Dummheit? Die Kälte schüttelte sie. Trotzdem entschied sie sich gegen das Taxi und machte sich zu Fuß auf den Weg durch die Fußgängerzone.
    Das Hotel, das sie von Berlin aus gebucht hatte, lag ihrem zukünftigen Arbeitsplatz direkt gegenüber. Es machte einen nüchternen Eindruck. Der Mann an der Rezeption betrachtete ihren Personalausweis. Sein Blick verriet, dass er die deutschen Papiere mit ihrem akzentfreien Schwedisch in Einklang zu bringen versuchte. Er selbst hatte einen nordschwedischen Zungenschlag. Als er ihre Anschrift in den Computer eingab, wurde ihr bewusst, dass die Adresse bereits nicht mehr stimmte. Berlin lag hinter ihr. Bis auf Weiteres war dieses Hotel ihr Zuhause. Der Mann reichte ihr den Zimmerschlüssel.
    »Willkommen, Stina Forss!«
    Fosch hatte er gesagt. Wie Frosch ohne r. Irgendwie klang es schwedisch ausgesprochen viel kraftvoller als auf Deutsch: Fosch . Ein Name wie ein Wasserschwall.
    Sie hatte vorher nie darüber nachgedacht.
    Im Zimmer packte sie ihre Sachen aus; ein weiterer, größerer Koffer würde in den nächsten Tagen mit der Post kommen, ebenso ihre Handtasche, das hatte ihr eine Mitarbeiterin der Fährgesellschaft zumindest am Telefon versichert. Dann rief sie ihre Cousine Maj an, die mit ihrer Familie unweit von Växjö auf dem Land wohnte. Sie hatte versprochen, sich nach ihrer Ankunft zu melden. Sie fand Majs Nummer in dem Telefonbuch, das auf ihrem Nachttisch lag. Maj war auch einmal eine Fosch gewesen, doch nun war sie seit Langem verheiratet und hieß Lundin.
    Ihre Cousine freute sich, von ihr zu hören. Sie hatten sich zum letzten Mal vor drei Jahren auf einer Geburtstagsfeier getroffen. Forss schlug ein gemeinsames Abendessen in der Stadt vor. Maj lachte.
    »Wir haben Sonntag!«
    »Ja, eben. Bring doch die Kinder mit. Und Mathias möchte ich natürlich auch treffen.«
    »Aber sonntags hat doch in Växjö kein Restaurant geöffnet.«

    Die Lundins wohnten in Moheda, einem Dorf, das

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