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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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»In einem Waldstreifen in der Nähe des Naherholungsgebiets. Alles deutet darauf hin, dass sie sich gegenseitig getötet haben. Sie lagen einige Hundert Meter auseinander. Den ballistischen Spuren zufolge, hat es wohl eine wilde Schießerei gegeben. Der eine hat sich dann verletzt ins Unterholz geschleppt, wo er gestorben ist, der andere hatte einen Kopfschuss. Beide waren anscheinend bis an die Zähne bewaffnet.«
    »Eine seltsame Geschichte, oder?«
    »Ja, eine sehr seltsame Geschichte.«
    »Und diese ominöse Frau von dem Foto?«
    »Das ist ein unbefriedigender, loser Strang des Falls. Wir haben sie nicht gefunden. Niemand weiß, wer sie ist oder ob es sie überhaupt gibt. Vielleicht war sie auch nur zufällig mit auf dem Foto. Das werden wir wohl niemals herausfinden.«
    Sie seufzte.
    »Aber?«, fragte Anders.
    Sie sah ihn an.
    »Wieso aber?«
    »Da ist doch noch etwas. Ich kenne dich, Ingrid. Da ist doch noch etwas, was dich nicht loslässt. Etwas, worüber du weiterhin nachdenkst. Man sieht es dir an.«
    »Es gibt eigentlich nichts, außer einer vagen Geschichte.«
    »Eine Geschichte?«
    »Eigentlich ist es sogar weniger als das.«
    »Und zwar?«
    Sie seufzte erneut.
    »Ich versteh einfach nicht, wie die beiden aus dem Waldgebiet verschwinden konnten. Dort war so viel Polizei an dem Tag. Hubschrauber, Hundertschaften, Spürhunde. Niemand hat sie gesehen, dabei war der eine ja sogar schon verletzt. Und dann der Fundort der Leichen: vierzehn Kilometer entfernt. Verletzt und zu Fuß? Ich weiß nicht.«
    Sie schluckte. Anders griff nach ihrer Hand.
    »Menschen können Außergewöhnliches leisten, wenn sie sich in außergewöhnlichen Situationen befinden. Denk nur an dich, Ingrid. Denk an das, was du in den letzten Tagen geleistet hast.«
    Sie machte ihre Hand los.
    »Ich weiß nicht, ob man das vergleichen kann«, sagte sie. Dann, nach einer Weile: »An dem Tag, als die beiden Männer aus dem Waldgebiet bei Stockholm verschwunden sind, will ein Zeuge einen dunklen SUV auf einem der Waldwege gesehen haben. Auf einer der Straßen in der Nähe des Waldgebiets ist solch ein Geländewagen geblitzt worden. Wahrscheinlich Zufall, aber vielleicht auch nicht.«
    »Wurde denn nicht weiterermittelt?«
    »Doch, sicher. Bis zu einem gewissen Punkt schon.«
    »Was heißt das, bis zu einem gewissen Punkt?«
    Wieder seufzte sie.
    »Das heißt, dass die Dinge manchmal nicht so einfach sind, wie sie scheinen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, dieser Wagen, der da geblitzt worden ist, war als Firmenwagen registriert. Red Deer Division heißt das Unternehmen.«
    » Red Deer Division ? Das sagt mir nichts.«
    »Das sagt den meisten Menschen nichts. Dabei machen sie seit einigen Jahren höhere Umsätze als Volvo.«
    »Du machst Witze! Was stellen die denn her?«
    »Die stellen gar nichts her. Die kaufen und verkaufen. Firmen. Finanzprodukte. Ganze Staaten.«
    »Ein Hedgefonds?«
    »So sagt man wohl. Wenn man dem Wirtschaftsteil der Zeitungen glaubt, kaufen einige dieser Fonds, besonders Red Deer Division , gerade griechische Staatsanleihen zu Niedrigpreisen. Wenn die griechische Regierung dann in einigen Monaten mit dem Geld des europäischen Rettungsschirms die Anleihen zurückkauft, um ihren Schuldenberg zu drücken, sahnen die groß ab. Ein Milliardengeschäft. Und in Griechenland fehlt das Geld an allen Ecken und Enden. Das Land blutet aus, die Menschen gehen vor die Hunde. In den Firmenprospekten von Red Deer klingt das natürlich ganz anders.«
    Sie reichte Anders eine Broschüre, die sie aus ihrer Handtasche genommen hatte. Er blickte flüchtig darauf.
    »Das strotzt schon in den Überschriften nur so von Anglizismen, die ich nicht verstehe. Habt ihr diesen Firmenwagen denn nicht untersucht?«
    Ingrid Nyström lächelte schmallippig.
    »Das ist die Pointe meiner kleinen Geschichte: In deren Tiefgarage hat es noch am selben Tag gebrannt. Sechs Autos sind hinüber, darunter auch dieser Geländewagen. Da ist nichts mehr zu machen.«
    »Ein komischer Zufall«, sagte er.
    »Finde ich auch«, sagte sie.
    Die Tür des Sprechzimmers öffnete sich. Eine Frau in einem weißen Kittel lächelte ihnen zu. Anders reichte seiner Frau das Prospekt zurück und legte behutsam den Arm um sie.
    »Ich glaube, wir sind an der Reihe, mein Schatz.«
    Ingrid Nyström sah noch einmal auf die Broschüre. Das Firmenlogo war ein stilisierter roter Hirschkopf mit eindrucksvollem Geweih. Die Blesse auf seiner Stirn hatte beinahe die Form von einem

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