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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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Gesichtsfarbe war fahl. Sie trug noch immer ihre Postuniform, in der Hand hielt sie ein zerknülltes Papiertaschentuch. Nachdem Nyström geklingelt hatte, war sie von Ducaj in den Garten gebeten worden, wo unter einem Sonnenschirm Gartenmöbel mit Polsterauflagen standen. Eine etwas jüngere Frau, die sich Nyström als Aminas Schwester Razija vorstellte, war bei ihr. Es war noch nicht lange her, dass sie von der Arztpraxis zurückgekehrt war, zu der die Polizei sie gebracht hatte. Dort hatte man ihr ein Beruhigungsmittel gegeben und ihre Schwester benachrichtigt, die sie nach Hause begleitet hatte. So etwas wie einen Psychologen gab es in Lessebo nicht und bis nach Växjö zu fahren, hatte sie unter keinen Umständen gewollt. Nyström erkundigte sich vorsichtig, ob es in Ordnung sei, wenn sie einige Fragen stelle. Amina Ducaj nickte langsam. Überhaupt wirkten ihre Bewegungen verhalten. Das konnte an den angstlösenden Medikamenten liegen, die sie bekommen hatte, oder daran, dass sie noch unter Schock stand. Wahrscheinlich an beidem, dachte Nyström. Amina Ducaj streichelte mit einer sich mechanisch wiederholenden Bewegung den Hund, der gleich auf ihren Schoß gesprungen war, nachdem sie sich gesetzt hatte. Ein sandfarbener Pudel mit einem beschädigten Ohr. Nyström wusste, dass es wichtig war, der Frau Zeit zu geben, auch wenn es ihr schwerfiel. Obwohl sie sich wahnsinnig müde fühlte, zehrte die Anspannung an ihrem Nervensystem, als hätte sie zu viel Kaffee getrunken. Während sie Mühe hatte, ihren trägen, übersäuerten Körper auf den Beinen zu halten, jagten ihr die Gedanken im Zickzack durch den Kopf. Backgroundcheck , dachte sie. Und eine umfassende Fallanalyse. Wir müssen einen Vergleich mit den Todesumständen von Dahlin anstellen. Und wir brauchen eine zweite Pressekonferenz, bevor die Spekulationen aus dem Kraut schießen, spätestens morgen. Wir brauchen Zeugen. Nachbarn, Freunde, Verwandte. Ein Motiv. Die Obduktion. Eine Dienstwaffe für Stina Forss. Und sie sollte ihre Mitarbeiter motivieren. Wie war es generell in dieser Situation um ihre Führungsqualitäten bestellt? Womit hatte sie es hier überhaupt zu tun? Ein Fall? Zwei Fälle? Nicht zu vergessen, diese Schießerei in der Innenstadt. Merkwürdige Zeichen. Und wie sollte sie um Gottes willen in dem ganzen Chaos am Wochenende die Mittsommerfeier für ihre Familie organisieren? Die Mädchen würden mit den Kindern kommen und das ganze Haus würde voll sein und alle würden erwarten, dass sie eine Riesentafel mit selbst gekochtem Essen ...
    »Es begann wie ein ganz normaler Morgen«, sagte Amina Ducaj. Sie sprach nicht besonders langsam, aber ihre Stimme leierte, als wäre ihre Zunge schwer. »Eigentlich war alles wie immer. Ich bin um fünf Uhr aufgestanden, habe gefrühstückt und mich fertig gemacht. Dann bin ich zu Fuß zum Postgebäude. Pelle von der Nachtschicht war noch da. Wie immer. Er macht die Vorsortierung: meine Tasche für die kleine Route, mit dem Fahrrad; Olofs Ladung für die große Route, mit dem Auto. Pakete und Päckchen nimmt Olof natürlich auch, alles was nicht aufs Rad geht. Komisch war allerdings schon, dass er noch nicht dort war, wenn ich jetzt darüber nachdenke. Normalerweise beginnt er eine Viertelstunde vor mir. Vielleicht ist er ja krank, hat Pelle gesagt, aber angerufen und Bescheid gesagt hatte Olof nicht. Oder er verspätet sich, habe ich zu Pelle gesagt. Es kam schon mal vor, dass sich Olof verspätete, aber eigentlich nicht sehr oft.«
    Noch immer streichelte sie den Pudel, aber ihr Blick schweifte umher, durch den Garten, wo eine Lärche stand, auf der Spatzen herumhüpften.
    »Jedenfalls bin ich dann pünktlich los, ich musste ja meine Runde schaffen. Dass Olof zu Dienstbeginn nicht da war, habe ich wohl bald wieder vergessen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich vor seinem Haus stand. Es liegt eigentlich in der Mitte meiner Tour.«
    »Wie spät war es da?«
    Amina Ducaj überlegte.
    »Das müsste so um Viertel nach acht gewesen sein. Vielleicht halb neun.«
    »Und wie hast du ... ? Wie kam es, dass ...?«
    »Die Tür stand offen. Das war natürlich ungewöhnlich. Zuerst dachte ich ja noch, er habe sich wirklich verspätet, sei dann in der Hektik vielleicht ohne Schlüssel aus dem Haus und schließlich noch einmal schnell wieder rein. Das hätte die offene Tür erklärt. Ich bin also an die Tür und habe gerufen. Seine Post hatte ich in der Hand, diese Comichefte, die bekam er im Abo. Was soll ich sie in den

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