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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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Zwischen vier und sechs Uhr, hatte sie gesagt. Auch wenn die Häuser in der Straße relativ weit voneinander entfernt standen, gab es natürlich die Möglichkeit, dass einer der Nachbarn etwas Entscheidendes gesehen oder gehört hatte. Außerdem war in diesem frühen Stadium der Ermittlung jede Information über das Opfer ein Gewinn, denn außer der Tatsache, dass Andersson Landbriefträger gewesen war, wussten sie so gut wie nichts über ihn.
    Die Söderbergs waren eine junge Familie mit zwei Kindern, die sich unmittelbar vor dem Aufbruch in den Urlaub befanden. Hin- und hergerissen zwischen dem Stress, die letzten Dinge einzupacken und nichts Wichtiges zu vergessen, die quengelnden Kinder zu beschäftigen und die beunruhigenden Geschehnisse auf dem Nachbargrundstück zu verfolgen, wirkten die Eltern, die sich in ihren weißen Freizeithosen und bunten Hemden modisch bereits auf die Strände der Balearen oder eines anderen fernen Ferienziels eingestellt hatten, über Knutssons Auftauchen gleichermaßen genervt und dankbar.
    »Was ist denn bei Olof eigentlich los?«, wollte der Vater wissen.
    »Hoffentlich nichts Schlimmes?«, fragte die Mutter.
    Knutsson sah zu den Kindern, die auf den Koffern im Flur herumturnten. Sie waren vielleicht drei und fünf Jahre alt.
    »Habt ihr zehn Minuten Zeit?«, fragte er das Ehepaar. »Unter sechs Augen?«
    Die Söderbergs blickten gleichzeitig auf ihre Armbanduhren.
    »Fünf Minuten«, sagte die Mutter.
    »Vier«, sagte der Vater.
    Sie setzten sich in das Wohnzimmer. Knutsson gab sich Mühe, sich so behutsam auszudrücken, wie es eben ging, was ein hoffnungsloses Unterfangen war. Wie sollte man auch beiläufig erklären, dass der Nachbar ermordet worden war? Die Söderbergs waren schockiert, aufgelöst. Und nein, sie hätten in der Nacht nichts Ungewöhnliches bemerkt. Andersson sei ein Nachbar, von dem man nicht allzu viel mitbekomme. Er habe schon in dem Haus nebenan gelebt, als sie vor vier Jahren hierhergezogen seien. Einmal habe er sich eine Luftpumpe fürs Fahrrad ausgeliehen, ein anderes Mal eine Bohrmaschine. Man habe sich gegrüßt auf der Straße oder von Garten zu Garten, aber im Grunde wisse man nichts über ihn. Ihm sei wohl seine Ruhe wichtig gewesen, jedenfalls habe er auf sie den Eindruck gemacht, nicht übermäßig auf Kontakt aus zu sein. Daran, dass Andersson jemals Besuch von anderen Menschen bekommen habe, konnten sie sich nicht erinnern. Er sei halt sehr früh morgens mit dem Postwagen losgefahren und am frühen Nachmittag wieder zurückgekommen. Manchmal, vor allem am Wochenende, habe man Musik gehört. Oder eher seltsame Töne, wie die Frau sich ausdrückte.
    Am Ende des Gesprächs wirkten beide unschlüssig, ob sie überhaupt noch in der Lage waren, jetzt in den Urlaub aufzubrechen.
    »Wo nebenan doch so etwas Entsetzliches passiert ist«, sagte der Mann.
    Knutsson dachte an die Meute aus Journalisten, die früher oder später in die ruhige Straße in Lessebo einfallen würde.
    »Tut euch selbst und den Kindern einen Gefallen und fahrt!«, sagte er.
    8
    Anette Hultin schwitzte stark und das war alles andere als normal. Sicher, es war warm, weit über zwanzig Grad, aber üblicherweise reagierte ihr Körper auf solche Temperaturen nicht mit Schwitzen. Sie war eine durchtrainierte Sportlerin und konnte locker zwanzig, dreißig Minuten joggen, bevor sie zu schwitzen begann. Aber seit dem Moment, in dem sie das Wohnzimmer von Olof Andersson betreten hatte, transpirierte sie stark. Ihre Unterwäsche war nass und klebte am Körper, ein unangenehmes Gefühl. Sie versuchte das Bild des geköpften Menschen in dem blutgetränkten Sessel zu verdrängen, aber es gelang ihr nicht. So oft sie für einen Moment die Augen schloss, war das grauenhafte Szenario wieder da. Sie setzte sich für einen Moment auf eine der Stufen vor dem Eingang von Anderssons Haus. Noch immer standen die Kinder mit ihren Fahrrädern auf dem Bürgersteig und sahen herüber, eins hatte einen Lederball auf dem Gepäckträger seines rot und goldfarben lackierten Mountainbikes und trug das Trikot der Fußballnationalmannschaft. Die Erwachsenen hatten sich zurückgezogen.
    »Ist der Postbote wirklich tot?«, rief ihr der Junge mit dem Trikot nach einer Weile zu. Er war der älteste. Die anderen sahen ihn bewundernd an.
    Sie stand auf und ging zu den Kindern hin.
    »Es ist leider ein schlimmer Unfall passiert«, sagte sie.
    »Bist du seine Freundin?«, fragte ein Mädchen.
    Hultin versuchte zu

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