Rotzig & Rotzig
meinen Hund umbringen, sollten Sie besser sicherstellen, dass ich nie mehr auf freien Fuß komme. Weil Sie andernfalls einen amoklaufenden Privatdetektiv ...“
„Privatdetektiv?“, fiel mir Leblanc mit gespieltem Erstaunen ins Wort. „Gerade eben haben Sie sich noch als Hausmeister ausgegeben.“
„... am Hals haben“, fuhr ich fort. Und nahm mir die Zeit, ihn noch mal gründlich in Augenschein zu nehmen, vom perfekt geschnittenen Haar über die manikürten Fingernägel bis runter zu den hochglanzpolierten Spitzen seiner schicken Schuhe. Alles an ihm sagte: zu Höherem berufen. „Amok?“, fragte er gelassen. Ich legte mir meine Worte sorgfältig zurecht. „Irgendetwas in Echternach stinkt gewaltig, etwas, auf das sich die Medien wie die Geier stürzen werden, sobald ich es erst mal ans Licht gezerrt habe. Sollten Sie meinem Hund auch nur ein Haar krümmen, werde ich in jedem einzelnen Interview Ihren Namen, Leblanc, dermaßen mit Dreck bewerfen, dass Ihre Karriere sich davon niemals wieder erholen wird.“ Einen Moment lang sahen wir einander an, wogen einander ab.
„Okay“, entschied er dann und erhob sich. „Fahren wir.“
„Wohin?“
„Na, raus zum Tatort. Ihre Schilderung des Vorfalls überprüfen.“
„Wir nehmen Ihren Wagen“, befahl er, als wir vor das Krankenhaus traten. „Ich bin zu Fuß hier.“ Ich schloss den Toyota auf.
„Ich halte sowieso nichts davon, für jeden gottverdammten Meter einen Motor anzuwerfen“, fuhr er fort. Wir schwangen uns in die Sitze, Struppi knurrte, Leblanc sah ihn an und Struppi machte hmf und verstummte. „Mit anderen Worten“, sagte ich, startete und klopfte den Ersten rein, „Sie haben keinen Führerschein.“ Er sagte erst mal nichts, und ich fand es angeraten, nicht weiter auf dem Thema herumzureiten, während ich mich von Ampel zu Ampel durch die kleine Stadt quälte. Ampeln schalten, das können sie in Luxemburg. Fast so gut wie in Mülheim an der Ruhr. „Fünf Jahre habe ich auf diesen Wagen gespart“, brach Leblanc schließlich das Schweigen. „Fünf Jahre. Auf einen Porsche 964 RS.“
„In Blau“, riet ich.
„Maritim“, bestätigte er versonnen. „Ich habe ihn zwei Tage, zwei ganze Tage, ich lasse ihm ein bisschen die Zügel schießen, und was? Boff, Radarfalle. In Diekirch, ausgerechnet. Und damit noch nicht genug. Zweihundert Meter später kommt die Kontrolle.“
„Sie haben natürlich Ihren Dienstausweis gezeigt.“ Er nickte grimmig. „Dienstfahrt?, hieß es. Das solle ich doch bitte schön mit meinem Kollegen besprechen, in dem Transporter da hinten. Ich also in den Transporter, und wer sitzt da? Inspecteur Bastonnier. Ein gebürtiger Belgier.“
Wenn es möglich ist, das Wort „Belgier“ auszuspeien, dann hatte Leblanc das gerade getan. „Wie lange?“, fragte ich.
„Drei Monate“, antwortete er finster. „Langsam“, sagte er unvermittelt und deutete auf einen Starenkasten. Ich bremste, und der Toyota schlug beinahe quer auf der schneeglatten Fahrbahn.
„So, jetzt können Sie Gas geben“, meinte Leblanc und lehnte sich zurück. „Irgendetwas hänge ich ihm an dafür“, murmelte er, noch nicht fertig mit dem Thema Bastonnier. „Und wenn ich ihm Heroin unterschieben muss.“
Ein paar Minuten später bog ich von der Landstraße auf den Wanderweg ab, schaltete das Fernlicht ein und versuchte die Stelle zu finden, an der Berck gestürzt war. Das erwies sich als gar nicht so einfach. Erstens hatte es weiter geschneit, und zweitens war inzwischen das Quad abgeholt worden. Erst als das Tor zum Grundstück der Reiffs in Sicht kam, hatte ich einen Fixpunkt und stoppte. „Hier ist es.“
Leblanc stieg aus, blickte kritisch zurück. „Sie sind sich bewusst, dass Ihr Auto vier Spuren durch den Schnee zieht? Ich meine, selbst bei Geradeausfahrt?“
„Ja, ja. Ich hatte damit mal einen Unfall. Es müsste auf die Richtbank ...“
„Aber immer, wenn Sie den Vorschlag machen, lässt in der Werkstatt jemand ein Werkzeug fallen, alle hören auf zu arbeiten und starren Sie mit offenen Mündern an?“
„Na, ganz so ist es nicht ...“
„Das kann nur bedeuten, dass man Sie dort schon länger kennt.“ Leblanc schien auf eine rätselhafte Art sein Vergnügen an mir zu haben.
„So, nun zum Geschehen.“ Er breitete fragend die Arme aus, blickte um sich. „Wo standen Sie, wo Berck?“ Die Wolken hatte sich etwas gelichtet, fahles Mondlicht reflektierte vom weiß verschneiten Boden. Ich fand die Stelle, an der das Quad
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