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Rotzig & Rotzig

Rotzig & Rotzig

Titel: Rotzig & Rotzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Blubb macht.
    „Was denn, ich soll mich entfernen? Von einem öffentlichen Wanderweg? Ich gehe hier spazieren, Berck, und wenn ich will, die ganze Nacht. Und du kannst es mir nicht verbieten. In dieser Fantasieuniform hast du mir ungefähr genauso viel zu befehlen wie ein Tambourinmajor. Also schwing dich wieder auf dein Bobby-Car und hoppel davon.“
    Er verzog keine Miene. „Sie haben vollkommen recht. Sie können sich hier draußen frei bewegen. Und ich als Wachmann bin außerhalb des zu sichernden Grundstücks Privatperson. Da kann ich Ihnen gegenüber nicht ohne triftigen Grund ... tätig werden.“ Er zog einen Gummiknüppel, und ich machte unwillkürlich einen Schritt zurück. An Weglaufen war nicht zu denken. Dazu war der Weg zu glatt. Und die weiter lodernde Wut zu groß.
    „Pack mich an, und ich zeig dich an, Berck. Aber vorher schmier ich dich um.“
    „Ohne einen triftigen Grund, wie zum Beispiel...“ Übergangslos klatschte er sich den Gummiknüppel heftig gegen die rechte Seite seiner Stirn. Nahm den Knüppel wieder runter und sah mich starr an. Blut sickerte aus einer daumenbreiten Platzwunde in seiner Braue, und er zuckte nicht mal mit einer seiner weißen Wimpern. „Zum Beispiel Notwehr“, sagte er in unverändert formellem Tonfall, riss dann den Gummiknüppel hoch und hieb damit nach meinem Kopf. Hieb daneben, weil sich etwas in seine linke Wade verbissen hatte und heftig daran zerrte. Berck holte erneut aus, schlug nun wuchtig nach Struppi, und erneut daneben, weil ich ihm im selben Augenblick das Standbein unterm Hintern wegtrat. Mit rudernden Armen und strampelnden Beinen schlug er rücklings lang hin. Sofort rupfte ich ihm den Gummiknüppel aus der Hand, bereit zuzuschlagen, sollte er auch nur dazu ansetzen, sich aufzurichten. Überflüssig. Er dachte nicht mal daran. Sondern röchelte einmal und lag dann still, die Augen bei halb geschlossenen Lidern verdreht, dass nur noch das Weiße sichtbar blieb. Ach du heilige Scheiße.
    „Du kannst ihn loslassen“, sagte ich, und Struppi entspannte seine Beißmuskulatur, setzte sich, hustete einmal krächzend und schmatzte mit der Zunge, wie um einen ekligen Geschmack loszuwerden. Knüppel weiter in der Hand, mehr als nur ein wenig misstrauisch, kniete ich mich neben Berck. Er rührte sich nicht. Schließlich packte ich sein Haar und hob den Schädel an. Bercks Hinterkopf war ein einziger, rotdurchtränkter Schmier. Darunter ragte ein blutiger Stein aus dem eisigen, festgetrampelten Schnee. Mit der freien Hand zog ich Bercks Oberkörper ein Stück zu Seite, bevor ich den Kopf wieder sinken ließ, diesmal auf glatten Grund. Als ob das jetzt noch einen Unterschied machte.
    Immer noch etwas atemlos richtete ich mich auf, erinnerte mich meines Handys, fummelte es aus der Jackentasche, sah es aus meinen kalten fliegenden Fingern springen und auf dem Boden aufplatzen. Nach nur einem einzigen, vergeblichen Versuch, die ganzen Innereien wieder zusammenzusetzen, schmiss ich es erneut zu Boden und trat drauf.
    Dann blickte ich wieder hinab auf den reglosen Berck, und da erst kam mir der Gedanke an Fingerabdrücke. Hastig klaubte ich alles an Teilen wieder auf und verstaute sie in meiner Jacke. Fingerabdrücke ... am Gummiknüppel ... an den Gitterstäben ... Ich sah mich um. Wenn ich Berck mit meinem Schal an das Quad band und damit in irgendein Dickicht zerrte, hätte ich anschließend Zeit satt, alle Spuren zu verwischen und mir für den Rest des Abends ein sicheres Alibi zu verschaffen. Scheinwerfer näherten sich aus der Distanz, begleitet vom Geräusch eines enthusiastisch hochdrehenden Achtzylinders. Der Q7. Mit einem Ruck hatte ich meine Jacke ausgezogen und hängte sie über die Rückstrahler des Quads.
    Das Tor schwang auf, und der Audi fuhr ohne zu zögern hindurch. Wer immer drin saß, hatte uns nicht bemerkt.
    Ich zog mir die Jacke wieder an, griff zum Schal, und Berck stöhnte. Er war gar nicht tot, verdammich. Also holte ich den Toyota, kramte den Verbandskasten hervor, wickelte Berck eine dicke Mullbinde um die Runkel, dachte daran, bei den Reiffs zu klingeln und einen Krankenwagen kommen zu lassen, dachte an die Konsequenzen, sollte Berck inzwischen eingehen, seufzte, zerrte ihn auf den Rücksitz und fuhr ihn nach Echternach ins erstbeste Krankenhaus.
    „Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Ich habe ihn so auf dem Weg liegend vorgefunden, ins Auto verfrachtet und hergebracht. Und nun hab ich einen dringenden Termin im ...“
    „Trotzdem muss

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