Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotzig & Rotzig

Rotzig & Rotzig

Titel: Rotzig & Rotzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
Vom Netzwerk:
winzigen Unterschied, dass ich Sie in dem Fall jetzt nicht auf freien Fuß setzen würde.“ Ich sah ihn überrascht an. Er grinste schmal. „Unter einer Bedingung: Sie fahren mich vorher zurück in die Stadt.“
    „Das ist doch wohl kaum die einzige Bedingung. Sie lassen mich laufen, obwohl Sie mich drin behalten könnten. Nennen Sie mir den Grund.“
    Leblanc zog die Beifahrertür des Toyota auf, blickte unschuldig. „Na, meine Karriere“, sagte er.
    Ich parkte den Wagen auf der Rückseite der Tankstelle, außer Sicht. In der Ruhr City verschmilzt mein Toyota einfach mit dem übrigen Verkehr, doch in alldem liebevoll polierten Lack Luxemburgs fiel er auf wie ein unrasiertes Bein an einem Laufstegmodel. Leyla begrüßte uns stürmisch. Oder, na ja. Struppi, den begrüßte sie stürmisch, balgte mit ihm herum, knuddelte ihn. Mich lächelte sie eher flüchtig an, aber immerhin.
    Während der Hund gefüttert wurde, hockte ich mich an Leylas Telefon und wählte Heckenpennes' Nummer. Und während ich wählte, versuchte ich mich zum x-ten Mal daran zu erinnern, wie er eigentlich heißt. „Ja?“ Eis klirrte in einem Glas, als dem Fragezeichen ein Schluck folgte. Er war es, doch ich stellte mich trotzdem doof.
    „Mit wem bin ich da verbunden, bitte?“
    „Mit Hedgesleeper Solutions.“ Konnte oder wollte er sich nicht mit Namen melden? Ich versuchte es ein letztes Mal.
    „Und mit wem genau spreche ich?“
    „Kristof! Sag doch gleich, dass du meinen Namen vergessen hast.“
    „Hm.“
    „Das ist doch nicht schlimm. Alte Freunde dürfen mich weiter Heckenpennes nennen. Du willst wissen, wie weit wir mit deinen Nacktfotos sind. Nun, wir arbeiten dran, aber wir haben es hier mit einer extremen Verschlüsselungssoftware zu tun, fast schon Geheimdienstmaterial. Bei Gelegenheit würde ich gern erfahren, wo der Typ die herhat. Im Moment lassen wir unser eigenes Dechiffrierprogramm dagegen antreten, doch es ist ein bisschen so, wie wenn man ein Zahlenschloss durch systematisches Durchprobieren knacken will. Es braucht Zeit.“
    Ich bedankte mich, hängte ein und musste feststellen, dass ich immer noch nicht wusste, wie Heckenpennes richtig heißt.
    Leyla stellte eine Zwiebelsuppe vor mich hin und ein Bier daneben. Die Suppe war kochend heiß, deshalb verging ich mich erst mal an dem Bier und prostete Leyla zu. Sie setzte sich auf den Hocker neben meinem und sah mich erwartungsvoll an.
    Also gab ich ihr einen kurzen Abriss meiner jüngsten Unternehmungen und dessen, was sie so erbracht hatten. Es war eigentlich nicht viel, trotzdem war die Suppe alle und ein zweites Bier leer, bis ich damit fertig war. Es gibt solche Tage.
    „Reiff“, sagte Leyla. „Jean-Luc Reiff und Claude Berck. Glaubst du mir jetzt?“
    Struppi rollte sich unter dem Hocker zusammen und grunzte wohlig. Leyla löschte die Lichter, schloss die Vordertür ab. Ich steckte mir eine an und meinen Rüssel in ein weiteres Bier. Eine nicht von der Hand zu weisende Mattigkeit kroch mir ins Gebein. Nur der Kopf fand noch nicht zur Ruhe.
    Nachdem Jean-Luc Reiff lange genug das Mülheimer Jugendamt vorgeschoben hatte, um mich von den Jungs fernzuhalten, versuchte er es mittlerweile mit Gewalt. Warum? Übertriebener Beschützerinstinkt? Kaum. Ich stellte keinerlei Bedrohung dar. Nicht für die Zwillinge, hieß das. Gab es einen Zusammenhang zwischen Reiffs Verhalten und dem Foto auf Sieblings Rechner? Und der Tatsache, dass ich den Rechner hatte mitgehen lassen? Das würde dann bedeuten, dass der arbeitlose Putzer Siebling und der schnieke Diamantenhändler Reiff in Kontakt miteinander standen, möglicherweise schon länger. Oder konstruierte ich mir ein Hirngespinst? „Erzähl mir, was passiert ist, nach dem Selbstmordversuch deines Bruders“, bat ich Leyla und winkte ihr mit meinem leeren Glas. Eins noch, sagte ich mir. Dann wurde es Zeit für den Sack.
    Fertig mit dem Verriegeln der Tür, zapfte sie mir noch ein Bier, goss sich selbst einen Tequila ein und setzte sich mir gegenüber.
    Mit einem leisen Whump fiel ein Holzklotz im Ofen zur Seite. Wir waren allein, es war Winter, Nacht, wir hatten es warm und gemütlich. Eigentlich das ideale Setting für einen Flirt oder ein wenig neckischen Small Talk.
    Doch irgendwie wollte sich die entsprechende Stimmung nicht durchsetzen. Flirten ist aber auch nicht einfach, wenn einem die ganze Zeit die Döppen zufallen wollen.
    „Angelo überlebte den Sturz nur knapp, kam ins Krankenhaus, wurde mehrfach operiert. Unfall

Weitere Kostenlose Bücher